Landeshauptstadt: Retter der DDR-Kaufhallen
Potsdamer Investorenpaar saniert mit acht Millionen Euro drei leere Flachbauten – etwa am Schlaatz
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Stern/Zentrum-Ost/Schlaatz – Michael Hoier-Schönbeck schätzt alte, leerstehende Flachbau-Quader aus DDR-Zeiten – aus einem ganz bestimmten Grund. „Bei Arbeiten in solchen Bauten gibt es keine unliebsamen Überraschungen“, sagt der 41-Jährige und meint, dass bei DDR-Hallen typische Sanierungsprobleme wie Schadstoffe in alten Wänden oder Streit mit dem Denkmalschutz nur in Ausnahmefällen auftreten. Der Potsdamer Bauinvestor muss es wissen: Momentan werden unter seiner Führung zwei alte Flachbauten in den Wohngebieten Stern und Zentrum-Ost grundsaniert, außerdem plant er Umbau und Vermietung der ebenso leerstehenden Kaufhalle mitten im Schlaatz, dem Schilfhof 22.
Noch in diesem Monat, am 21. Februar, soll der erste der drei Flachbauten wiedereröffnet werden: Eine rund 800 Quadratmeter große Halle am Johannes-Kepler-Platz, in der künftig eine schon existierende Frisörkette und eine Sparkasse ihren Sitz haben werden. Das Projekt ist beispielhaft für die Art, wie Hoier-Schönbeck sich die rechteckigen Quaderbauten nach ihrer Renovierung vorstellt: Große Fensterfronten, verkleidete Dachschalen, die Wände gedämmt, um Energie zu sparen, im Inneren helle Gewerbeflächen. „Der Vorteil bei der Sanierung von diesen Gebäuden ist, dass sie alle ähnlich aufgebaut sind.“ So gebe es tragende Pfeiler an den Seiten und in der Mitte – drumherum sei viel Gestaltungsspielraum, sagt Hoier-Schönbeck.
So sieht es auch in der Lotte-Pulewka- Straße 8 aus. In dem zuletzt als Videothek genutzten und 1000 Quadratmeter großen Flachbau sollen sich ab April eine Apotheke und ein Bäcker ansiedeln. „Drei Seiten des Hauses möchten wir verglasen“, sagt Hoier-Schönbeck. Für das Bäckereigeschäft wird eine Terrassenfläche angebaut. Den meisten Platz jedoch braucht – wie früher schon einmal an selber Stelle – ein neu entstehender Schulspeisesaal für die angrenzende Grund- und Gesamtschule. „Der Raum soll auch als eine Art Aula genutzt werden“, sagt Hoier-Schönbeck. Mit der städtischen Immobilienverwaltung KIS sei dafür ein Mietvertrag für die nächsten zwanzig Jahre abgeschlossen.
Das größte Stück Arbeit steht Hoier- Schönbeck noch bevor: Derzeit plant er den noch für dieses Jahr anvisierten Umbau der 3000 Quadratmeter großen Kaufhalle im Schlaatz. Das seit etlichen Monaten leerstehende Bauwerk geriet sogar zum Thema im Oberbürgermeisterwahlkampf – nun will Hoier-Schönbeck es wieder beleben. „In einer der nächsten Bauausschuss-Sitzungen werde ich die Pläne vorstellen.“ Sicher sei, dass unter anderem ein Lebensmittelmarkt einziehen wird. Zwischen drei Interessenten müsse er sich dabei entscheiden, sagt Hoier- Schönbeck. Verhandelt werde noch, ob die Potsdamer Tafel e.V. einziehen könne. Er wolle die Kaufhalle als „Nahversorgungscenter“ für den täglichen Bedarf etablieren, inklusive Fleischerei und einem Laden für Haushaltswaren. „Hier am Schlaatz wohnen viele ältere Menschen, die derzeit nur an den Rand des Wohngebiets zu Rewe gehen können – das ist für viele eine echte Strapaze“, nennt Hoier- Schönbeck einen Aspekt seines Engagements für die Kaufhalle.
Denn wirklich reich, so sagt er, wird er mit der Hallen-Sanierung nicht – zumindest nicht gleich. Seine Frau Ulrike und er – mit ihrer Firma Grundkapital Immobilien sind die beiden gebürtigen Potsdamer seit 1994 im Baugeschäft der Landeshauptstadt aktiv – veranschlagen für die drei Hallen Investitionskosten von rund acht Millionen Euro. Mit den Zahlungen der Hausmieter wollen sie die nötigen Kredite abzahlen. „Von dem, was wir jetzt machen, werden später unsere beiden Kinder profitieren.“ Henri Kramer
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