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Landeshauptstadt: Rocker-Krieg erreicht Potsdam

Zwei Gremium MC-Mitglieder vor einem Babelsberger Tanzcafé angegriffen – Rache am Sonntagmittag auf offener Straße

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Bei den „Berlin Harley Days“ hat die Polizei gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Rockerclubs Hells Angels und Bandidos verhindert. Dafür fielen am frühen Sonntagmorgen in Potsdam auf offener Straße Schüsse. Vor Clärchens Tanzcafé in der Großbeerenstraße in Babelsberg haben nach Informationen der PNN gegen 4 Uhr mutmaßliche Rocker der Hells Angels zwei Mitglieder des Gremium Motorrad-Clubs (MC) angegriffen. Ein 40-Jähriger aus Rehbrücke erlitt einen Steckschuss in den Fuß, einem 35-Jährigen aus Babelsberg wurde mit einem Messer durch den Oberarm gestochen. Am Nachmittag gegen 14 Uhr verübten dann Gremium- Rocker einen Racheakt. Auf der Schopenhauer Straße Ecke Hegelallee stoppten sie den Wagen eines Hells Angels-Mitglieds, zerrten ihn heraus und verprügelten ihn. Dabei wurde er leicht verletzt.

Damit bewahrheiten sich Befürchtungen der Polizei, die nach der Gründung eines Chapters der Hells Angels im März dieses Jahres vor einer verschärften Sicherheitslage in der Stadt gewarnt hatte. Bis dahin war der Gremium MC der einzige Rockerclub in der Landeshauptstadt. Diesem wird nachgesagt, die hiesige Türsteherszene zu kontrollieren. Wegen der Vorfälle am Sonntag war die Polizei im gesamten Stadtgebiet mit einem verstärkten Aufgebot präsent, zumal nach den „Berlin Harley Days“ zahlreiche Motorradrocker in Potsdam unterwegs waren.

Wie die PNN erfuhren, waren die meisten Gremium-Mitglieder am Wochenende zu einer Feier nach Frankfurt (Oder) gefahren. Die beiden am Sonntagmorgen verletzten Männer sollten in Potsdam die Stellung halten. Nach dem Angriff in der Großbeerenstraßen fuhren die Gremium-Mitglieder eiligst zurück und brachten ihre Kumpanen ins Bergmann-Klinikum. Dieses informierte schließlich gegen 5 Uhr die Polizei. Seither sollen sich zeitweise Gremium-Mitglieder vor dem Klinikum und auf der Krankenstation zum Schutz postiert haben. Gegenüber den Ermittlern machten die beiden Geschädigten jedoch „keine sachdienlichen Angaben“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Bislang hatten sich vor allem die verfeindeten Rockercliquen Hells Angels und Bandidos im Raum Berlin-Brandenburg teils gewaltsame Auseinandersetzungen vor allem in Cottbus, Eberswalde und Berlin geliefert. Meist ging es um die Vormacht in der Türsteherszene und damit um die Kontrolle über den Drogenhandel. Auch Prostitution und Waffenhandel werden ihnen nachgesagt. Nach einem vermeintlichen Friedensschluss auf höchster Ebene kam es in den vergangenen Monaten wiederholt zu extrem gewaltsamen Zusammenstößen.

Nun rückt der MC Gremium zunehmend ins Visier der Ermittlungsgruppe „Rocker“, die beim Kommissariat für schwere Kriminalität in Potsdam angesiedelt ist. Erst im Juni fanden die Ermittler bei einer Razzia im Gremium-Quartier an der Stadtrandsiedlung an der Nuthe ein ganzes Waffenarsenal mit Wurfsternen, Schreckschusspistolen, Baseballschlägern und Messern.

Zudem hatten Mitglieder des Rockerclubs im Januar einen Überfall auf ein Knutfest des Veterans MC in Kähnsdorf (Potsdam-Mittelmark) verübt, ihnen wird schwerer Raub und schweren Landfriedensbruch vorgeworfen. Teils vermummt waren sie mit Baseballschlägern, Tränengas und Schlagringen auf ihrer Opfer losgegangen weil sie die inoffiziellen Gründungsfeier eines neuen Motorradclubs verhindern wollten.

Alexander Fröhlich

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