Landeshauptstadt: „Rückschlag für Wirtschaftsstandort“
Nach dem Aus für Potsdams Messe-Veranstalter fordert die IHK neue Konzepte für solche Veranstaltungen
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Der einzige private Messeveranstalter in Potsdam ist nicht mehr zu retten. Wie der Insolvenzverwalter der Messe Potsdam GmbH, Justus Schneidewind, auf PNN-Anfrage erklärte, „wird das Unternehmen jetzt abgewickelt“. Die Firma hatte pro Jahr rund zehn Messen organisiert, etwa zu Themen wie Gesundheit oder Heimtiere. Diese fallen nun aus.
Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte die Potsdamer Messegesellschaft Insolvenz beantragen müssen (PNN berichteten). Als Gründe wurden abnehmende Aussteller- und Besucherzahlen genannt. Zugleich hatte Firmengründer Michael Schulze angekündigt, er wolle sein vor zehn Jahren ins Leben gerufene Unternehmen mit verändertem Konzept sanieren.
Eine kostendeckende Weiterführung der Firma sei nicht möglich, sagte Insolvenzverwalter Schneidewind. Insbesondere die Nähe zur Messestadt Berlin sei erdrückend, etwa in Bereichen wie Tourismus oder Bauen. Verhandlungen mit möglichen Partnern seien ohne Erfolg geblieben, erklärte er. „Das ist bitter.“ Messechef Schulze gab sich dagegen kämpferisch: „Das ist nicht das Ende.“ Trotz der Abwicklung der Firma werde daran gearbeitet, in irgendeiner Form weitere Messen in Potsdam zu veranstalten – wenn auch nicht im bisherigen Umfang.
Die Messe-Pleite sei ein „Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Potsdam“, sagte Manfred Wäsche, Leiter des Bereichs Wirtschaft bei der Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK). Zugleich bescheinigte er der Landeshauptstadt trotz des Endes des Veranstalters ein Potenzial als Messestandort, insbesondere für Messen mit regionalem Fokus. „Städte in der Größenordnung Potsdams besitzen immer regionale Messen.“ Nötig seien neue Konzepte, um durch ein schärferes Profil neue Attraktivität aufzubauen. Jedoch sei es unmöglich, Messen in Konkurrenz zu Berlin zu etablieren, warnte Wäsche. In der Bundeshauptstadt werde sich auch weiterhin das internationale Messegeschäft konzentrieren.
Mit der Pleite verliert die Metropolishalle am Filmpark Babelsberg einen wichtigen Mieter. Filmpark-Geschäftsführer Friedhelm Schatz betonte allerdings, die Einnahmen aus den Messen hätten weniger als zehn Prozent des mit der Halle erzielten Umsatzes ausgemacht. Daher sei der Verlust des Mieters „nicht gravierend“. Gleichwohl wolle er zeitnah Überlegungen anstellen, ob er als Veranstalter von Messen selbst unternehmerisch tätig werde. Messen seien eine Frage der Konzeption, solche Veranstaltungen müssten Besucher heutzutage mit einem speziellen Event-Charakter überzeugen, sagte Schatz – und verwies als Beispiel auf die Frankfurter Buchmesse. Seine Metropolishalle sei als Messestandort geeignet, betonte Schatz – auch in anderen Städten wie Leipzig oder Berlin würden Messen eher am Rand der Stadt stattfinden.
Allerdings: Nach PNN-Informationen gingen die Besucherzahlen der Messe Potsdam deutlich zurück, seit sie ihre Veranstaltungen in der 2009 eröffneten und zumindest über den Nahverkehr nur schwierig zu erreichenden Metropolishalle durchführt. Zuvor waren die Messen in witterungsanfälligen Leichtbauzelten am Lustgarten in der Breiten Straße zu erleben. In der Innenstadt seien die Besucherzahlen der Messe Potsdam kontinuierlich gestiegen, betonte der Sprecher der Stadtverwaltung, Jan Brunzlow. „Das zeigt auch, dass Potsdam von Publikum und Firmen als Messestandort akzeptiert wurde.“
Derweil konzentriert sich die Stadtverwaltung darauf, dass in diesem Jahr wieder eine Märkische Bildungsmesse stattfinden kann. Die Messe Potsdam GmbH hatte den Termin absagen müssen, nun arbeitet die Stadt zusammen mit den umliegenden Landkreisen an einer Lösung. „Die Messe wird stattfinden – es wird nach einem geeigneten Termin gesucht“, sagte Brunzlow. Bei der Messe präsentieren jedes Jahr mehr als 130 Aussteller ihre Angebote zu Bildungsthemen, im vergangenen Jahr kamen rund 3000 Besucher.
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