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Landeshauptstadt: Rücksicht auf der Radpiste

Statt einer Markierung soll ein Schild den gemeinsamen Fuß- und Radweg am Landtag sicherer machen

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Innenstadt - Vormittags am Landtagsschloss: Es ist angenehm warm, keine Wolke am Himmel – bestes Wetter zum Spazieren oder Radfahren. Auch die vier Touristen auf ihren Leihfahrrädern genießen augenscheinlich die Szenerie. Nebeneinander fahren sie auf dem Weg entlang der Tramgleise, den sich Fußgänger und Radfahrer teilen, und blicken hinauf zum Landtag. An der engsten Stelle dann kommen sie einem entgegenkommenden Fußgänger nah. Der hat keinen Platz, um ihnen auszuweichen. Gefährlich wird es jedoch nicht, weil die Vierergruppe recht langsam unterwegs ist.

So glimpflich geht es nicht immer zu: Leser berichteten den PNN von brenzligen Situationen und Zusammenstößen. Allerdings wurde dabei offenbar niemand verletzt, zumindest gemeldet wurden die Vorfälle nicht. Einzig bekanntes Unfallopfer ist bislang eine 76 Jahre alte Rentnerin. Sie wurde Ende November – rund einen Monat nach Freigabe der Strecke – von einem Radler angefahren. Sie stürzte und brach sich die Schulter. Seitdem wird über den gemeinsamen Weg debattiert.

Nun tut sich in der Sache tatsächlich etwas: Kommende Woche soll dort ein Schild aufgestellt werden, das die Nutzer auffordert, Rücksicht zu nehmen, wie die Stadt auf PNN-Anfrage mitteilte. Hintergrund ist ein Beschluss der Stadtverordneten aus der vergangenen Woche. Sie hatten die Verwaltung beauftragt, über Sicherheitsmaßnahmen nachzudenken. Ursprünglich hatte die Linke in ihrem Antrag gefordert, einengetrennten Fuß- und Radweg zu markieren. Allerdings hieß es von der Verwaltung, dass die Breite für einen Radweg mit zwei Richtungen und den Fußgängerweg nicht ausreicht.

An der engsten Stelle zwischen der Auffahrt an der Gebäudefront und dem Geländer zur Tramstrecke sind nur etwa vier Meter Platz. Außerdem bestehe für eine Trennung von Fußgängern und Radfahrern keine Veranlassung, da die Verkehrsflächen unfallunauffällig seien. Im Klartext: Solange niemand verletzt wird, gibt es keine Markierung. Auch Bodenschwellen lehnt die Verwaltung ab. Diese würden für Radfahrer eine enorme Sturzgefahr bedeuten, hieß es.

„Jeder Unfall ist einer zu viel“, sagt dagegen Ulf Hildebrand vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der Verband habe schon während der Planung darauf hingweisen, dass es an der Stelle eng werden könnte. Er fordert nun mehr Rücksichtnahme – besonders von Radfahrern. Er kenne die Situation vor Ort. Das Verhalten einiger Radfahrer sei unverständlich. Die Schwächeren sollten Vorrang haben. Und das seien die Fußgänger. So sieht es im Übrigen auch die Straßenverkehrsordnung vor.

Eine Markierung lehnt auch Hildebrand ab. Ein eigener markierter Fahrstreifen für Radfahrer würde dazu führen, dass noch schneller gefahren und weniger Rücksicht genommen werde, befürchtet er. Stattdessen habe sich die Arbeitsgemeinschaft Rad, in der neben der Verwaltung auch die Polizei, der ADFC und die Verkehrsbetriebe vertreten sind, am Freitag geeinigt, an beiden Enden der Strecke Hinweisschilder aufzustellen. „Man sollte es erst Mal damit versuchen“, so Hildebrand.

Außerdem deutet sich ganz in der Nähe eine weitere brenzlige Stelle an: Die Ampel an der Einmündung der Humboldtstraße scheint für viele Fußgänger und Radfahrer allenfalls empfehlenden Charakter zu haben. Außerdem haben von der Langen Brücke kommende rechtsabbiegende Autos gleichzeitig mit den geradeausfahrenden Radfahrern grün. Zumindest am Dienstagvormittag schaute keiner der Radler nach links. Allerdings biegen derzeit nur wenige Autos in die Humboldtstraße ein – direkt hinter der Einfahrt zur Tiefgarage des Landtags ist die Weiterfahrt untersagt. Unfälle wurden bislang keine gemeldet. Gänzlich regelkonform verhielten sich am Dienstag zwei Erzieherinnen mit acht Kindergartenkindern. An der Ampel wurde gewartet, bis es Grün war, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen war.

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