Sport: Rückschlag
Frauenfußball-Bundesligist FFC Turbine Potsdam spielte gestern daheim nur 1:1 gegen den Hamburger SV
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Frauenfußball-Bundesligist FFC Turbine Potsdam spielte gestern daheim nur 1:1 gegen den Hamburger SV Mit versteinerter Miene saß der Trainer beim Abpfiff am Spielfeldrand, gingen die Spielerinnen vom heimischen Rasen. Bernd Schröder und seine Potsdamer Turbine-Fußballerinnen wussten gestern nachmittag im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion nach ihrem 1:1 (1:1) gegen den Hamburger SV, dass sie im Kampf um den Meistertitel einen herben Rückschlag erlitten hatten. Nach drei Bundesliga-Spieltagen liegt Turbine zwei Punkte hinterm Führungsduo Duisburg und FFC Frankfurt. „Ich hatte schon vor der Saison gesagt: Wer als erster strauchelt, ist erstmal im Hintertreffen. Jetzt wächst der Druck auf uns“, erklärte Mannschaftskapitän Aria- ne Hingst nach dem Abpfiff. Und Britta Carlson meinte: „Vielleicht weckt der Zugzwang, in den wir uns jetzt selbst gebracht hat, einige noch auf.“ Carlson wird heute ebenso wie Hingst, Nadine Angerer, Inken Becher, Jennifer Zietz, Conny Pohlers, Anja Mittag und Petra Wimbersky mit der Nationalmannschaft zu zwei Länderspielen nach Kanada fliegen. Der HSV war gestern der erste wirklich ernsthafte Gegner der Potsdamerinnen in dieser Saison – und brachte sie ordentlich ins Stocken. Die „Turbienen“ kamen vor 1123 Zuschaueren in Halbzeit eins nie richtig in Schwung und musste sogar das 0:1 hinnehmen, als sich Tanja Vreden nach langem Pass Katharina Freitags den Ball erlief und unbedrängt über die weit vorm Kasten lauernde Angerer einnetzte (39.). Zum Glück gelang noch vorm Pausenpfiff der Ausgleich: Cristiane tankte sich links durch, passte von der Torlinie in die Mitte, wo Hingst den Ball passieren ließ und Pohlers flach ins rechte Eck traf (45.). Das ließ auf Besserung hoffen, und nach dem Seitenwechsel war Potsdam wirklich optisch überlegen, ohne aus den zahlreichen Torchancen jedoch mehr zu machen. Allein Pohlers hätte den Sack zubinden können, traf den Kasten aber selbst unbedrängt aus Nahdistanz nicht (49., 77.) oder köpfte an die Querlatte (75.). Und Hingst fand gestern ihre Meisterin in der sehr guten HSV-Schlussfrau Bianca Weech (38., 56., 84.), ebenso wie Navina Omilade (52.). Am Ende schaukelten die Gäste, die bei Kontern immer wieder gefährlich vor oder im Turbine- Strafraum auftauchten, das Ergebnis clever über die Runden. „Unser Unentschieden gelang mit Glück, war aber auch nicht unverdient“, sagte später Hamburgs neuer Trainer Achim Feifel zur Partie. Coach Schröder ging währenddessen mit der eigenen Truppe hart ins Gericht. „Wir hatten heute acht Nationalspielerinnen auf dem Platz, die nun nach Kanada fliegen. Wäre ich Nationaltrainer, würde ich sie alle zu Hause lassen“, schimpfte er. „Wir haben in der ersten Halbzeit jeglichen Sinn fürs Fußballspielen vermissen lassen und als Mannschaft zwei Punkte verschenkt. Der HSV versuchte nach Ballbesitz viel besser als wir, Fußball zu spielen, und hat sich den Punkt redlich verdient.“ Mit einer Leistung wie gestern könne Turbine keine Titelansprüche stellen. „Jetzt muss die Mannschaft Charakter zeigen und aufpassen, dass wir nicht frühzeitig aus allen drei Wettbewerben fliegen.“ Zu Cristiane, der gestern nicht allzu viel gelang, erklärte Schröder später: „Sie hat das Tor gut vorbereitet, muss von den anderen aber mehr ins Spiel einbezogen werden.“ Die Brasilianerin wirkte wahrlich auf der linken Außenbahn oft recht verloren, und es mehren sich die Stimmen, die glauben, dass sie bei zentralerer Spielweise ihr Potenzial möglicherweise noch besser in die Mannschaftsleistung einbringen könnte. Turbine: Angerer; Carlson, Becher, Kuznik; Omilade, Hingst, Zietz, Cristiane (64. I. Kerschowski); Wimbersky, Pohlers, Mittag.
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