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Urlaub in Brandenburg: Ein Campingplatz für Erwachsene ist umstritten.

© Andreas Klaer

Von Guido Berg: Ritterschlag für Lübberding

Campingplatz-Chef freut sich über ADAC Award und übernimmt Patenschaft für den roten Milan „Sophie“

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Pirschheide - Die Zufahrt ist schnell überlastet. Jeeps mit großen Caravan-Anhängern fahren vor. Andere wollen mit ihren Wohnwagen abreisen. Der Außenspiegel des einen touchiert fast den Außenspiegel des anderen. Aber die Fahrer sehen es gelassen. Sie haben Urlaub. Ein Geländewagen, der einen besonders großen Anhänger zieht, hat einen Aufkleber am Heck. „Ich bin Bierschützer“ steht darauf. „Nein, nein“, meint der Betreiber des Potsdamer Zeltplatzes Sanssouci Gaisberg, Dieter Lübberding, „das sind keine armen Leute, die hier ihre Ferien verbringen. So ein Anhänger kostet leicht über 50 000 Euro.“ Lübberding kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Gegenwärtig ist sein Zeltplatz am Ufer des Templiner Sees zu 85 Prozent ausgelastet. Mit Beginn der Ferienzeit werden es 100 Prozent sein. Die Gäste kommen aus Holland, Frankreich oder Schweden. „Zur Fußball-Weltmeisterschaft waren auch Australier hier“, berichtet Lübberding. Und sie kommen aus ganz Deutschland, schließlich hat der Campingplatz den ADAC Award gewonnen. Das ist nicht der Campingplatz-Oscar, sondern „mehr als das“, freut sich Lübberding: „Es ist der Rittersschlag“. Immerhin kann sich kein Platz für diesen Preis bewerben. Der Gewinner-Platz wird ohne Zutun seiner Betreiber ausgesucht und ist dann der beste Zeltplatz unter 5000 anderen in Deutschland.

Aber gut ist nur, wer den Leuten etwas bietet. Der Campingplatz kooperiert mit dem Falkenhof Ravensberg, der Campingplatzbesuchern die Falknerei nahebringt. Aus diesem Grund hat Lübberding die Patenschaft für den roten Milan namens „Sophie“ übernommen, was immerhin den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Matthias Platzeck (SPD) bewog, am Freitag den Campingplatz zu besuchen. „Der rote Milan ist unser Wappentier“, sagt Platzeck, „wir nennen ihn nur Adler.“

Sorgen hat nur wer krank ist, sagt Lübberding. Allerdings sind die Ansprüche der Camper gewachsen. „Reichten früher 70 Quadratmeter, dürfen es heute 140 sein.“ Daher will Lübberding gern vier bis fünf Hektar umliegenden Forst kaufen und seinen Platz vergrößern. Sollte es gelingen, wäre das eine Vergrößerung des Campingplatzes um 30 Prozent. Dazu Lübberding: „Wenn Sie aufhören zu träumen, war es das. Sie müssen Visionen haben.“ Ebenfalls geplant ist der Bau von 20 bis 25 festen Finnhütten. Eine gesunde Mischung sei ein Campingplatz, der zu 80 Prozent von Campern und zu 20 Prozent von Gästen in festen Unterkünften genutzt wird. Dadurch werde die Saison verlängert. Auch könnten Schlechtwetterzeiten wirtschaftlich besser durchgestanden werden. Öffnen will Lübberding den Campingplatz für Themen wie Öko-Camping und Kohlendioxid-Neutralität. Schon jetzt arbeitet eine 42 Quadratmeter große Solaranlage auf dem Dach eines Duschhauses. Eine Anzeige informiert, dass die Anlage bereits 23 000 Kilowattstunden Strom produziert hat – dem Äquivalent von 2300 Litern Heizöl.

Vor dem Duschhaus steht eine große Blumenbank voller prächtiger Blüten. Eine Camperin lobt, wie sehr sich die Betreiber um die Blumen kümmern. Ohne Pflege wären sie bei der gegenwärtigen Hitze längst eingegangen. Sie und ihr Mann kommen mit ihrem Campinganhänger aus Niedersachsen gern an das Ufer des Templiner Sees. Zum ersten Mal waren sie vor 18 Jahren auf dem Zeltplatz, gleich nach der Wende. Bei der diesjährigen Urlaubsplanung hätten sie sich daran erinnert, dass auf dem Platz Gaisberg Sanssouci so große alte Bäume stehen. Bei der starken Sonneneinstrahlung in diesem Sommer sei Schatten sehr wichtig, sonst werde es zu warm im Campingwagen. „Da können sie sonst nicht einschlafen“ sagt die Dame. Toll an dem Platz finde sie auch den kostenlosen Shuttle-Bus zur Tram-Station.

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