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Landeshauptstadt: Riesiger Schritt „Nach Vorn“

Skulptur aufgestellt / Fußball in der Schinkelhalle / „Nathan“ im HOT

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Berliner Vorstadt – Der zierlichen Chilenin Alejandra Ruddoff ist es nicht anzusehen, dass sie imstande ist, eine monumentale Plastik, wie sie an der Auffahrt zur Humboldtbrücke steht, zu schaffen. Doch die Künstlerin hat, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs berichtet, in einer primitiven Werkstatt in der Puschkinallee „bei bitterer Kälte“ das Werk zum zweiten Mal vollendet.

Im Herbst vergangenen Jahres hatten Unbekannte in einem „barbarischen Akt“ der Figur den Kopf abgeschlagen. Seit Sonnabend steht das restaurierte Werk wieder inmitten des Verkehrsgetöses an der Kreuzung Berliner Straße. „Nach Vorn“, so lautet der Titel des Kunstwerkes, dessen Aufstellung der „Initiative pro Schiffbauergasse“ zuzuschreiben ist. Für die Restaurierung stiftete diese 3000 Euro, die „restlichen“ 9000 Euro stellte das Land zur Verfügung. Die Chilenische Botschaft unterstützte das Vorhaben, indem sie die Flugkosten für die Künstlerin übernahm. Die endgültige Fassung des Werkes aus Metall dürfte mehrere hunderttausend Euro kosten, wofür die Initiative pro Schiffbauergasse zu Spenden aufruft.

Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, fand aufschlussreiche Worte für die „Nach Vorn“-Skulptur. „Leben wird nach vorn gelebt und nach rückwärts verstanden“, zitierte er Søren Kirkegaard und erinnerte daran, dass sich auf dem Platz zwischen Ab- und Auffahrt zur Humboldtbrücke einst ein Exerzier- und Pferdedrillplatz befand. Das „Nach Vorn“ bedeute auch, dass „wir die ungebremste Maschinengläubigkeit hinter uns gelassen haben“, anders als im Sinngehalt der Plastik dreier Motorradfahrer am Anfang der ehemaligen Avus-Rennstrecke von Max Esser (1885-1943), die eine oberflächliche Ähnlichkeit mit der von Alejandra Ruddoff aufweist.

Keine Figur könne die Entwicklung der Schiffbauergasse besser als „Nach Vorn“ symbolisieren, meint der Oberbürgermeister, denn in den letzten Monaten habe es auf dem Kultur- und Gewerbestandort riesige Fortschritte gegeben. Als Beleg führte Jakobs die Gäste am Sonnabend in die Schinkelhalle, eine ehemalige Reithalle, in der ein blaues Band aufgespannt war. Zusammen mit Hauptakteuren und ministeriellen Geldgebern durchschnitt er das Band und markierte damit die Übergabe des noch nicht fertigen Zentrums für Kunst und Soziokultur (ZKS) an die Öffentlichkeit.

Die Schinkelhalle wird künftig verschiedenen kulturellen und kommerziellen Veranstaltungen dienen. Wie Waschhaus-Geschäftsführer Michael Wegener bestätigte, werden zum Beispiel Übertragungen von Spielen der Fußballweltmeisterschaft auf einer vier mal sieben Meter großen Bildwand stattfinden. Und am 9. Juni gibt es ein Jazz-Konzert mit Señor Coconut & Band. Fast fertig ist der vom Waschhaus betriebene Pferdestall Süd, in dem am 19. Mai laut Wegener die „rauschende Eröffnung“ stattfindet. Der Pferdestall in der Nachbarschaft, betrieben vom T-Werk, öffnet am 11. Mai mit der Kosmos-Premiere. Das gesamte Bau-Ensemble ist maßgeblich vom Lübecker Architekten Helmut Riemann gebaut worden. An die Pferdeställe erinnern im modernen Inneren noch einige wenige Bauteile wie Futtertröge, Wandringe und Gesimse.

Intensiv arbeiten die Bauleute derzeit am Innenausbau des Theaters, das am 22. September öffnen wird. Am Sonnabend gab die Intendanz bekannt, dass eines der Eröffnungsstücke die Premiere von Lessings „Nathan der Weise“, zu dem derzeit bereits die Proben laufen, sein werde.

Günter Schenke

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