
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Rostende Fassade
Zum „Tag der Architektur“ öffnet auch die neue Radioaktivitätsmessstelle auf dem Telegrafenberg
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Teltower Vorstadt - Am „Tag der Architektur“ am Sonntag, dem 26. Juni, sind wieder zahlreiche Neubauten in Potsdam und im Land Brandenburg erstmals für ein breites Publikum zu besichtigen. Mit dabei ist auch ein Objekt auf dem Telegrafenberg, bei dem die Architekten Matthias Thürigen und Martin Wiedemann fast alle Bauaufgaben zu erfüllen hatten, die die Gegenwart bereithält. Für den Deutschen Wetterdienst entwarfen die beiden Potsdamer eine Radioaktivitätsmessstelle. Diese war vorher Bestandteil der Flugwetterwarte am Flughafen Berlin-Tempelhof.
Nach der Schließung des Airports wurde die Radioaktivitätsmessstelle auf den Telegrafenberg verlegt, gegenüber dem historischen Messfeld der Potsdamer Säkularstation, auf dem bereits seit 1893 Wetterdaten erhoben werden. Entstanden ist die älteste und bedeutendste Wetterdaten-Messreihe der Welt.
In dieser Nachbarschaft stand zunächst die Aufgabe, ein altes Dienerhaus zu sanieren, einst bewohnt von Beschäftigten des Forschungsstandortes. Wie Architekt Thürigen gestern vor Ort erläuterte, konnte ein Fachwerk-Vorbau aufgrund des Verfallsgrades des Materials nicht gehalten werden und wurde daher vollkommen neu aufgebaut, also rekonstruiert. Neben Sanierung und Rekonstruktion von Alt-Architektur lieferten Thürigen und Wiedemann zudem einen Neubau, der ein Labor und einen Probenaufnahmeraum beherbergt. Wie Thürigen erläuterte, fand er bei den Denkmalschützern „überpositives Gehör“ mit seinem Vorschlag, den Neubau in einen Kontrast zum Altbau zu stellen. So besitzt es kein Walm- sondern ein Flachdach, welches begrünt wurde. Hinsichtlich der Fassade hat es in seinem Büro einen langen Findungsprozess gegeben. Letztlich entschieden sich die Architekten für wetterfesten Baustahl zur Verkleidung der Außenwand. Dieses Material werde relativ selten verwendet, erklärte Thürigen, da es wenig erprobt und recht teuer sei. Das herablaufende Eisenoxid, das am Boden bräunliche Spuren hinterlässt, müsse in Kauf genommen werden. Ferner entstand ein kleiner kubischer Verbinder, damit der rostbraune Neubau nicht in direktem Kontakt zum Altbau steht. Thürigen und Wiedemann positionierten den Neubau zurückgezogen, sodass das Augenmerk des Betrachters zunächst dem Altbau im Vordergrund gilt. Der Auftraggeber, der Deutsche Wetterdienst, habe erklärt, es sei „genau so geworden, wie wir das einmal besprochen haben“, berichtet Architekt Thürigen.
Die Radioaktivitätsmessstelle ist eine von 41 in Deutschland. Eingeweiht wurde sie am 6. Mai 2010. Die Baukosten betrugen Thürigen zufolge 700 000 Euro. In der Station wird die Radioaktivität der Umgebungsluft als auch des Niederschlagswassers gemessen, das im benachbarten Messfeld der Säkularstation aufgefangen wird. Die Luft zieht die Station durch drei seitlich aus dem Gebäude ragende Ansaugrohre. Registriert werden Alpha-, Beta- und Gammerstrahlen: Stationsmitarbeiterin Doreen Howe bestätigte, dass auch radioaktive Stoffe aus dem havarierten japanischen Reaktor Fukushima gemessen werden, so etwa Cäsium 137, Jod und das Edelgas Zenon. „Die Werte sind erhöht, jedoch nicht gefährlich“, versicherte Doreen Howe.
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