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Homepage: Sandstürme durch Klimawandel Forschungsnetzwerk sieht Zusammenhänge
Der verheerende Verkehrsunfall auf der Autobahn A 19 war kein Zufall. Brandenburger Klima-Experten haben nun einen Zusammenhang zwischen dem Sandsturm, der den Unfall ausgelöst hat, und dem globalen Klimawandel hergestellt.
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Der verheerende Verkehrsunfall auf der Autobahn A 19 war kein Zufall. Brandenburger Klima-Experten haben nun einen Zusammenhang zwischen dem Sandsturm, der den Unfall ausgelöst hat, und dem globalen Klimawandel hergestellt. Carsten Hoffmann vom Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg-Berlin – unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Agrartechnischen Instituts Bornim (ATB) – sieht aktuell eine erhöhte Gefahr der Feinstaubemissionen durch Bodenbearbeitungsmaßnahmen und Winderosion.
„Tatsächlich ist durch die globale Temperaturerhöhung mehr Energie in der Atmosphäre, die Luftdruckgradienten verstärken sich“, erklärt Hoffmann, der am Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg (ZALF) ein Forschungsprojekt zu Feinstaubemissionen leitet. Die Klimaforschung erwarte mehr orkanartige Stürme und eine häufigere, höhere Windgeschwindigkeit in den kommenden Jahrzehnten. Gleichzeitig würden die Klimamodelle für den Nordosten Deutschlands im Durchschnitt höhere Niederschläge im Frühjahr projizieren, aber auch höhere potentielle Verdunstungsraten. „Bleiben die Frühjahrsniederschläge aus, steigt die Erosionsgefährdung also deutlich an“, so der Diplom Geoökologe Hoffmann.
Wie der Forscher des Innovationsnetzwerkes Klimaanpassung (Inka BB) sagt, habe eine ungünstige Kombination aus mehreren Faktoren zu dem Unglück auf der Autobahn A19 geführt: „Trockenheit, starker Wind und offene Böden sind dies zum einen. Geringe oder vernachlässigte Windschutzhecken und zum Teil übergroße Ackerflächen führen zudem dazu, dass Sand und Staub aufwirbeln und verwehen.“ In diesem Jahr seien Wind und Trockenheit stärker aufgetreten als in durchschnittlichen Jahren. Helle Sandflecken auf und neben den Äckern würden zeigen, dass die Erosion dieses Jahr sehr großflächig in der Region ausfalle. „Die Folgeprozesse sind dementsprechend heftig“, so Hoffmann.
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Klimaforscher frühzeitig Vorsorgemaßnahmen gegen Winderosion. „Dass unabhängig von der genauen Entwicklung des Klimas Anpassungsstrategien für die Landwirtschaft notwendig sind, zeigen nun die Ereignisse der letzten Tage“, so Andrea Knierim Projektkoordinatorin von Inka BB. Als Maßnahmen nennt Carsten Hoffmann beispielsweise die Pflege von Windschutzhecken, das Mulchen von Böden oder einfaches Stehenlassen von Stoppeln. „Auch ein verstärkter Anbau von Wintergetreide kann helfen“, so Hoffmann. Zudem würde sich eine spätere Aussaat nach den Frühjahrsstürmen und die Erhöhung der Oberflächenrauhigkeit durch bestimmte Bodenbearbeitungsmaßnahmen empfehlen: „Und dies möglichst quer zur Hauptwindrichtung“, empfiehlt der Geoökologe. Allzu sandige Ackerflächen sollten für Reihenkulturen mit Anbaubeschränkungen belegt werden, beispielsweise bei besonders erosionsanfälligen Kulturen wie Mais.
„Das Anlegen von Windschutzhecken, die Verringerung der Entwässerung, die Verbesserung der Bodenstruktur und das Verkleinern von Ackerschlägen sind wirkungsvolle aber langfristig zu planende Maßnahmen.“ Sie würden zu einer Verringerung der Erosionsgefahr beitragen. Allerdings schränkt der Experte ein, dass die Maßnahmen erst nach vielen Jahren Erfolge zeigen würden. Jan Kixmüller
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