Landeshauptstadt: Rosen statt Hass
Eine neue Potsdamer Internetkampagne soll bundesweit über Hetze in sozialen Netzwerken aufklären
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Potsdam startet eine bisher bundesweit einmalige Kampagne gegen Hasspropaganda in den sozialen Netzwerken. Der Titel der Kampagne „Die Erben der Rose“ bezieht sich auf die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ der Geschwister Scholl gegen die nationalsozialistische Diktatur. Die Kampagne wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Am morgigen Dienstag soll die Initiative in Berlin offiziell vorgestellt werden.
In Potsdam wird die Kampagne vom Verein „Neues Potsdamer Toleranzedikt“ getragen. Die Botschaft des Vereins, der für ein tolerantes, aber nicht gleichgültiges Miteinander wirbt, lautet: Statt Verboten und Zensur lieber ein kompetenter Umgang mit manipulativen Inhalten in den sozialen Netzwerken. Dieser demokratischen Haltung entspringe auch die Kampagnenidee, heißt es. „Von Potsdam gingen in der Vergangenheit wichtige Signale aus – für Weltoffenheit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen“, sagt der Vereinsvorsitzende Christoph Miethke. „Da die sozialen Netzwerke im Internet zunehmend Teil unseres Alltags sind, sollten wir die Toleranzdiskussion auch auf dieser Ebene vorantreiben und bundesweit ein Zeichen setzen“, so Miethke weiter. Die Kampagne richte sich nicht nur an Jugendliche. Hass-Propaganda versuche auch Erwachsene zu manipulieren, ob es sich um das Thema Asyl handelt oder den Ukraine-Konflikt.
Erfinder und kreative Köpfe hinter der Kampagne sind der Komponist und Musiker Clemens Maria Haas, Frontmann der Gruppe San Ventura, und die Regisseurin und Multimedia-Produzentin Claudia Mielke. Der Wahl-Potsdamer Haas war in den 1980er-Jahren mit dem Neue-Deutsche-Welle-Hit „Katherine, Katherine“ als Sänger der Band „Steinwolke“ einem Millionenpublikum bekannt geworden.
Anlass der Kampagne sei die Verbreitung totalitärer Ideologien über das Internet, heißt es auf der bereits funktionierenden Internetseite www.stoppt-hasspropaganda.de. „Zunehmend nutzen extremistische Organisationen und Fanatiker im In- und Ausland soziale Netzwerke zur Verbreitung totalitärer Ideologien“, wird im Gründungsaufruf der Kampagne festgestellt. Extremisten setzten Bilder und Videos ein, die schockierende Gewaltdarstellungen oder manipulative Bild- und Musikmontagen enthalten. Oder es werden Fotos und Filme in falschen Zusammenhängen genutzt. „Diese Filme und Bilder sind manchmal sehr gut und subtil gemacht. Sie nutzen ein tatsächliches oder vermeintliches Unrecht aus und setzen es sehr emotional in Szene“, sagt Haas. Die ideologische Botschaft sei aber immer Hass: Hass gegen Andersdenkende, Andersgläubige oder Andersaussehende, so Haas
Dem will die Kampagne nun etwas entgegensetzen: Mit dem Slogan „Stoppt Hass-Propaganda! Erst prüfen, dann teilen“ und dem Symbol der „Erben der Rose“ werden die Nutzer von Facebook und anderer Netzwerke aufgefordert, sich nicht zum Handlanger von Hetze im Netz machen zu lassen. Kernstück zur Identifikation mit der Aktion sollen das San-Ventura-Lied „Die Erben der Rose“ und das Rosen-Symbol sein, das über die sozialen Netzwerke verbreitet werden darf. Weitere Tools bieten Hilfestellungen, einen wachen Blick gegen Hass-Propaganda zu entwickeln und die Kampagne weiterzutragen. Auf der Internetseite soll mit Beispielen und einer Checkliste aufgeklärt werden. Natürlich hat die Kampagne auch eine Facebook-Seite, die schon vor dem offiziellen Start fast 800 sogenannte Likes aufweist.
Auf der Homepage der Kampagne können sich Interessierte auch als Unterstützer eintragen lassen. Neben Politikern aus ganz Deutschland haben auch bekannte Potsdamer unterschrieben. Auf der Liste finden sich unter anderem „Subway to Sally“-Musiker Michael Boden, Turbine-Fußballerin Tabea Kemme, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Schauspieler Hannes Wegener.
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