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Landeshauptstadt: „Rote oder weiße Soße?“

Jann Jakobs bediente Schüler und Lehrer der Comenius-Förderschule gestern mit Nudeln

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Jann Jakobs bediente Schüler und Lehrer der Comenius-Förderschule gestern mit Nudeln Von Henri Kramer So viele Kinderfüße sind noch nie über den eine Woche alten roten Teppich im Restaurant des Voltaire–Hotels getrippelt: An diesem Freitagvormittag lädt das Haus die Comenius-Förderschule für geistig Behinderte zum Makkaroni-Essen ein. Hinter der Essens-Theke steht Oberbürgermeister Jann Jakobs mit Kochschürze, weißer Kochmütze und Suppenkelle und stellt leicht abgewandelt 130 mal die Frage: „Rote oder weiße Soße?“ Die Aktion findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt. „Letztes Jahr kam Herr Jakobs noch in unser altes Gebäude am Teufelssee“, erinnert sich Schulleiterin Edith Volkmer. Das Konzept war ähnlich: Die Stadt stellte die Getränke, das Voltaire-Hotel die Nudeln samt Carbonara-Sauce, Jakobs verteilte das Essen. Volkmer sagt: „Heute ist es schöner, weil alle Kinder zusammen in einem Raum sitzen können.“ Und noch etwas ist anders: Die rund 90 Schüler und ihre 30 Lehrer und Betreuer dürfen wählen, wie sie ihre Makkaroni essen wollen. Voltaire-Chefkoch Frank Auer hat eine klassische Bolognese-Soße mit viel Hackfleisch und eine helle Soße „Alfredo“ mit Schinkenstreifen und Champignons vorbereitet. „Herr Jakobs hat noch extra gewürzt“, sagt Auer Augen zwinkernd und legt Nudeln auf Teller. Diese gibt er an Jakobs weiter, der die Makkaroni jeweils in der gewünschten Sauce badet und jedem Kind persönlich einen „Guten Appetit“ wünscht. Der Geruch von italienischer Pasta liegt in der Luft, in einer langen Reihe stehen die Schüler in einer Schlange und schauen erwartungsvoll zu den zwei großen Soßentöpfen. „Für die Kinder ist es etwas besonderes, schließlich essen sie nicht jeden Tag in einem Hotel mit dem Bürgermeister“, sagt Direktorin Volkmer. Manche ihrer Schüler haben sich extra schick gemacht. Zum Beispiel der 18-jährige André, der mit weißem Hemd, blauem Jacket und schwarzer Fliege gekommen ist. Irgendwann ist er an der Reihe und darf seine Nudeln abholen. Jakobs fragt: „Rot oder weiß?“ André antwortet: „Beides.“ Die Stimmung ist locker und gelöst, weder bei Schülern noch bei Jakobs ist eine Anspannung zu merken. Nach einer Stunde sind alle satt, Chefkoch Auer muss nur noch ein paarmal Nachschlag verteilen. „Das waren jetzt 20 Kilo Nudeln und 30 Liter Soße“, sagt Auer. Derweil ist auch Jakobs mit Nudeln versorgt und hat die Küchenkluft abgelegt. Er singt mit den Kindern Weihnachtslieder, stellt unter Beifall Makkaroni-Koch Auer vor, lobt die Voltaire-Chefin Beate Fernengel. Die Kinder ihrerseits beschenken das Stadtoberhaupt und die Hotel-Geschäftsführerin. Fernengel bekommt von der 16-jährigen Maike eine Bleistiftzeichnung auf A3-Papier mit einem Engel und sagt spontan: „Das lasse ich mir einrahmen.“ Jakobs nimmt ein Märchen mit dem Namen „Der Weihnachtsengel“ entgegen, die 16-jährige Gloria hat es sich extra für ihn ausgedacht. „Ich schreibe oft Geschichten“, sagt die junge Autorin. Jakobs erhält noch ein Geschenk: Eine Collage mit Bildern des neuen Schulhofs der Comenius-Schule. In bunten Buchstaben steht darüber: „Vielen Dank für den neuen Schulhof.“ Die Comenius-Schule soll in die ehemalige Finkenwegschule ziehen, die derzeit umgebaut wird. „Jetzt ist gerade das Dach fertig geworden,“ sagt Volkmer. Nächstes Jahr soll nach ihrer Vorstellung wieder so ein Essen stattfinden. Jakobs sagt zu. „Dann aber in eurer neuen Schule,“ meint er.

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