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Landeshauptstadt: Rock und Fußball

Okean Elzy spielten vor 500 Fans in der City, Familie Schewtschenko besichtigte Potsdam

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Erst die Klagelieder, dann die Rockmusik. Die wohl berühmteste Band der Ukraine wartete am Donnerstagabend brav auf die Damen und Herren, die nach dem Konzert von Marco Beasley aus der Friedenskirche kamen. Aber gegen 21.30 Uhr konnte endlich ihr eigener Auftritt auf dem Luisenplatz beginnen. Fast 500 vor allem ukrainische Fans aus Potsdam, Berlin und Umgebung drängten sich vor der Fun-City-Bühne. Aber auch viele ukrainische WM-Touristen wie Olga Serdetschna. In ihrer Heimat sei ein Okean- Elzy-Konzert für sie unerschwinglich, weil die Karten so teuer seien, so die Studentin. Darum sei es wie ein Wunder, dass die Band hier kostenlos auftrete. Organisiert hatte das ukrainische Musikspektakel der ukrainische Fußballverband FFU. Dessen Präsident Gregorij Surkis hielt vor dem Auftritt eine Pressekonferenz ab. Auf die Frage einer ukrainischen Journalistin, ob sich die derzeitige Situation im Parlament auch in der ukrainischen Nationalmannschaft widerspiegele, wollte er jedoch nicht antworten.

In der Ukraine aber nutzen die politischen Gegner von Präsident Wiktor Juschtschenko die 4:0-Auftaktniederlage der Ukrainer gegen Spanien zum Frontalangriff. „Wie die Macht im Lande, so ist auch der Fußball“, wetterte Alexander Turtschinow, ehemalige Sicherheitschef von Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko der Komsomloskaja Prawda über das Team, dessen Trainer Oleg Blochin für die Sozialdemokraten im Parlament sitzt. Timoschenko, die der liberal-nationalen Partei angehört, wollte am Donnerstagabend angeblich die brandenburgische Landeshauptstadt besuchen – ganz privat, hieß es aus Sicherheitskreisen. Die Kellner im ukrainischen Zeltrestaurant auf dem Luisenplatz hatten der Ex-Präsidentin sogar einen Tisch reserviert. Doch der erwartete Gast blieb aus.

Stürmerstar Andrej Schewtschenko dagegen empfing gestern seine gesamte Familie im Mannschaftsquartier Seminaris- Seehotel an der Pirschheide. Nachdem er seiner Frau US-Model Kristen Pazik und den Eltern sein Zimmer gezeigt hatte, sah sich die Familie mit Freunden und Babysitterin für das kleine Söhnchen Potsdam an. Mit dem Bus, den sich die Schewtschenkos extra für die Stadtrundfahrt gemietet hatten, sollen sie außerdem ins Umland gefahren sein. Dort war Schewtschenkos Vater zwölf Jahre als Sowjet-Offizier in einer Kaserne stationiert gewesen. Mit ihren Frauen waren auch die Nationalspieler Andrej Gusin und Wladimir Jeserski unterwegs. Am Abend nach dem Spanien- Debakel sollen die beiden Paare in Potsdam verbracht und wenig deprimiert gewirkt haben. FFU-Präsident Surkis wirkte verärgert: „So ein Verhalten verwundert mich. Wer nicht für die Auswahl spielen will, der soll nach Hause fahren“, soll er ukrainischen Medien gesagt haben. Eventuell soll Trainer Blochin die beiden austauschen.

Unter den „Ukrainja“ jubelnden Okean- Elzy-Fans am Donnerstag waren jedenfalls keine Team-Mitglieder. Die lagen nach ihrem trainingsfreien Tag bereits wieder in den Betten. Denn laut Hotelchef Hartmut Pirl herrscht während der WM für sie ab 20.30 Uhr Nachtruhe. just

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