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Von Henri Kramer: Rückkehr zu Freiheit und Abenteuer

Neue „Ruby“s Tuesday“-Partys im Waschhaus stehen im Zeichen der alten Tradition des Jugendzentrums

Stand:

Auf der Mini-Bühne ein junger Gitarrist und sein Instrument, flauschige Klänge säuseln aus den Boxen. Die Musik ist von Normann Franz, einem Potsdamer Nachwuchstalent mit sanfter Stimme. Der Typ hinter den Klangreglern für den ruhigen Live-Sound des Waschhaus-Abends heißt Matthias Porep. Wie jeden Dienstag hat der Auszubildende viel zu tun.

Seit Anfang November organisiert der 26-Jährige die so genannten „Ruby“s Tuesday“-Parties im Waschhaus. Sie sollen dem Haus das alternative Image zurückgeben, das dem soziokulturellen Zentrum mit seinen Finanzsorgen und der Sanierung der Schiffbauergasse verloren ging. Die neue Partyreihe ist ein Experiment – und wirtschaftlich mutig, weil die Zahl der Gäste die Hundert kaum übersteigt. Porep sagt: „Wir wollen vor allem das frühere Waschhaus-Publikum ansprechen.“

Dafür wird jeden Dienstag die zweite Etage des Jugendzentrums umgebaut, stylige Tische und Stühle stehen dort, wo sonst die Tanzfläche ist. Die Bar nebenan ist in difus-rotes Licht getaucht. Bis 22 Uhr ist der Eintritt kostenlos, danach gibt es für Studenten Extra-Rabatte. Wer kommt, darf Potsdamer Musiker sehen, die bei ihren Auftritten auf elektronische Instrumente verzichten. Normann Franz kann das, hat Mut zu Tönen nahe der Stille. Den etwa 50 Zuschauern gefallen die leisen Klänge, nach einer Stunde verlangen sie Zugabe. „Habt ihr morgen etwa frei, oder was?“, fragt Normann Franz keck und spielt ein weiteres Stück aus seiner Chillout-Noten-Kiste. Danach läuft Matthias Porep mit einer Filmdose umher, der Künstler soll noch ein paar Münzen als Gage erhalten. „Mit der Reihe wollen wir gerade junge Potsdamer Künstler unterstützen“, sagt Porep.

So sind es kaum bekannte Namen, die beim dienstäglichen Abenteuer „Nachwuchsförderung“ im Waschhaus auftreten. Nächste Woche spielen The Dark Stars. Eigentlich bieten die Potsdamer dynamischen Alternative-Sound, die Umstellung auf Unplugged-Musik dürfte ihnen schwerer als Normann Franz fallen. Doch der Mix mit verschiedenen Stilen und Genres hat sich bei „Ruby“s Tuesday“ bisher bewährt, selbst eine sonst so lautstarke Metal-Band wie Dreadnought besann sich Anfang November auf melodeske Entspannung. „Wir suchen noch Bands für das nächste Jahr“, sagt Organisator Porep. Die einzigen Bedingungen: Solide Gitarrenkenntnisse und vor allem die Lust, frei aufzuspielen und nah am Publikum zu sitzen.

Sind die Konzerte vorbei, sollen die Zuschauer selber aktiv werden. Die Tische werden weggeräumt, Hits von den Killers oder den Red Hot Chili Peppers rauschen in die Tanzbeine. Noch sind es nicht so viele Feierwütige wie in den Hochzeiten der bekannten Club Color-Partys vor der Waschhaus-Krise. Doch es ist ein Anfang. Ein Experiment, bei dem neben dem wenig kommerziellen Konzept auch die qualmige Luft in einer eigens eingerichteten Raucherlounge an frühere Waschhaus-Zeiten erinnert.

Im Internet:

www.rubystuesday.de

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