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DIE KANAL-GESCHICHTE: Sacrow-Paretzer-Kanal: Ausbau „nicht vor Sommer 2008“

Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost will Planverfahren bis Ende 2007 abschließen / „Wieder neue Biber da“

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Marquardt – Still ruht der See, wenn es um die Pläne für den Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals geht – doch die Ruhe täuscht: Das Wasserstraßenneubauamt Berlin will die Potsdamer Wasserstraße zwischen Jungfern- und Schlänitzsee nach wie vor verbreitern und vertiefen. Und die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost in Magdeburg arbeitet weiterhin am Planfeststellungsverfahren für den Kanalausbau als Teil des Havelausbaus und des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 17. „Ende dieses Jahres rechne ich mit dem Planfeststellungsbeschluss“, erklärte die Leiterin der Direktion Planfeststellung, Christiane Mende, auf PNN-Anfrage. Mit dem Planfeststellungsbeschluss seien alle Genehmigungen für alle Rechtsgebiete erteilt. Das Wasserstraßenneubauamt könne dann die Ausbauleistungen ausschreiben. Mit dem Beginn des Kanalausbaus rechnet sie aber „nicht vor Sommer 2008“.

Die Bauzeit werde nach Auskunft des Leiters des Wasserstraßenneubauamtes, Hans-Jürgen Heymann, vier bis fünf Jahre betragen. Gegenwärtig finde die „Prüfung umweltrelevanter Dinge“ statt. „Wir wollten eigentlich schon in diesem Jahr mit dem Bau beginnen“, so Heymann. Doch von der Europäischen Union in Brüssel würde das Umweltrecht häufig aktualisiert. So müsse derzeit gemäß EU-Artenschutzprogramm überprüft werden, wie negative Auswirkungen des Ausbaus auf Biber und Zauneidechsen vermieden werden können. So würden etwa Biberburgen umgesetzt. Dies sei laut Christiane Mende von der Planfeststellungsbehörde schon in einem Fall geschehen – allerdings ohne Erfolg aus Sicht der Ausbauplaner: „Es sind wieder neue Biber da.“

Heymann zufolge soll der Sacrow-Paretzer-Kanal verbreitert und dafür das nördliche Ufer abgebaggert werden. Die Wassertiefe werde auf vier Meter gebracht. Lediglich der Nedlitzer Durchstich bleibe „einschiffig“ passierbar und als Engpass erhalten. Im übrigen Teil sollen „Großmotorgüterschiffe“ von 11,40 Meter Breite und einem Tiefgang von 2,80 Meter aneinander vorbeifahren können. Schubverbände sollen eine Länge von 185 Meter erreichen.

Die Stadt Potsdam hat den Kanalausbau in einer Stellungnahme wegen unabsehbarer ökologischer Folgen abgelehnt. „Der Wasserspiegel des Jungfernsees wird um zwei bis neun Zentimeter absinken“, wenn die Pläne für Abbaggerungen an Nordufer und Grund des Sacrow-Paretzer-Kanals umgesetzt würden, hatte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann erklärt. Christiane Mende bestätigte, bei Normalpegel werde der Wasserpegel im Kanal zwei Zentimeter unterhalb des heutigen Pegels liegen. „Ist das so eine erhebliche Auswirkung auf den Wasserstand“, fragt sie. Guido Berg

Der Sacrow-Paretzer-Kanal wurde im Jahr 1874 zur Verkürzung des Schiffsweges als Haveldurchstich zwischen den Orten Sacrow und Paretz gebaut. In den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde er auf die heutigen Abmaße vergrößert. Derzeit hat er eine durchschnittliche Wasserspiegelbreite von 50 Meter bei einer Wassertiefe von ca. 3,20 Meter. Ab 2008 soll der Kanal vertieft und verbreitert werden. Im November/Dezember 2004 die Planfeststellungsunterlagen ausgelegt. Daraufhin sind bei der Planfeststellungsbehörde in der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost zahlreiche Stellungnahmen und Einwendungen von Behörden, Verbänden und Bürgern eingegangen. Vom 14. bis 16. Juni 2005 fand auf Hermannswerder ein Erörterungstermin statt. gb

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