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Streit um die Schlossfassade.

© Andreas Klaer

Schlossbaustelle: Sandstein-Streit verschärft sich

Eine Einigung steht zwar noch aus, aber immerhin: Die Pirnaer Firma liefert Originalteile an die Baustelle des Landtagschlosses. Zwischen BAM und der sächsischen Firma tobt ein Rechtstreit.

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Potsdam/Pirna - Der Ton in der Auseinandersetzung zwischen den Sächsischen Sandsteinwerken Pirna und der BAM Deutschland, dem Bauträger des Landtagsschlosses in Potsdams Mitte, wird schärfer: Der Baukonzern mit Hauptsitz in Stuttgart warf der sächsischen Traditionsfirma am Mittwoch vor, historische Sandsteinteile „unerlaubt“ und nach Vertragskündigung von Potsdam nach Pirna transportiert zu haben. Dagegen verwahrte sich der Rechtsanwalt Helgi Heumann, der das in die Insolvenz geratene Unternehmen seit Ende Oktober leitet, entschieden: Die Unterstellung der BAM sei „unverschämt“, sagte Heumann gegenüber den PNN. Die fraglichen Originalteile seien bereits vor der Kündigung nach Pirna gebracht worden – um sie vertragsgemäß zu restaurieren. Am gestrigen Mittwoch lieferten die Sandsteinwerke die verbliebenen 69 Teile auf die Potsdamer Baustelle aus.

Eine Einigung zwischen BAM und Sandsteinwerken steht indes noch aus, betonte Heumann. Der Insolvenzexperte schließt auch juristische Schritte nicht mehr aus: „Wenn wir zu keiner verträglichen Einigung kommen, müssen wir das vor Gericht durchstreiten.“ Wie berichtet hatte die drohende Insolvenz der mehr als 100 Jahre alten Sandsteinfirma Anfang November für Irritationen in Potsdam gesorgt: Die Sachsen hatten offene Forderungen an die BAM in Millionenhöhe verantwortlich gemacht, der Bauträger hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Nach der Anmeldung der Insolvenz kündigte die BAM den Sandsteinwerken den 16,7 Millionen schweren Auftrag für die historische Schlossfassade, ein Naturstein-Unternehmen aus dem fränkischen Bamberg wurde neu beauftragt.

Ungeklärt ist bislang die Frage der Bezahlung, so Helgi Heumann. Er geht von offenen Forderungen in Höhe von mehr als drei Millionen Euro aus: Denn vom Gesamtauftrag haben die Sandsteinwerke seinen Angaben zufolge Arbeiten im Wert von rund 14 Millionen Euro erfüllt. Bisher seien von der BAM knapp 11 Millionen Euro geflossen. Heumann hofft nun auf einen zugesagten Gesprächstermin in der ersten Februarhälfte. Eine Einigung sei die Voraussetzung dafür, dass das Traditionsunternehmen die Insolvenz noch 2013 beenden könnte.

Trotz der offenen Forderungen habe man sich für den Rücktransport der verbliebenen Teile nach Potsdam entschieden, um den Baufortschritt nicht zu gefährden, erklärte Heumann. Insgesamt haben die Sandsteinwerke seinen Angaben zufolge weit mehr als 300 originale Sandsteinteile – Reste von Reliefs, Skulpturen, Friesen – des Stadtschlosses auf einen möglichen Wiedereinbau geprüft und gegebenenfalls restauriert. Von den 309 brauchbaren Teilen seien mehr als 220 schon in die Fassade eingebaut.

Die BAM warf den Sandsteinwerken auch vor, die Stadtschlossteile „durch unsachgemäßen Umgang und Transport“ beschädigt zu haben. In der Tat sei es an einem Stein zu einem „kleinen Transportschaden“ gekommen, räumte Heumann ein: Von einem zwei Mal zwei Meter großen Stein sei ein fünf Zentimeter große Kante abgebrochen. Das sei bedauerlich.

Streitigkeiten zwischen BAM und Baufirmen gibt es auch andernorts: Wie die Bremervörder Zeitung berichtete, prüft die Bremervörder Baufirma D. Schröder KG eine Klage gegen den Konzern. Hintergrund dort ist ein Streit um Zahlungen für einen Auftrag beim Bau der neuen Justizvollzugsanstalt. Wie eine BAM-Sprecherin den PNN bestätigte, ist es dabei noch nicht zu einer Einigung gekommen. Zur Frage danach, wie viele Gerichtsverfahren mit anderen Baufirmen anhängig sind, wollte sich die BAM nicht äußern.

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