Landeshauptstadt: Roggen in der Schallschutztür
Historische Mühle zeigt Getreide-Innovationen
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Historische Mühle zeigt Getreide-Innovationen Sanssouci - Deutlicher kann der Kontrast nicht sein: An dem einzigen Ort in Potsdam, wo das Korn noch zwischen schweren Mühlsteinen zu Mehl zerrieben wird, präsentiert sich eines der modernsten Institute, das das Getreide bevorzugt mit wissenschaftlichem Interesse in seine gehaltvollen Bestandteile zerlegt. Unter dem knirschenden Gebälk der Historischen Mühle von Sanssouci öffnete am Sonnabend eine Ausstellung des renommierten Instituts für Getreideverarbeitung (IGV) in Bergholz-Rehbrücke. „Für uns eine Gelegenheit zu zeigen, wie wir das Jahrhunderte alte Wissen des Kornmahlens für innovative Forschung und die Entwicklung neuer Nahrungsmittel nutzen“, beschreibt Dr. Uta Tietz vom IGV ein Motiv für die Präsentation an diesem sinnträchtigen Ort. Am Mahlvorgang selbst hat sich so viel nicht geändert: Noch immer wird gemahlen, geschrotet, gesichtet und gesiebt. Proben von Korn, Schrot, Grieß und Mehl veranschaulichen die traditionellen Arbeitsschritte. Das IGV aber hat es auf die Inhaltsstoffe abgesehen und informiert auf Wandtafeln über die Entwicklung gesundheitsfördernder Produkte durch die Anreicherung mit Ballaststoffen, resistenter Stärke und ungesättigten Fettsäuren. Dass mit Roggen nicht nur Brot gebacken wird, zeigen Exponate wie die Roggenfaserplatte ROFA für den Erosionsschutz im Gebirge und zur Begrünung unfruchtbarer Böden oder der aus Getreidegranulat hergestellte Dämmstoff Ceralith. Auch die mit Pflanzenfasern gefüllte Schallschutztür am Eingang der Mühle deutet die Potenzen des Getreides als nachwachsender Rohstoff für die Bauindustrie an. Für seine originellen Lösungen, vor allem im Lebensmittelbereich, ist das IGV längst bekannt. In einer Vitrine sind sie ausgestellt, die mit Spirulina-Algen angereicherten grünen Nudeln, Cornflakes mit Inulin und Jodsalz, das TopVital-Waffelbrot und Teigwaren mit Shiitake-Pilzen – gesunde Nahrungsmittel, die es bald auch in der Mühle zu kaufen gibt. Für den Geschäftsführer der Historischen Mühle Torsten Rüdinger ist die neue Ausstellung der Beginn einer „wirklich gleichberechtigten Kooperation“. So wird das Prüflabor des IGV, das derzeit die Brandenburger Getreideernte auf Gehalt und Schadstoffe hin untersucht, auch die Produkte aus märkischen Windmühlen analysieren. Pünktlich zur Ausstellungseröffnung erschien die erste „Rehbrücker Mahlpost“, ein vom IGV und dem Mühlenverein Berlin-Brandenburg herausgegebenes Informationsblatt über neue Trends in der Getreideverarbeitung. Demnächst soll eine „Mühlenfibel“ erscheinen, die den jüngsten Besuchern den Weg vom Korn zum Mehl aufzeigt und erklärt, wie viel Energie im Getreide steckt. Und auch bei der Konzeption einer neuen Ausstellung wolle man zusammenarbeiten. Für die Umsetzung, so der Mühlenchef, fehlen aber noch Sponsoren. Antje Horn-Conrad
Antje Horn-Conrad
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