Landeshauptstadt: Richtfest mit Aussichten
Bisher 5,1 Millionen Euro für Aktionshalle und Museum „Fluxus+“ / Übergabe verzögert sich
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Berliner Vorstadt - Von einem „Schmuckkästchen der Landeshauptstadt“ sprach Erich Jesse, Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam, gestern auf dem Gelände der Schiffbauergasse. Es galt Richtfest für die so genannte Aktionshalle mit Foyer und dem Museum „Fluxus+“ auf dem Schirrhof zu feiern. Jesse nutzte diese Gelegenheit, glänzende Prognosen für die Zukunft zu geben. Denn ein „Schmuckkästchen“ soll der Schirrhof irgendwann einmal sein, wenn alle Arbeiten vor Ort abgeschlossen sind und aus der Sand- und Schlammwüste ein Parkplatz mit versiegelter Oberfläche geworden ist. Die Kulturträger von T-Werk, Galerie Kunstraum und dem Waschhaus werden diese Prognose mit einer gehörigen Prise Skepsis aufgenommen haben, denn schon lange genug müssen sie mit diesem Provisorium vor ihren Türen leben. Bemühungen, an dieser dem Publikumsverkehr nicht gerade zuträglichen Situation etwas Abhilfe zu schaffen, sind in der Vergangenheit fast immer gescheitert.
Die ersten Abbruch- und Sicherungsarbeiten an dem Gebäudekomplex, in dem früher unter anderem Pferdeställe untergebracht waren, hatten im Dezember 2005 begonnen. Insgesamt 5,1 Millionen Euro sind bisher in die Sanierung geflossen. Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen werden und die Gebäude an die zukünftigen Nutzer übergeben werden. Für „Fluxus+“ stehen in dem ehemaligen Pferdestall Ost 1370 Quadratmeter Haupt- und Nebennutzflächen zur Verfügung. Für Dezember ist die Eröffnung geplant. Das Museum für zeitgenössische Kunst will dann auf einer sich über zwei Etagen erstreckende Fläche von 800 Quadratmetern eine ständige Ausstellung präsentieren. Daneben ist ein weitläufiges Foyer, ein Café, ein „art+life-shop“ und mit dem „atrium“ ein Bereich für verschiedene Veranstaltungen geplant.
Die Aktionshalle, früher vor allem als Russenhalle bekannt, soll mit seinen 1300 Quadratmetern vom Waschhaus e.V. genutzt werden. Ursprünglich war die Übergabe des Foyers ab dem 12. und der Halle ab dem 21. September geplant. Vor knapp anderthalb Wochen erfuhr Waschhaus-Geschäftsführer Michael Wegener vom Sanierungsträger, dass die Übergabe sich um mindesten einen Monat verzögern werde. Mittlerweile ist von bis zu drei Monaten die Rede, wie am Rande des Richtfestes gestern zu hören war. Für das Waschhaus, das sich zu 75 Prozent aus Eigeneinnahmen finanziert, kommt diese Verzögerung einer Katastrophe gleich, da durch den gerade begonnenen Umbau des Waschhauses bestimmte Veranstaltungen schon ausfallen müssen, so Wegener.
Andreas Wandersleben, Sprecher für den Sanierungsträger, hatte gegenüber den PNN erklärt, dass durch die gestiegenen Baukosten Ausschreibungsverfahren aufgehoben und zum Teil mehrfach wiederholt werden mussten. Dadurch würden die beauftragten Firmen die vereinbarten Termine nicht einhalten können und so die verspätete Übergabe bedingen.
Erich Jesse sprach in seiner Rede hoch oben auf dem Baugerüst von einer „Gratwanderung zwischen Anspruch und Kostenzwängen“ während der zurückliegenden Sanierung. Es sei gelungen, in der zukünftigen Aktionshalle frei tragende Fachwerkbinder der Dachkonstruktion zu erhalten. In den Pferdeställen konnte ein Teil der alten gusseisernen Stützen für die neuen Stahlbetondecken wieder verwendet werden. „Trotz teilweise widriger Umstände und massiver Baupreissteigerungen landauf, landab, wird es uns gelingen, mit den Sanierungsarbeiten im wesentlichen im angestrebten finanziellen Rahmen zu bleiben“, so Jesse weiter. Von den zu erwartenden Verzögerungen bei der Übergabe sprach er nicht.
Dirk Becker
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