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Landeshauptstadt: Salziger Kuss von der Krabbe „Biologische Invasionen“: Schüler drehten Film

Erik hat die Wollhandkrabbe sogar geküsst. „Die schmeckt salzig“, erzählte der Elfjährige gestern im Naturkundemuseum.

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Erik hat die Wollhandkrabbe sogar geküsst. „Die schmeckt salzig“, erzählte der Elfjährige gestern im Naturkundemuseum. Zusammen mit zehn weiteren Schülern der Grundschule 20 „Am Priesterweg“ hat er sich in einer Projektwoche Ende April mit dem haarigen Krustentier auseinandergesetzt. Entstanden ist ein Film zur Sonderausstellung: „In der Spur des Menschen – Biologische Invasionen“. Den 25-minütigen Beitrag präsentierten die Schüler gestern im Museum.

Insgesamt fünf Neubürgern in Potsdams Fauna waren die Grundschüler nachgegangen und hatten sich bei Experten über die Auswirkungen der „Invasion“ informiert. Unterstützt wurden sie dabei von Axel Wagner, der das Projekt im Rahmen einer Mehraufwandsentschädigung („Ein-Euro-Job“) begleitete. Der 26-jährige Mediengestalter schnitt das insgesamt sechseinhalbstündige Material am Ende zum Film.

Neben der Wollhandkrabbe erkundigten sich die Schüler auch nach Kamberkrebs, Waschbär, Marderhund und Mandarinente. Dass deren Name nicht von der Zitrusfrucht stammt, erklärte ihnen Wolfgang Mädlow, der Chef des Naturschutzbundes Brandenburg. Die seit Ende des 19. Jahrhunderts in europäischen Parks gezüchteten und später hier verwilderten Vögel erhielten ihren Namen von den „Mandarinen“, hohen chinesischen Staatsbeamten. Dort, in China und Japan, waren die farbenfrohen Tiere ursprünglich zuhause. Ihre Ansiedlung im Potsdamer Raum, laut Mädlow der größte Bestand in Deutschland, sei „eigentlich kein Problem“.

Anders sieht das bei den Wollhandkrabben aus, wie die Schüler erfuhren. Der Potsdamer Fischer Mario Weber erzählte ihnen von den Schäden, die die Krebse an seinen Reusen und Netzen verursachen. Der finanzielle Schaden sei schwer zu beziffern, so der Berufsfischer. Schließlich kämen zu den Kosten für die ständigen Reparaturen der Netze auch die Fangverluste durch die entstandenen Löcher. Auch wenn er die Wollhandkrabben an chinesische Restaurants verkaufen könne: „Der Erlös wiegt bei weitem nicht die Schäden auf, die dadurch entstehen.“

Der Film wird am kommenden Mittwoch in der Grundschule 20 erneut zu sehen sein. Dann vor einer Jury: Denn die Grundschule hat sich zum achten Mal für den Titel „Umweltschule in Europa“ beworben, wie Schulleiterin Elvira Eichelbaum gestern erzählte. Für den Titel müssen jedes Jahr neue Projekte vorgestellt werden. Museumsleiter Detlef Knuth erklärte, er habe die Grundschule bewusst wegen ihrer Umweltorientierung für das Filmprojekt ausgewählt.

Ab September soll der Film mit einer Teilausstellung durch Deutschland wandern, so Knuth. Er wünsche sich, dass an allen Stationen – unter anderem Cottbus, Magdeburg und Braunschweig – kurze Beiträge über die Situation in der Region entstehen. „Biologische Invasionen sind eine der großen Bedrohungen der biologischen Vielfalt auf der Erde“, so der Museumsleiter. Darüber zu informieren sei auch Aufgabe der Museen.

Mit dem Filmprojekt sei „ein neuer Weg der museumspädagogischen Arbeit“ beschritten worden, lobte Gabriele Fischer, die Beigeordnete für Bildung und Sport, gestern nach der Präsentation. Sie wolle die Schulleiter der Stadt ins Museum einladen, um die pädagogischen Möglichkeiten bekannter zu machen. Jana Haase

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