Landeshauptstadt: Roter Kimono – grüner Tee
Im „Japanzimmer“ von Karin Krämer gibt es Authentisches und Schönes aus Fernost
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Eine Lampe sollte es sein, ein kunstvoll gefalteter Papierlampion. Nun geht die Kundin zusätzlich mit einem Hocker aus Bambusholz nach Hause. Und hat sogar mit einem Kimono geliebäugelt – das kraftvolle japanische Rot passt wunderbar zu ihren schwarzen Haaren. „Ich habe meine Wohnung sehr kultur-gemischt eingerichtet, ich liebe so etwas“, sagt Catrin Roll. Von dem kleinen Laden in der Lindenstraße, dem „Japanzimmer“, kann sie sich nur schwer losreißen.
Das freut Inhaberin Karin Krämer. Seit 2007 betreibt sie den kleinen Laden, der das Wort Zimmer ganz zu Recht im Namen trägt. Wie eine kleine japanische Wohnung ist das Geschäft eingerichtet. Mitten im Raum ein Futon – ist kein Bett!, betont Karion Krämer –, drumherum Regale, Sitzgruppen, Dekoration. Alles, was man mit Japan gemeinhin verbindet – bishin zum minimalistischen Teegeschirr – ein kleines fernöstliches Universum.
„Ich weiß nicht, warum man sich immer vergrößern soll – ich fühle mich wohl hier“, sagt Karin Krämer. 66 Jahre ist sie alt, das „Japanzimmer“ ist nicht ihr erstes Unternehmen. Als 1989 die Mauer fiel, entdeckte die Charlottenburgerin die Nachbarstadt. Hier wollte sie ihren Laden eröffnen. Zum Wohnen, sagt sie, sei Potsdam leider zu teuer.
Begonnen hat alles mit Shojis, leichte japanische Raumteiler, filigrane Holzrahmen, bespannt mit lichtdurchlässigem Papier. Sie und ihr Mann gestalteten damit ihre Wohnung und entdeckten, dass es dafür einen großen Markt in Deutschland gab. Sie bauten einen Online-Vertrieb auf, lassen die Shojis nach individuellem Kundenwunsch bei einem Tischler anfertigen. Bis heute verkaufen sich diese japanischen Wand- und Fensterlösungen gut, Karin Krämer und ihr Mann machen dann Hausbesuche – zum Maßnehmen und zum fachgerechten Einbau.
Die Produktpalette Made in Japan – bei Karin Krämer garantiert ohne negative Konnotation – wurde immer umfangreicher. Ein Laden musste her, gerade um die vielen herrlichen Kleinigkeiten präsentieren zu können. Es hat sie überrascht, wie groß der Markt für japanische Produkte ist. Schon Jugendliche interessieren sich für den fernen Osten. „Die finden über die Mangacomic-Szene oder den Sport – Akido, Tai Chi, Qi Gong – zu uns. Sie wissen oft erstaunlich viel über Japan und die ganze asiatische Lebensart und sparen ihr Taschengeld für etwas Schönes“, sagt Karin Krämer.
Auch das Ehepaar Krämer ist zu Hause japanisch eingerichtet. Zu einer Reise auf die Insel hat es bislang noch nicht gereicht – aus Zeitgründen. Aber vielleicht klappt es im kommenden Jahr. „Ich will Japan erwandern – von Kloster zu Kloster“, sagt sie. Alles, was sie über Japan weiß, hat sie sich angelesen oder von ihren Großhandelskollegen gelernt. Und erklärt gern, was es mit den vielen Katzen auf sich hat, die sie in verschiedenen Größen und Ausführungen anbietet . „Die Katze winkt das Glück herein“, sagt sie. Hilft das nicht, bietet sie einen Geldfrosch an: Ein grünes Fröschlein, das ins Portemonnaie passt und dort für Fülle sorgen soll.
Manchmal zündet Karin Krämer im Laden ein Duftstäbchen aus feinem Sandelholz an. Das bewirkt asiatische Entschleunigung, ganz in Ruhe kann man dann die vielen Kleinigkeiten betrachten, in der schlichten Schönheit des Designs versinken. Teeschalen und Kannen, Sushigeschirr, Reisschüsseln, Vasen und Dosen, darunter auch praktische, moderne Lunchboxen, hübsche Kästchen mit fest schließendem Deckel, damit das Sushi heile im Büro ankommt. All das ist für europäische Verhältnisse überraschend winzig – Puppengeschirrgröße. Daneben liegen Löffel und Stäbchen in verführerischer Vielfalt. Sogar eine Kindergröße gibt es, Stäbchen für kurze Finger und mit lustigem Design. Selbstverständlich gehören zu den Service auch winzige Ablagen für Stäbchen – vergleichbar mit Messerbänkchen.
Für fortgeschrittene Japanfans geht es auch eine Nummer größer, die komplette Wohnungseinrichtung könnte man hier bekommen. Weil die Japaner oft mit wenig Platz auskommen müssen, würde sich manches gut für enge Studentenzimmer eignen. Hier gibt es Futonmatten, die sich tagsüber schnell zusammenrollen lassen – perfekt auch für Besuch, Karin Krämers Enkelin schläft gern auf so einer Matte. Es gibt Tatamis, Reisstrohmatten, Hocker, Stühle und kleine Tische, die sich je nach Bedarf einfach verstauen oder hervorholen lassen. Meditationskissen, Leuchten aus Papier, Wandbehänge, Paravents, Fächer und Schirmchen geben den letzten Schliff. Und natürlich Bekleidung. Karin Krämer schwärmt für Kimonos. Sie hat gleich vier zu Hause – ein wunderbares Kleidungsstück sei das. Bequem – aber dennoch fühle man sich damit angezogen. Niemals würde sie einen japanischen Kimono mit einem deutschen Morgenmantel vergleichen. Bei ihr bekommt man sie in Baumwolle oder etwas hochwertiger in glänzender Seide, stets hübsch bemalt. 100 bis 200 Euro kostet so ein japanisches Gewand. Für ein komplettes japanisches Outfit bekommt man Zehensandalen, Zoris, und Getas, Zehensandalen mit hölzerner Sohle, und dazu passende Zehensocken, Tabi, damit es ein Ende hat mit der Knüddelei herkömmlicher Strumpfware.
Auch grüner Tee verkaufe sich gut. Als das Reaktorunglück in Fukushima passierte, hätten zwar einige gefragt, ob man den Tee noch trinken könne. Aber Karin Krämer beruhigt: Nur nicht hysterisch werden, findet sie. Und zündet ein Duftstäbchen an.
Lindenstr. 13, Tel (0331) 2006766
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