Landeshauptstadt: Richstein bei Jakobs
Justiz- und Europaministerin spricht mit Vereinen und besucht Baustelle Schiffbauergasse
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Justiz- und Europaministerin spricht mit Vereinen und besucht Baustelle Schiffbauergasse Wenn sich Brandenburgs Justizministerin Barbara Richstein für Städtepartnerschaften interessiert, hängt das damit zusammen, dass sie auch für Europaangelegenheiten zuständig ist. Im „blauen Salon“ im Stadthaus ließ sie sich gestern durch Vertreter entsprechender Vereine über die Potsdamer Partnerschaften informieren. Als Maria-Luise Döring vom Perugia-Verein vorschlug, das Land möge ein Projekt aller fünf brandenburgischen Städtepartnerschaften mit italienischen Städten fördern, musste die Ministerin jedoch passen. Das Europaministerium sei eines mit dem kleinsten Etat und über Fördermittel verfüge sie überhaupt nicht. Für Oberbürgermeister Jann Jakobs war das Städtepartnerschaftsgespräch mit Barbara Richstein Anstoß, eine „Runde unter uns“, also mit allen Städtepartnerschaften, einzuberufen, um zu überlegen, wie aus diesem Kreise ein Beitrag zur Kulturhauptstadt-Bewerbung geleistet werden kann. „Ich komme mit leeren Taschen“, verkündete Richstein vorsorglich, als sie am Nachmittag in der Knobelsdorffstraße 7 eintraf. Hier hat der Verein „rückenwind“ seinen Sitz. Der Verein ist in einer Kooperationspartnerschaft mit dem Arbeits- und Sozialprojekte Brandenburg e.V. (ASPB) Träger der freien Straffälligenhilfe. Derzeit sind 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie zwei Auszubildende bei den genannten Vereinen beschäftigt. Die Stellen werden über die Arbeitsagentur finanziert. Tausend Euro brutto beträgt das Monatseinkommen. Wenn die Hartz IV-Gesetze wirksam werden, sollen es laut Geschäftsführer Michael Blume nur noch 800 Euro sein. Neben den fest angestellten Mitarbeitern sind weitere 10 bis 20 ehrenamtlich tätig. Sie betreuten im vergangenen Jahr 296 Personen, vier Prozent unter 18 Jahren und 51 Prozent zwischen 18 und 27 Jahren. Die Räumlichkeiten des ehemaligen Kindergartens „Toni Stemmler“ sind voll gestopft mit Second-Hand-Waren. Von der Couch-Garnitur über die elektronische Schreibmaschine bis zur Teetasse aus Jenaer Glas ist hier alles zu haben. Das ist eines von fünf Projekten, welche die Kooperationsgemeinschaft derzeit betreibt. Dazu kommen ein Arbeitsprojekt, Personal- und Stellenvermittlung, Haftbetreuung und Sozialberatung. Beide Vereine finanzieren sich über gefördertes Personal und über selbst erwirtschaftete Mittel. Barbara Richstein riet, bei den Richtern zu klingeln, um Geld aus Bußgeldern zu kriegen. Geschäftsführer Blume berichtete, dass er das bereits praktiziere. Die Ausbeute sei jedoch gering: 50 Euro in diesem Jahr. Immerhin konnte Richstein aus Lottomitteln 8000 Euro locker machen, wovon die Co-Finanzierung zweier Betreuerstellen ermöglicht werden kann. „Die Finanzsituation unserer Kooperationspartnerschaft ist immer sehr angespannt“, berichtet Blume, der sich eine stärkere Berücksichtigung bei der Vergabe von Projekten durch die Justizministerin und die Stadt Potsdam wünscht. Wunschprojekt ist ein Bürgerhaus Potsdam-West und Brandenburger Vorstadt mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit in der nicht mehr genutzten Haeckelschule. Dritte Station von Barbara Richstein war die Großbaustelle an der Schiffbauergasse – hier wieder in ihrer Eigenschaft als Europaministerin, denn die Europäische Union fördert den Standort. Günter Schenke
Günter Schenk
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