Landeshauptstadt: Rot-Rotes Hauptstadt-Duell Bei der Landtagswahl tritt Ministerpräsident Platzeck in der PDS-Hochburg an: SPD kann alles gewinnen – oder verlieren
Von Thorsten Metzner Es ist ein symbolträchtiger Kampf: Schon seit Jahren ringen SPD und PDS in Potsdam um die Vorherrschaft. Aber wie wird das bekannte rot-rote Duell in der Hauptstadt bei der Landtagswahl im Herbst ausgehen, nachdem die PDS bei der Kommunalwahl letzten Herbst 2003 die SPD deklassierte?
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Von Thorsten Metzner Es ist ein symbolträchtiger Kampf: Schon seit Jahren ringen SPD und PDS in Potsdam um die Vorherrschaft. Aber wie wird das bekannte rot-rote Duell in der Hauptstadt bei der Landtagswahl im Herbst ausgehen, nachdem die PDS bei der Kommunalwahl letzten Herbst 2003 die SPD deklassierte? Zwar geben sich die Sozialdemokraten optimistisch, beide Potsdamer Wahlkreise zu gewinnen: Schließlich geht kein Geringerer als ihr Brandenburger Spitzenkandidat, der frühere Oberbürgermeister und Regierungschef Matthias Platzeck, in den Ring. Trotzdem droht - wie selbst manche Genossen befürchten - der SPD erneut eine Zitterpartie in Potsdam. Was das Ganze so spannend macht: Platzeck will die PDS in ihren Hochburgen angreifen, in dem von den Neubaugebieten geprägten Wahlkreis kandidieren, den zuletzt PDS-Bundeschef Lothar Bisky holte. Zwar können die SPD-Strategen darauf setzen, dass Platzeck nach wie vor der beliebteste Politiker der Landeshauptstadt ist, die er von 1998 bis 2002 als Oberbürgermeister aus der Krise führte. Bei der 98er Kommunalwahl war Platzeck - auch in den PDS-Hochburgen - der Stimmenfänger für die SPD, die damals stärkste Partei im Rathaus wurde. Nur, das ist sechs Jahre her. Und die PDS rechnet sich durchaus Chancen aus, dem SPD-Ministerpräsidenten im eigenen Wahlkreis - CDU-Kandidat Sven Petke gilt als chancenlos - eine Niederlage zu bescheren. Platzecks Kontrahent, PDS-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, mit dem Platzeck bereits als Oberbürgermeister manchen Strauss ausfocht, ist für die SPD längst ein Angstgegner. Bei der Oberbürgermeisterwahl unterlag Scharfenberg nur knapp gegen Jann Jakobs. Und in den Neubaugebieten lag die PDS bei den letzten Wahlen klar vor der SPD - und zwar mit beachtlichem Abstand. Am Stern etwa holte die PDS bei der Kommunalwahl im Oktober 2003 stolze 48 Prozent, die SPD landete abgeschlagen bei 20 Prozent. Am Schlaatz oder im Kirchsteigfeld - auch diese Stadtteile gehören zum Platzeck-Wahlkreis - sah es für die SPD genauso trostlos aus. Reicht Platzecks Popularität aus, um bisherige PDS-Stammwähler zu gewinnen? Es ist bemerkenswert, dass der Regierungschef dieses persönliche Risiko eingeht, zumal er in dem für die SPD „sicheren“ anderen Wahlkreis antreten könnte, einer „bürgerlich“ geprägten SPD-Hochburg, zu der die Innenstadt oder sein Babelsberger Kiez gehören. Und Landtagspräsident Herbert Knoblich, der hier bislang gewann, ohnehin nicht wieder kandidiert. Die Folge: Auch im zweiten Potsdamer Wahlkreis scheint das Rennen offen, zumal es um die Kandidatur in der SPD ein heftiges Gerangel gibt. Es bewerben sich unter anderem die Kulturausschuss-Vorsitzende Monika Keilholz und die junge Vizefraktionsschefin Klara Geywitz, der intern die besten Chancen eingeräumt werden. Allerdings, auch Geywitz dürfte es schwer haben gegen die in der Stadt bekanntere PDS-Kandidatin Anita Tack, die sich als Landtagsabgeordnete profiliert hat und 1999 nur knapp gegen Knoblich verlor. Hinzu kommt eine in der SPD bisher unterschätzte Gefahr: In diesem Wahlkreis, in dem Wieland Niekisch für die CDU kandidiert, tritt für die Grünen mit dem Brandenburger Spitzenkandidaten Wolfgang Wieland ein Schwergewicht an. Das könnte der SPD Stimmen kosten. Lachender Dritter wäre die PDS.
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