Landeshauptstadt: Sanssouci im Aufwind
Schlösserstiftung zog Bilanz: Mehr Spenden, mehr Besucher, mehr Einnahmen – und bald Großbaustelle
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Das gesellschaftliche Engagement für die Potsdamer und Berliner Welterbe-Schlösser und -Gärten wächst. Dafür führte Generaldirektor Hartmut Dorgerloh gestern bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung nicht allein die 79,6 Millionen Euro Sondermittel vom Bund, sondern auch die privaten Spenden an. Sie haben sich von 2006 zu 2007 mehr als verdoppelt: Wurden 2006 noch 4,9 Millionen Euro gespendet, waren es 2007 schon 10,1 Millionen Euro. Die Eigeneinnahmen der Stiftung kletterten um 1,6 Millionen auf 14,3 Millionen Euro.
Auch die Besucherzahlen sind erstmals seit zwei Jahren wieder leicht um 1,5 Prozent gestiegen. Trotz eines beträchtlichen Rückgangs in Berlin, wofür der Stiftungschef die sanierungsbedingte Schließung des Neuen Pavillons in Charlottenburg und des Jagdschlosses Grunewald verantwortlich machte, kamen 2007 insgesamt 2,1 Millionen Menschen in die Schlösser. Dabei erzielten die Bauten in Potsdam einen zweistelligen Prozentzuwachs, die Bildergalerie durch die Koppelung mit dem Besuch des Schlosses Sanssouci sogar um 100 Prozent. Für die Stiftung sei 2007 also „ein in vieler Hinsicht sehr erfolgreiches und gutes Jahr“ gewesen, so Dorgerloh.
In den kommenden Jahren werden die Besucher in den Parks zahlreiche Baustellen in Kauf nehmen müssen. Die Sonderzuwendungen des Bundes und die Hilfe der Länder Brandenburg und Berlin erlauben den Start des so genannten Masterplans, dessen Umsetzung im Zeitraum eines Jahrzehnts die Instandsetzung und Restaurierung der am stärksten gefährdeten Bauten ermöglichen soll. Dazu zählen neben dem Neuen Palais, dem im Vorfeld des 300. Geburtstages Friedrichs des Großen 2012 besondere Aufmerksamkeit zukommt, das Schloss Cecilienhof, Schloss Babelsberg und der Ostflügel in Charlottenburg.
Aber auch andere Bauaufgaben, so die Sanierung der Kolonnaden zwischen den Communs am Neuen Palais oder die Fassadenrestaurierung des Marmorpalais sollen beschleunigt fortgeführt werden. Eine Vielzahl von Baustellen in den Welterbegärten ist für Dorgerloh keine Horrorvorstellung. Die Stiftung werde diese Baustellen als „Schaustellen“ zugänglich machen und so anschaulich über den Fortgang der Arbeiten informieren.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Auseinandersetzungen über die Nutzung der historischen Gärten erklärte Dorgerloh erneut, es gebe keine „neue Parkordnung“, auch wenn dies immer wieder behauptet werde. Neu sei lediglich, dass die Stiftung geeignete Parkwege für das Radfahren freigegeben habe und dass sie „ordnungsrechtliche Befugnisse“ zur Durchsetzung der Ordnung übertragen bekommen habe.
Um den hohen kulturhistorischen Wert der Gärten, die dem der Schlösser nicht nachstehe, in das Bewusstsein der Nutzer zu rücken, soll es 2008 eine Fülle von Veranstaltungen geben. Dazu zählen monatliche Gartentage, Sprechstunden in denen Stiftungsmitarbeiter Hobbygärtner beraten, Führungen mit „Fürst Pückler“, Treffs mit Musik und Tanz zur „Entdeckung der Langsamkeit“, die zum Erleben der Parks notwendig sei, und im Flatowturm ab Mitte Juni eine neue Dauerausstellung „Schöne Aussichten“.
Welch wertvolles Erbe die Schlösser und Gärten sind, will die Stiftung schon den Jüngsten vermitteln. Dafür wird das Schülerprogramm erheblich ausgebaut und erstmals eine Veranstaltungsreihe für Kindergartenkinder aufgelegt.
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