Landeshauptstadt: Rückkehr der Heymüllerschen Sandsteingötter
Volkmar Hillig hat einen anspruchsvollen Job: Er baut mit seinen Leuten am Alten Markt die Giebelreliefs des Landtagsschlosses ein
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Als er 1990 zu den Bambergern kam, musste er als Ossi schon erst einmal beweisen, dass er es drauf hat. Natursteine verarbeiten, Reliefs restaurieren, Altes und Neues zusammenfügen, das ist nicht ohne, „das muss wirken wie aus einer Hand“, sagt Volkmar Hillig. Heute kann der 60-jährige Ingenieur für Natursteintechnologie, der sein Fach in Apolda studierte und mittlerweile Bauleiter und Prokurist der Bamberger Natursteinwerke GmbH ist, unumwunden sagen: „Ich kriege immer die heiklen Objekte in unserer Firma.“ Wobei seinen Leuten die Wiederanbringung der beiden Tympanonreliefs in den Giebeln der Kopfbauten des neuen Potsdamer Landtagsschloss am Alten Markt schon leicht von der Hand geht, wie eine Präsentation der Arbeiten am Mittwoch vor Journalisten verdeutlichte. „Wir haben 30 Jahre Umgang mit solchen Dingen“, sagt Hillig. 2007 haben die Bamberger Natursteinwerke am Neuen Museum in Berlin sogar 2000 Einzelteile einbauen müssen.
Demgegenüber scheinen die sieben Reliefplatten des Reliefs „Das Friedensopfer“ und die sechs Einzelteile für das Giebelrelief „Apollo mit den Musen“ noch vergleichsweise überschaubar. Dass diese beiden in den Jahren 1750 und 1751 entstandenen Kunstwerke des Bildhauers Johann Gottfried Heymüller (1715-1763) aber überhaupt noch existieren, ist keine Selbstverständlichkeit. Kurz vor der systematischen Sprengung der Schlossruine zwischen November 1959 bis April 1960 retteten Denkmalschützer die Reliefplatten Heymüllers – „ein Himmelfahrtskommando“, meint Kathrin Lange, Leiterin der Skulpturenwerkstatt der Schlösserstiftung. Auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerlehranstalt am Wildpark haben diverse Sandsteinteile des Stadtschlosses dann die Zeit bis zum Jahr 1989 überstanden. Die beiden Heymüller-Reliefs waren schon in den 1980er-Jahren auf den Schirrhof der Stiftung gebracht und dort sicher eingelagert worden. Eine „große Aufräumaktion nach der Wende“ im Wildpark habe dann zutage gebracht, dass auch zunächst gerettete Bauteile später verschwanden.
So wird im Knobelsdorffschen Treppenhaus das Gesicht eines der vier replatzierten Atlanten fehlen, obwohl die Restauratoren der Stiftung genau wissen, wie der barocke Marmorkopf aussieht: von einem Foto, das erst in den 1970er Jahren entstand. Kathrin Lange hofft, dass sich vielleicht doch noch jemand daran erinnert, dass Opa seinen Vorgarten mit einem Marmorkopf schmückt ...
Genau 307 Originalteile der ehemaligen Knobelsdorff-Fassade werden wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren, wie der technische Leiter des Baukonzerns BAM, Thomas Weber, erläuterte. Für ihn ist das erfolgende Zusammenfügen der Giebelsreliefs schlicht „ein Meilenstein“ des Gesamtprojekts, das im September mit der Übergabe an die Landtagsverwaltung ein bauliches Ende finden wird. Wie Kathrin Lange andeutete, muss es in einer Arbeitsgruppe aus Vertretern von BAM, Denkmalschutz, der Schlösserstiftung und der Firma Pro Denkmal bisweilen hoch hergegangen sein: Obwohl die Aufgabe stand, so viele der noch vorhandenen Spolien in die Fassade zurückkehren zu lassen wie möglich, sollte „das Bauwerk nicht als Ruine sichtbar sein“. Kathrin Lange sprach von „nicht einfachen Gesprächen“: „Die Linien der Architektur sollten erkennbar sein.“ Mit den beiden Tympanonreliefs kehrt der Skulpturenchefin zufolge „wieder Symbolkraft in dieses Objekt zurück“. So war etwa „Das Friedensopfer“ – laut Kathrin Lange von Friedrich dem Großen angeregt – „sicher im Kontext des Umbaus unmittelbar nach Beendigung des Zweiten Schlesischen Krieges zu verstehen“, teilte das Landesfinanzministerium mit.
Mit großer Freude betrachtete Barbara Kuster die Rückkehr der Heymüllerschen Götter – Prometheus, Chronos, der Gott der Zeit, Pallas Athene. „Viele Menschen sagen, sie seien gegen das Stadtschloss gewesen, doch jetzt finden sie es schön“, erklärte die Protagonistin der Bürgerinitiative Mitteschön. Allerdings, sagt die Kabarettistin, gelte es nun, um den von einem Neubau der Weissen Flotte bedrohten Lustgarten zu kämpfen: „Zu jedem Schloss gehört ein Garten.“
Naturstein-Fachmann Hillig hat als Dresdener viel Verständnis für die Wünsche, „etwas aus der Historie wiederherzustellen“. Hillig: „Ich bin sehr begeistert, daran mitarbeiten zu können.“
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