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Landeshauptstadt: Salz für Schewtschenko

Die Ukraine ist da: Gestern kamen Star Andrej Schewtschenko und das Nationalteam in Potsdam an

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Cool – mit Sonnenbrillen und in Anzügen stiegen sie aus dem gelb-blau beklebten Bus: Gestern um 14.12 Uhr erreichten die ukrainischen National-Fußballer ihr Quartier an der Pirschheide. Nicht einmal eine Stunde, nachdem die Spieler um 13.20 Uhr in Berlin-Tegel gelandet waren. Noch auf dem Rollfeld war das Team in den Mannschaftsbus gestiegen, der es mit Polizeieskorte direkt zum Seminaris-Seehotel in Potsdam brachte.

Dort empfingen Ministerpräsident Matthias Platzeck, Oberbürgermeister Jann Jakobs und der ukrainische Botschafter Igor Dolgov das Team. Platzeck versprach, dass Brandenburg bis zum Finale der Weltmeisterschaft am 9. Juli in Berlin mit der Ukraine fiebern werde. Im Endspiel werde man aber Deutschland die Daumen drücken. Dolgov hofft dagegen darauf, dass die Ukrainer nicht nur als letzte der 32 WM-Mannschaften nach Deutschland kommen, sondern das Land auch als letzte wieder verlassen. An die Spieler gewandt sagte der Botschafter: „Wir lieben Euch und wir glauben an Euch.“ Trotz der herzlichen Worte seines Landsmanns verzog der ukrainische Nationaltrainer Oleg Blochin während der Begrüßungszeremonie kaum die Miene. Seine Spieler dagegen lächelten endlich, als Hoteldirektor Hartmut Pirl seine Gäste in ihrer Muttersprachen willkommen hieß und die Mädchen des „Ukrainischen Kinder-Tanzensembles“ ihnen nach altem ukrainischen Brauch Brot und Salz überreichten. So fand Weltstar Andrej Schewtschenko, der gerade vom AC Mailand zum FC Chelsea gewechselt ist, den Empfang in Potsdam „Spitzenklasse“ – obwohl er noch nicht viel von der Stadt gesehen habe. Schewtschenko, dessen Vater Nikolai als Offizier der Sowjet-Armee in den 70er Jahren bei Potsdam lebte, will sich die Stadt heute eventuell genauer ansehen, sagte er den PNN. Trainer Blochin habe aber den genauen Ablaufplan für die nächsten Tage noch nicht bekannt gegeben.

Bevor die Fußballer dann ab heute täglich anderthalb Stunden trainieren müssen, durften sie sich gestern erst einmal von der Anreise erholen, erzählte Mittelfeldspieler Anatoli Timoschuk. Und als das Mannschafts-Gepäck auf ihre Zimmer getragen wurde, konnten sich die Spieler auf der Hotelterrasse im Sonnenschein stärken – mit Kabeljau mit Reis und Schweinemedaillons mit Kartoffeln. Dazu gab es Wasser, denn Alkohol zu trinken hat der 53-jährige Blochin seinen Fußballern während der WM verboten. Der Trainer selbst dagegen lebt allerdings nicht ganz so gesundheitsbewusst: Nach dem Essen rauchte er Zigaretten und wirkte dabei sichtlich angespannt. Im Gespräch seinen Teambetreuern wurde er sogar laut, weil einige Programmpunkte, darunter das öffentliche Training heute um 18 Uhr im Stadion am Luftschiffhafen, nicht genau mit ihm abgesprochen waren.

Einen Tag vor ihrer Ankunft in Deutschland absolvierten die Ukrainer ihre WM-Generalprobe in Luxemburg – und gewannen 3:0. Doch erst zu Spielende schossen Andrej Voronin, der sonst bei Bayer Leverkusen spielt, Maksim Kalinichenko und Andrej Schewtschenko die Tore gegen die Gastgeber-Mannschaft. Trainer Blochin schien mit diesem Ergebnis nicht sonderlich zufrieden. Zumal der Star des Teams, Andrej Schewtschenko, wegen einer Knieverletzung lange ausgefallen war. Dabei setzt die ukrainische Bevölkerung offenbar sehr hohe Erwartungen in ihr Team, das zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teilnimmt. Auch die wenigen ukrainischen Fans, die zur Ankunft ihres Teams zum Potsdamer Quartier gereist waren, schienen von einem WM-Erfolg überzeugt. „Ukraine soll im Finale stehen – gegen Deutschland oder Brasilien“, wünscht sich etwa Natalia Tschernijuk, die in Berlin wohnt. Für ein Autogramm wartete Igor Sokolskyv vom „Offiziellen Jeserski Fanclub“ im Trikot seines Idols, Abwehrspieler Wladimir Jeserski, sogar mehrere Stunden vor dem Hotel. Er rechnet mit vielen Siegen seines Teams – und mit dem ersten, wenn die Ukraine am Mittwoch in Leipzig auf Spanien trifft. Denn jeder weiß ja: Je schlechter die Generalprobe, desto besser die Premiere.

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