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Landeshauptstadt: Rost im Wintergarten

Hans-Joachim Schmidt saniert die Villa des Holzhändlers Saran: Gaststätte und Pension sind geplant

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Potsdam-West – Das kann keine Maschine: Stück für Stück wäscht Hansi Kock die Dachziegel in einer Plastikwanne. Die schwarze Kruste, die sich in den vergangenen hundert Jahren auf die Steine gelegt hat, bürstet er in einer Speziallösung weg: Darunter kommt die ursprüngliche grüne Glasierung zum Vorschein. 40 bis 50 Ziegel schaffe er am Tag, sagt er. Insgesamt muss er einen Haufen von 1000 Ziegeln reinigen. Die ersten historischen Ziegel glänzen bereits wieder auf dem Dach des Hauses in der Zeppelinstraße/Ecke Am Kiewitt. Das denkmalgeschützte Haus wird momentan saniert.

Im Frühjahr 2008 soll es fertig sein, erzählt Hans-Joachim Schmidt. Er hat das Gebäude und das 2500 Quadratmeter große Grundstück im Februar 2007 gekauft – zusammen mit seiner Frau Cathrin und den 21 und 26 Jahre alten Söhnen Enrico Schmidt und Mario Grahl.

Die beiden sollen dann die Pension betreiben, die im Obergeschoss des Gebäudes eröffnen soll. Ins Erdgeschoss des ehemaligen Lehrlingswohnheims der „Deutschen Reichsbahn“ soll eine Gaststätte mit Biergarten ziehen: Für das Restaurant werde er allerdings einen Mieter suchen, so Schmidt, der auch die „Pension an der Havelbucht“ betreibt.

Eine Million Euro koste ihn Kauf und Sanierung des Gebäudes. Die Sanierungsarbeiten erfolgen nun in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde. Auch wenn die in den vergangenen Monaten mit der Kritik von Fernsehmoderator Günther Jauch und der Untersuchung durch den Berliner Baurechtler Ulrich Battis immer wieder für negative Schlagzeilen sorgte – bei ihm sei die Zusammenarbeit „perfekt“ gelaufen, erklärt Schmidt: Er habe kurzfristig Termine bekommen, die städtischen Denkmalpfleger hätten sogar den Kontakt zu den Erben der Ersteigentümer, dem Holzfabrikanten Wilhelm Saran, hergestellt.

Mit denen will Schmidt sich nun noch im September treffen, um die originalen Pläne des Gartengeländes auszuwerten. „Vielleicht entdecken wir einen alten Weg oder die Zaunfarben“, sagt Schmidt. Das Haus soll zwar modern sein, er will „aber die alten Sachen einbeziehen“, erklärt der Immobilienunternehmer.

Beim Rundgang durch den Haus fällt auf, dass sich die Räume an einigen Stellen bis zum Dach hin öffnen. Die drei Lichtkuppeln mit eingefärbtem Glas, die dort einmal saßen, sollen aber nicht wieder hergestellt werden: „Die sind nicht mehr zu retten“, so Schmidts Urteil. Im Dachstuhl ist es zu starken Nässeschäden gekommen, so dass ein ganzer Balken ausgewechselt werden muss. Auch das Parkett im Erdgeschoss muss erneuert werden. Gut erhalten dagegen sind die Schiebetüren, die geschnitzten Türrahmen und ein Kamin mit Marmorplatte im Kaminzimmer. Auch die dreifarbige Granittreppe im Eingang muss lediglich von Staub befreit werden. Am Aufwändigsten sei die Restaurierung des Wintergartens: Dafür muss das Stahlgerüst gründlich gereinigt, einige Felder ergänzt und das Ganze dann komplett neu verglast werden, erklärt Schmidt. Auch die originale Fußbodenheizung soll dabei wieder betriebsfertig gemacht werden.

Der Architekt Ernst August Petzholtz hatte die Villa 1899 bis 1901 für Saran errichtet. Zu DDR-Zeiten war sie Lehrlingswohnheim. An dem seit 1990 leer stehenden Haus hatte auch der Verein Rosenweiss Interesse gezeigt.J. Haase

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