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Potsdamer in Posen. Nach der traditionellen Taufe ist Stefan Kiraj jetzt offiziell in die Nationalmannschaft aufgenommen worden. In der Leistungsklasse tritt er erstmals bei einer WM an.

© Christian Schroedter

Von Michael Meyer: Routiniers und Youngster

Stefan Kiraj empfahl sich mit dem U 23-EM-Titel im Zweier-Canadier für die WM in Polen, wo er und sieben weitere Potsdamer nun paddeln

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Da musste er vorher durch: Versteckspiel, gefärbte Haare und ein undefinierbares Getränk. Als Stefan Kiraj im Trainingslager der deutschen Rennkanuten diese Prozedur hinter sich hatte, war er von den Paddel-Kollegen „getauft“ und so offiziell in die Nationalmannschaft aufgenommen worden. Was der Canadier- Spezialist des KC Potsdam sportlich drauf hat, soll und will er ab Donnerstag dieser Woche beweisen – bei den Weltmeisterschaften im polnischen Posen (Poznan), wohin die deutsche Paddel- Flotte heute von Duisburg aus fliegt.

„Meine Aufregung hält sich noch in Grenzen“, sagt Stefan Kiraj vor seiner bislang größten Bewährungsprobe. Erstmals startet er nun bei Welttitelkämpfen der Leistungsklasse, nachdem er bisher bei den Junioren und in der U23 international um Medaillen gepaddelt war. So wie vor wenigen Wochen in Moskau, wo er sich bei den U23-Europameisterschaften jeweils über 200 Meter im Einer-Canadier Bronze und gemeinsam mit dem Berliner Björn Wäschke im Zweiercanadier Gold geholt hatte. Das überzeugte Chefbundestrainer Reiner Kiessler, der Kiraj/Wäschke daraufhin für Posen nominierte. „Das hat uns selbst überrascht“, gesteht Kiraj, der in Moskau eigentlich mit Cris Wend antreten sollte. Der Magdeburger erlitt bei hoher Hitze aber einen Kreislaufkollaps, so dass Wäschke einspringen musste. „Und es hat bestens funktioniert“, so der 21-Jährige.

In Posen wollen Kiraj und Wäschke zumindest ins Finale kommen. „Den Endlauf haben wir uns selbst als Pflichtziel gesetzt“, erklärt Kiraj, der aus Spremberg stammt und im Potsdamer Luftschiffhafen von Ralph Welke trainiert wird. Wobei der Havelstädter im Canadier nicht nur mit dem Zweier sprinten wird, sondern auch für die deutsche Viermal-200- Meter-Staffel vorgesehen ist. „Wenn wir dabei alle so toll fahren wie beim Weltcup in Duisburg, dann ist da eine Medaille drin“, glaubt er.

Während Stefan Kiraj der Youngster unter den acht Potsdamer WM-Paddlern ist, zählt Katrin Wagner-Augustin zu den größten Routiniers im deutschen Team. Seit 1985 schwingt sie das Paddel, 1993 wurde sie erstmals Junioren-Weltmeisterin im Viererkajak. Seitdem hat die gebürtige Brandenburgerin unter anderem vier Olympiasiege eingefahren, neun Welt- und elf Europameistertitel. Trotzdem ist die 32-Jährige immer noch erfolgshungrig. Beispielsweise im Einerkajak, den sie in Posen über die 500-Meter-Strecke paddeln wird. Ihre stärkste Konkurrenz dürfte wieder aus Ungarn kommen. „Ob nun Katalin Kovac gegen mich fährt oder eine andere Ungarin – diesmal hoffe ich endlich auf den Titel im Einer“, erklärt Wagner-Augustin, die im Soloboot immer noch Platz eins nachjagt.

Auch im Viererkajak wollen Katrin Wagner-Augustin, ihre Klubkollegin Fanny Fischer als Schlagfrau, die in Potsdam lebende Nicole Reinhardt vom WSV Lampertheim und die Leipzigerin Tina Dietze vor den Ungarinnen landen und so den im vergangenen Jahr verlorenen WM-Titel zurückholen. „Der Vierer läuft gut, so dass wir zuversichtlich sind, mit ihm wieder um Gold kämpfen zu können“, meint die Potsdamerin, die außerdem gemeinsam mit Fischer, Reinhard und der ebenfalls in Potsdam lebenden Magdeburgerin Conny Waßmuth in der Staffel den Vorjahres-Triumph wiederholen möchte.

Auch in der Kajak-Staffel der Männer wird mit Ronald Rauhe ein Potsdamer Routinier die 200 Meter propellern. Rauhes Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Sprint im K1, in dem er im vergangenen Jahr in Kanada Weltmeister geworden war. „Natürlich will ich meinen Titel verteidigen“, verspricht der 28-Jährige, der sich bis vor kurzem noch mit einem Hämatom im linken Oberschenkel herumgeplagt hatte. „Das bereitet mir jetzt keinerlei Probleme mehr. Auf den 200 Metern kann man aber immer schwer einschätzen, ob man wirklich gut in Schuss ist. Das merkt man meist erst im Wettkampf.“

Nachdem der Internationale Kanu-Verband im vergangenen Jahr die 200-Meter- Strecke olympisch machte und die 500 Meter vom Olympia-Programm strich, setzte bei den Rennkanuten eine stärkere Spezialisierung hin zu den Sprintern oder zu den Langstrecklern für die 1000 Meter ein. „Daher“, glaubt Ronald Rauhe, „werde ich es in diesem Jahr mit mehr Sprint-Spezialisten zu tun bekommen.“

Auch Stefan Kiraj konzentriert sich mittlerweile ganz auf die kurze Strecke. „Dass die 200 Meter olympisch wurden, kommt mir sehr entgegen, denn ich bin ein Sprinttyp“, sagt er.

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