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Jüdisches Leben in Potsdam. Die Ausstellung wurde gestern eröffnet. 

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Russisch, die neue Sprache der Juden Schau: „Jüdisches Leben in Potsdam“ im Kibuz

Innenstadt – Der Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung zum 70. Jahrestag der Pogromnacht ist bewusst gewählt: „Es gibt keine Zukunft und keine Gegenwart ohne Vergangenheit“, sagt Nikolai Epchteine, der Leiter des Potsdamer Kultur-, Integrations- und Beratungszentrums (Kibuz) zur gestrigen Vernissage über „Jüdisches Leben in Potsdam“.

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Innenstadt – Der Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung zum 70. Jahrestag der Pogromnacht ist bewusst gewählt: „Es gibt keine Zukunft und keine Gegenwart ohne Vergangenheit“, sagt Nikolai Epchteine, der Leiter des Potsdamer Kultur-, Integrations- und Beratungszentrums (Kibuz) zur gestrigen Vernissage über „Jüdisches Leben in Potsdam“. In der ständigen Ausstellung wird die Vergangenheit und Gegenwart der Juden und ihrer Gemeinde in Potsdam gezeigt – zusammengestellt von Potsdamer Juden.

Es sind Menschen wie Faina Pimenura, die als Kontingentflüchtling in den 90er Jahren nach Potsdam kam. „Mich hat es schon aus beruflichen Gründen interessiert, wie die Juden in Potsdam lebten und leben“, sagt die studierte Historikerin. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde begann sie vor gut einem Jahr, Archive zu sichten, Dokumente auszuwerten, Bilder zu sammeln, mit Menschen zu sprechen. Zu sehen sind neben alten Dokumenten und Schautafeln über die Historie vor allem Exponate aus heutiger Zeit: Bücher, die die oftmals arbeitslosen Kontingentflüchtlinge in ihrer Zeit in Deutschland schreiben, aber auch Diplome und Doktorarbeiten, Patente und Erfindungen, die dokumentieren, dass es vor allem Höhergebildete und Akademiker sind. „Es ist schade, dass diese Potenziale von Deutschland nicht genutzt werden“, bedauert Epchteine. Dafür konnten sie nun bei der Ausstellung ihr Fachwissen einbringen. Zusätzliche Beratung kam vom Potsdamer Historiker Klaus Arlt.

Die Ausstellung ist sehr russisch geprägt. Denn fast alle Juden in Potsdam kommen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Als sich die jüdische Gemeinde in der brandenburgischen Landeshauptstadt nach der Wende neugegründet hatte, lebten nur noch zwei Juden in Potsdam. Heute werden rund 1000 Juden gezählt, die Gemeinde selbst hatte 2007 jedoch nur 396 Mitglieder. Der Grund: „In der Sowjetunion wurde die jüdische Abstammung vom Vater abgeleitet, bei unserer religiösen Abstammung – die schließlich auch die Aufnahme in die Gemeinde ermöglicht – ist aber die Mutter maßgeblich“, erklärt Epchteine. Ihre Gottesdienste finden heute im Plattenbau in der Schlossstraße ab. Die Potsdamer sammeln aber für eine neue Synagoge an dieser Stelle. Die alte, die am heutigen Platz der Einheit stand und schon in der Pogromnacht zerstört wurde, musste 1955 einem Wohnhaus weichen.Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an sie.KG

Für die Ausstellung „Jüdisches Leben in Potsdam“ im Kibuz in der Berliner Straße 148 sollte man sich unter Telefon (0331) 298546-11 anmelden.

KG

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