Potsdam: Rollsportler stehen im Regen
Potsdams Rollsportler, der Inline Skater Hockey Club „Polarsterne“, fordern die Stadt auf, im Zuge der geplanten Sanierung des Humboldt-Gymnasiums die an das Gelände angrenzende Sportanlage zu sanieren und vor allem mit einem Dach auszustatten.
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Potsdam - Mit einem Architekten haben sie jetzt ein Konzept für eine mögliche Sanierung und Erweiterung der Anlage erstellt. Von der Stadt kam bisher kein Signal, ob und was saniert wird. Der Verein ist aber nach eigener Aussage schon wegen möglicher Aufstiegschancen in die 2. Bundesliga auf vernünftige Trainings- und Wettkampfbedingungen angewiesen.
Die Inline- und Rollsportanlage neben dem Blauhaus ist stark sanierungsbedürftig, insbesondere witterungsbedingte Schäden setzen dem Bodenbelag zu. „Der nur wenige Millimeter dicke Kunstharzbelag ist achtzehn Jahre alt“, sagt Tobias Borstel, Pressewart des Polarstern Potsdam e.V. Der Verein ist neben dem ESV Lok Potsdam und dem Verein zur Förderung des Hochschulsports Hauptnutzer der Anlage. Insgesamt trainieren hier regelmäßig etwa 1000 sogenannte Rollsportler. „Der Sport gehört zu den aufkommenden Trendsportarten“, sagt Borstel, „wir ziehen immer mehr Mitglieder und Zuschauer an“. Wenn aber nicht bald etwas passiere, laufe ihm der talentierte Nachwuchs weg. „Die Jungen gehen dann nach Berlin“, sagt er.
Denn trainieren kann man auf der Bahn in Potsdam nur, wenn das Wetter stimmt, also bei Trockenheit. Regnet es, wird abgebrochen, muss das Wasser jedes Mal zeit- und kraftaufwendig von der Spielfläche geschoben werden, falls das überhaupt geht. Viel schlimmer sind aber die Langzeitschäden. Durch eindringendes Wasser entstehen bei Frost feinste Risse, von unten drückt zusätzlich der sich langsam auflösende Beton. Das kann im Einzelfall gefährlich werden, zum Beispiel zu Stürzen führen. Die Witterungsschäden mehren sich, auch die Bande wackelt mittlerweile.
„Flicken des Untergrunds hilft nicht mehr“, sagt der Pressesprecher, „außerdem sieht das einfach nicht sehr ansprechend aus“. Der Verein in der Regionalliga Ost hat über 20 Meisterschaftsspiele jährlich zu organisieren, da darf es dann nicht regnen. In der vergangenen Saison musste der Verein zeitweise auf eine Berliner Anlage ausweichen. Über das Winterhalbjahr war sogar eine Halle zum Training angemietet worden, die Miete kam aus der Vereinskasse. „Mit frostigen Temperaturen haben wir kein Problem“, sagt Borstel, „mit Feuchtigkeit schon“.
Die Anlage stammt noch aus den sechziger Jahren, wurde zwischenzeitig als Eissportanlage genutzt. Von ursprünglich 30 mal 60 Metern schrumpfte sie auf 20 mal 40 Meter, dazu kommt ein 200 Meter langes Speedskating Oval. Flutlichtanlage, Banden und Drainage stammen von 1994. Vor zwei Jahren sponserte das Sportministerium drei mobile Tribünen, auf denen insgesamt 70 Personen Platz finden.
Die Polarsterne sind damit nicht zufrieden. Sie haben sie sich jetzt an die Stadt gewandt, bei verschiedenen Ausschüssen, das letzte Mal im November im Sportausschuss vorgesprochen. Mehrere Prüfaufträge waren das Ergebnis. „Wir freuen uns ja, dass die Halle bleibt, aber wir haben bisher kein Konzept für eine Sanierung gesehen, also haben wir eins gemacht, damit bedarfsgerecht saniert wird.“
Die Sportler wollen einen neuen Boden, neue Banden, neue Tribünen und vor allem ein Dach. 200 000 Euro könnte das kosten. Die Betriebskosten einer solchen modernen Anlage, die über das ganze Jahr zu nutzen wäre, liegen bei geschätzen 5000 Euro pro Jahr. Der Verein sieht ein großes nachwachsendes Nutzerpotenzial aus dem Vereins- und Schulsport und damit verbunden hohe Zuschauerzahlen im dreistelligen Bereich.
Nun, da das ÖPP–Verfahren für die Schulsanierung vom Tisch ist, muss sich der Kommunale Immobilienservice mit dem Thema auseinandersetzen. Die Stadt habe, so Pressesprecher Markus Klier, bei der Planung der Schulsanierung kein Dach für die Sportanlage bestellt, demzufolge sei das im Investitionsbudget des KIS auch nicht vorgesehen.
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