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Landeshauptstadt: Sanssouci auf Kinderfang

Als Helfer werden Schlossdrachen Fauch, Blumengöttin Flora und Kammertürke Aly eingespannt

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Sanssouci - Die Blumengöttin Flora steigt vom Sockel, die Tänzerin Barbarina gibt sich die Ehre, Königin Sophie Charlottes Kammertürke Aly wartet auf, der Hofzeremonienmeister führt in die Kunst des Menuetttanzens ein, und über ihnen schwebt der Schlossdrache Johann Ludwig von Fauch, der seinen Stammplatz auf dem Ofen in der königlichen Bibliothek des Neuen Palais verlassen hat. Mit all diesen Figuren geht die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten auf „Kinderfang“. Dieser Programmteil soll, wie Generaldirektor Hartmut Dorgerloh ankündigte, stark ausgebaut werden.

„Kinder sind keine Störenfriede, sondern willkommene Gäste“, erklärt die dafür verantwortliche Museumspädagogin Petra Wesch von der Marketingabteilung der Stiftung. „Man muss nur auf sie eingehen, ihrem Drang entgegenkommen, Neues zu entdecken und sich selbst zu betätigen.“ So sehen das inzwischen auch die Kunsthistoriker und Denkmalpfleger. Die Idee für den überaus erfolgreichen Schlossdrachen von Fauch stammt beispielsweise von der stellvertretenden Kastellanin des Neuen Palais, Kathrin Külow. Zum Renner ist ebenso das Angebot geworden, als Prinz oder Prinzessin in Rokokokleidung Kindergeburtstag zu feiern. Die in der Gregor-Mendel-Straße untergebrachte Museumswerkstatt der Stiftung ermöglicht den Kindern, nach einer Führung beispielsweise durch die Neuen Kammern oder die Schlossküche von Sanssouci auf höfische Art zu tanzen, Rokokomusik zu hören oder historische Küchengefäße nachzumodellieren. Neu ist in dieser Saison das Programm „Wasser, Nixen und Fontänen“ in Sanssouci, mit dem auch der Park besser in die Angebote einbezogen wird.

Bereits im Kindesalter möchte Petra Wesch das „Korn säen“, aus dem das Verständnis für die Schlösser und Gärten des Welterbes und ihre Erhaltung wächst. Dabei kann sie daran anknüpfen, dass Familienausflüge wieder im Kommen sind. Immerhin mehr als 10 000 Interessenten haben im Vorjahr die speziellen Angebote genutzt. Berlin behält dabei gegenüber Potsdam die Nase vorn. In Potsdam hat die Stiftung dagegen zu kämpfen, um ihre Kinderprogramme zu vermitteln. Der fest gefügte Unterrichtsplan lässt oft wenig Spielraum, auf einige Stunden begrenzte Angebote anzunehmen. Bessere Chancen haben da Ganztags- und längerfristige Programme, die sich als Schulprojekte einordnen lassen. Dafür spricht der gemeinsam mit dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte entwickelte „Tag in Potsdam“, der auf Monate hinaus ausverkauft ist. Er enthält auch Module, die die Stiftung seit längerem anbietet, die den Pädagogen aber weitgehend unbekannt sind. Dies erscheint verwunderlich, denn den Potsdamer Schulen wird ein Heft „Angebote für Schüler und Lehrer“ zugestellt, das aber wohl nicht jeden Lehrer erreicht. Die Stiftung will deshalb die Angebote nun auch als Newsletter via Internet verbreiten.

Den Veranstaltungen für Schüler müssten sich Programme für die Heranwachsenden anschließen. Mit seinem Kinder- und Jugendklub besaß Sanssouci zu DDR-Zeiten auf diesem Gebiet eine Vorzeigeeinrichtung. Aus ihm gingen namhafte Mitarbeiter der Stiftung hervor, nicht zuletzt Generaldirektor Dorgerloh. Auch heute noch sind kunstinteressierte Jugendliche zu Montagsseminaren eingeladen, der wünschenswerte Ausbau des Klubs scheitert bisher jedoch an personellen und finanziellen Engpässen. Dennoch können Abiturienten als frei gewählte fünfte Prüfungskomponente mit Unterstützung der Stiftung ein kunsthistorisches Thema wählen. Aktuell ist außerdem ein Abiturkurs dabei, Führungen von Schülern für Schüler zu erarbeiten.

Erhart Hohenstein

Das Kinderprogramm der Stiftung ist am Sonntag, dem 28. Januar, um 12 Uhr bei der Präsentation des Buches Beruf König“ im Schlosstheater des Neuen Palais zu erleben. Der Eintritt ist frei, um Voranmeldung wird gebeten, Tel. (0331) 9694-197.

Erhart Hohenstein

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