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Landeshauptstadt: Rühren wie Paul Potts Mundharmonika-Spieler will Supertalent werden

Gesehen hat sie ihn fast immer, den Mann mit der Mundharmonika. „Er steht fast jeden Tag vor unserer Apotheke“, sagt Bianca Saborowski von der Königin Luisen-Apotheke in der Brandenburger Straße.

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Gesehen hat sie ihn fast immer, den Mann mit der Mundharmonika. „Er steht fast jeden Tag vor unserer Apotheke“, sagt Bianca Saborowski von der Königin Luisen-Apotheke in der Brandenburger Straße. Gestern spielte der Straßenmusiker Michael Hirte nicht in der Fußgängerzone, nicht vor der Apotheke und auch nicht an seinem anderen Stammplatz vor dem Karstadt-Kaufhaus. Denn am Samstag trat der Kartzower beim Fernsehsender RTL auf. In der Show „Das neue Supertalent“ spielte er das „Ave Maria“ von Franz Schubert. Nun geht es für ihn ums Weiterkommen.

5,7 Millionen Zuschauer sahen ihm am Samstag vor den Fernsehgeräten zu. Hirte in einem T-Shirt mit der Aufschrift „Potsdamer Stadtmusikanten“ rutschte beinah vom Bühnenhocker, bevor er zu spielen begann. Nach seinem Auftritt standen die Zuschauer im Saal, um zu klatschen, einige hatten Tränen in den Augen. Selbst Jury-Mitglied Dieter Bohlen sagte: „Ich fand“s hammermäßig. Wenn Du weiterkommen würdest und kurz vor Weihnachten Stille Nacht spielst, dann fange ich das erste Mal an, im Fernsehen mit den Tränen zu kämpfen.“

Vielleicht hatte der unbeholfene Auftritt von Michael Hirte die Zuschauer gerührt, vielleicht sein Lied, ganz bestimmt aber seine Geschichte, die er vor der Kamera  erzählte. Ein bisschen erinnert sie an den Briten Paul Potts. Zumindest versucht RTL sie so zu verkaufen. Potts, der arbeitslose Hobby-Tenor, hatte bei einem englischen Musikwettbewerb mit seinem Gesang angeblich Millionen Menschen zum Weinen gebracht und verkauft jetzt Millionen Platten.

Der 44-Jährige Potsdamer arbeitete früher als Lkw-Fahrer, bis er 1991 einen Unfall baute, erzählte er. Mit seinem Laster fuhr er gegen einen Baum. Zwei Monate lag er schwer verletzt im Koma. Als er aufwachte, konnte er auf dem rechte Auge nicht mehr sehen. Seitdem schlägt sich Hirte mit Gelegenheitsjobs durch. Zuletzt arbeitete er als Altenpfleger. Um für seine Familie etwas dazu zu verdienen, trat er regelmäßig in der Fußgängerzone auf. Auch Bianca Saborowski ging die Geschichte von Hirte ans Herz. Auch wenn sie ihn fast täglich sieht, gesprochen hatte sie noch nie mit ihm. Auch nicht Karstadt-Verkäuferin Manuela Weide. Trotzdem gehört Michael Hirte zu ihrem Alltag. „Bei schönem Wetter ist er immer da, sitzt auf einer Bank und spielt.“ Mal Pop, mal Klassik.

Seine Pausen verbringt er oft bei „XXL-Döner“. „Meistens bestellt er Kaffee oder Wasser“, sagt Mitarbeiter Ömer Erol. Ganz selten leiste er sich einen Döner. Hirte sei sehr ruhig, freundlich und grüße immer. Er wünsche ihm, dass er das neue „Supertalent“ werde. „Er hätte es verdient“, sagt er. Noch aber muss der Potsdamer sich mit anderen Kandidaten aus der gesamten Republik messen. just

Die nächste Supertalent-Sendung zeigt RTL am kommenden Samstag um 20.15 Uhr

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