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Hat fleißig trainiert in Potsdam. Die zweifache WM-Bronzemedaillengewinnerin Duan Jingli absolvierte mit Chinas RuderOlympiamannschaft ein mehrwöchiges Trainingslager am und auf dem Templiner See.

© Andreas Klaer

Potsdamer Rudersport: Rudern auf Chinesisch

Olympia-Ruderer aus dem Reich der Mitte waren mehrere Wochen in Potsdam zu Gast. Die Stadt will den sportlichen Austausch mit Fernost noch weiter intensivieren und hat dafür sogar eine besondere Imagebroschüre aufgelegt.

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Diese Investition soll sich auszahlen. Die Luftschiffhafen Potsdam GmbH hat eine neue Imagebroschüre für den Sportpark an der Zeppelinstraße aufgelegt – auf Chinesisch. Auf 15 Seiten werden in Bild und chinesischen Schriftzeichen Potsdam sowie die Sportstätten des Olympiastützpunktes vorgestellt. Ein illustrativer Vorgriff auf das, was mal kommen soll: „Wir wollen unsere sportlichen Beziehungen zu China ausbauen“, sagt Potsdams Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski. Auf „operativer Ebene“, wie sie sagt, seien auch Bundes- und Landesministerien beteiligt, um den sportlichen wie auch kulturellen Austausch zu intensivieren.

Man musste in den vergangenen Wochen kein allzu aufmerksamer Beobachter sein, um auf dem Sportareal am Luftschiffhafen die ersten Anzeichen des deutsch-chinesischen Beziehungsstatus wahrzunehmen. Die gesamte olympische Ruder-Mannschaft aus dem Reich der Mitte trainierte seit Ende April auf der Havel und in den Sportstätten am Seekrug. „Das ist ein Stützpunkt mit einer einzigartigen Tradition und erfolgreichen Vergangenheit“, erklärte der chinesische Botschaftsrat Chen Ping seinen Landsleuten, als er in der vergangenen Woche zu einem gemeinsamen Mittagessen mit den Ruderern und Potsdams Sportressort-Chefin Magdowski ins Kongresshotel Potsdam gekommen war.

Potsdams Ex-Erfolgstrainerin Jutta Lau coacht seit Jahren Chinas Ruderer

Eine war da schon abgereist: Jutta Lau, die erfolgreichste Rudertrainerin der Welt, die viele Jahre am Seekrug selbst aktiv war und dann als Coach gearbeitet hatte. Seit sechs Jahren lebt und arbeitet Jutta Lau in China und kam nunmehr mit dem Nationalteam an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Mitte vergangener Woche war sie bereits nach Luzern aufgebrochen, wo es dieser Tage noch olympische Qualifikationsrennen gab und sich ein Weltcup anschließt. „Durch Jutta Lau hat sich unser Training deutlich verändert“, sagt Duan Jingli, jeweils Bronze-Medaillengewinnerin im Einer bei den Weltmeisterschaften 2014 und 2015. Die größten Unterschiede zu früher würden in der Periodisierung des Trainings liegen, meint die 27-Jährige. Auch die Intensität einzelner Einheiten sei deutlich höher.

Rudern sei in China kaum bekannt, meint Duan Jingli. Ältere Menschen würden die Sportart gar nicht kennen, bei der jüngeren Generation werde sie durch Universitätsregatten etwas populärer. Umso überraschter sei sie gewesen, wie bevölkert der Templiner See an schönen Tagen gewesen ist. Nicht nur von paddelnden und rudernden Freizeitsportlern: Bei ihrem Training am 5. Mai habe sie sich über die vielen männlichen Ausflügler gewundert, die auf dem Wasser unterwegs waren. „Ich hatte mächtig mit dem Wellenschlag der vielen Motorboote zu tun“, erzählt sie. Später habe sie dann erfahren, dass Vatertag gefeiert wurde und welche Auswirkungen das haben kann. Auswirken soll sich das fünfwöchige Training in Potsdam auf alle Fälle bei ihrem Start in Rio. Es werden die ersten Olympischen Spiele der Chinesin sein. „Ich hoffe, die Zeit in Potsdam war hilfreich für die Spiele“, hatte Botschaftsrat Ping in seiner kurzen Ansprache erklärt. Auf alle Fälle war es hart: „An einem Tag bin ich 50 Kilometer gerudert und danach noch zehn Kilometer gelaufen“, erzählt Duan Jingli.

Magdowski fordert Einigkeit zwischen den beiden Potsdamer Rudervereinen

Über die Erfolgsgeschichte des Potsdamer Ruderstandortes wussten die chinesischen Gäste zunächst kaum etwas. „Das war mir nicht so bewusst“, bestätigt Duan Jingli. Erst als sie in den Trainingsstätten am Seekrug die vielen Fotos erfolgreicher Potsdamer Ruderer und Trainer sah, „habe ich begriffen, an was für einem Ort wir hier überhaupt sind“.

Dass der Seekrug derzeit eine ungewisse Zukunft hat, ist Potsdams Sport-Beigeordneten hingegen sehr wohl bewusst. Die Rathausverwaltung soll nach Willen des Stadtparlamentes prüfen, wie das Rudergelände in den Masterplan für das gesamte Sportareal am Luftschiffhafen integriert werden kann. „Mir ist Tradition wichtig, aber auch Leistungsorientierung“, sagte Magdowski gegenüber den PNN. Um eine Perspektive für den Standort zu entwickeln, brauche es eine wirtschaftlich vertretbare Lösung. Vor dem Hintergrund, dass aktuell in Berlin der Ruder-Bundesstützpunkt im Jungfernheideweg für 1,5 Millionen Euro erweitert wird, sagte die Beigeordnete: „So lange am Seekrug die beiden Potsdamer Rudervereine nicht Hand in Hand arbeiten, haben wir gar keine Chance, uns zu artikulieren.“ Da hilft auch kein Chinesisch in einer Imagebroschüre. 

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