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Potsdam: Rund 50 bis 130 Euro höhere Energiekosten
Für mehr als 80 000 Kunden der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) wird der Strom teurer. Für einen Ein- bis Zwei-Personenhaushalt kostet die Elektrizität ab nächstem Januar rund 56 bis 77 Euro mehr pro Jahr.
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Potsdam - Für Familien mit ein bis zwei Kindern beträgt der Aufschlag bis zu 129 Euro. Dazu müssen Zehntausende EWP-Nutzer 2013 mit höheren Gas- und Fernwärmepreisen rechnen. Auf der Gasrechnung kann das innerhalb eines Jahres im Schnitt 95 Euro mehr bedeuten, bei der Fernwärme sind es etwa 53 Euro. Dies erklärten die EWP- Chefs Wilfried Böhme und Holger Neumann am Donnerstag vor Journalisten.
Der Hauptgrund für die Preissteigerung ist nach EWP-Angaben die bundesweite Erhöhung der sogenannten EEG-Umlage, die auf den Strompreis zur Förderung Erneuerbarer Energien aufgeschlagen wird. Diese Umlage steigt um 1,685 Cent auf 5,277 Cent pro Kilowattstunde. Die EWP selbst erhöht aber um 3,218 Cent. Denn laut Böhme wachsen neben der EEG-Umlage noch weitere Beiträge, etwa zur Netznutzung oder zur Unterstützung von Windparks. Durch all diese Mehrbelastungen käme – zuzüglich Steuern – der Endpreis für die Kunden zustande, sagte Böhme. Noch im vergangenen Jahr habe die EWP eine moderate Erhöhung der EEG-Umlage im Sinne ihrer Kunden abfedern können, hieß es weiter. Doch die jetzigen Erhöhungen würden an die Verbraucher weitergegeben, weil das kommunale Unternehmen sonst Millionensummen aufwenden müsste und nicht mehr wirtschaftlich arbeiten könne, sagte Böhme. Er betonte, da erwartungsgemäß auch alle anderen Energieanbieter ihre Preise erhöhen müssten, werde die EWP beim Vergleichsportal Verivox weiterhin einen mittleren Platz einnehmen.
Die EWP erwirtschaftet jedes Jahr Millionengewinne. Allerdings werden davon unter anderem der ebenso zu den Stadtwerken gehörende Potsdamer Nahverkehrsbetrieb sowie die städtischen Bäder quersubventioniert. Neumann betonte, diese Vorteile sollten im Zuge der Preiserhöhung betont werden. Dennoch rechne er damit, „dass einige Kunden wechseln werden“. Dabei habe die EWP seit 2011 erstmals seit Jahren Kunden wieder hinzugewinnen können. Doch an den Mehrkosten für Erneuerbare Energien, die bundesweit für Debatten sorgen, „an denen kommen wir nicht vorbei“, sagte Neumann.
Auch Erdgas und Fernwärme werden teurer. So steigen die Gaspreise laut Böhme wegen höherer Bezugskosten sowie steigender Netzentgelten plus Steuern um 0,381 Cent pro Kilowattstunde. Davon seien rund 16 000 Kunden betroffen, hieß es. Böhme betonte, seit 2009 habe die EWP die Preise des vor allem aus Russland gelieferten Gases dreimal gesenkt. Zugleich klettert der Fernwärmepreis um 0,357 Cent pro Kilowattstunde. „Das betrifft aber nicht die Mieter der großen Wohnungsgesellschaften“, sagte Böhme. Mit denen würden Verträge mit einer Preisbindung bis Ende 2013 eingehalten. Insgesamt beziehen 60 Prozent der Potsdamer Haushalte EWP-Fernwärme. Im Vergleich zu anderen Gas- und Fernwärmeanbietern in Brandenburg gehöre sein Unternehmen aber weiter zu den günstigsten Versorgern, so Böhme.
In der Stadtpolitik stößt die Preiserhöhung, die der EWP-Aufsichtsrat schon bestätigt hat, auf Verständnis. Selbst Johannes von der Osten-Sacken, Fraktionschef der häufig Stadtwerke-kritischen FDP, sagte, im Zuge der Energiewende sei die Preissteigerung erwartbar gewesen. SPD-Chef Mike Schubert sagte, ohne die Erhöhung seien die Stadtwerke langfristig gefährdet. Schubert sitzt im Aufsichtsrat der EWP, genau wie Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Er verwies auf einen Antrag seiner Fraktion für die Stadtverordnetenversammlung am 7. November: Darin fordert die Linke, dass Stadtverwaltung und EWP gemeinsam Vorschläge für einen Sozialtarif für Hartz IV-Bezieher erarbeiten sollen. Gerade Geringverdiener seien von höheren Energiepreisen betroffen, sagte Scharfenberg.
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