zum Hauptinhalt

Sport: „Sättigungsgefühl“

Potsdams UJKC-Judo-Damen kamen in der Bundesliga-Endrunde nur auf den fünften Platz

Stand:

Potsdams UJKC-Judo-Damen kamen in der Bundesliga-Endrunde nur auf den fünften Platz Axel Kirchner war gestern sichtlich verärgert. „Wir sind betrogen worden, aber das ist es nicht allein“, konstatierte der UJKC-Trainer. „Von Leistungsbereitschaft und Motivation war in unserem Team kaum etwas zu spüren.“ Und in der Tat: Was das Frauen-Bundesligateam bei der Bundesliga-Endrunde am Sonnabend in Leipzig auf der Matte bot, war nicht berauschend und reichte letztlich allenfalls für den fünften Platz. Deutscher Meister vor 500 Zuschauern im Haus Auensee wurde Gastgeber Leipzig. Die PSG Dynamo Brandenburg, die auf die verletzte Sandra Köppen verzichten musste, wurde Vizemeister. Ausgerechnet Raffaella Imbriani unterlag den entscheideneden Kampf im Finale, der mit 4:3 an die Messestädterinnen ging. Für den UJKC Potsdam, die im Vorjahr daheim Vizemeister wurden, lief es dagegen alles andere als rund. Schon im ersten Mannschaftsvergleich gegen Leipzig wurden die Potsdamerinnen – wohl wegen des von den Kampfrichtern zuerkannten Heimvorteils der Gastgeber – bei gleichen Leistungen niedriger bewertet. Und dennoch: Erfahrene Judoka in den UJKC-Reihen zeigten Nerven und mussten dadurch wertvolle Punkte abgeben. Da war dann auch nicht allein das Fehlen von Yvonne Bönisch Schuld. Die Olympiasiegerin hatte sich im letzten Training vor dem Wettkampf eine Außenbandzerrung im Knie zugezogen. In der kommenden Woche tritt sie in Berlin ein Training in der Höhenkammer an, mit dem die Vorbereitung auf EM und WM beginnen soll. „Das war zwar ein Verlust, aber mit ihrem Fehlen ist nichts zu entschuldigen“, so der Coach. „Niemals hätten wir eingerechnet, das Franziska Pufahl beispielsweise gegen Marleen Hein verliert.“ Auch Toni Becker musste sich Christina Goller geschlagen geben, und Heide Wollert, so Kirchner, sei eindeutig betrogen worden. Nicht anders im Kampf zwischen Nancy Steinmüller und der vierfachen Europameisterin Katja Gerber: ein Kampf, der ungleicher nicht sein könnte. Gerber wog 50 Kilogramm mehr als die Potsdamerin, die in letzter Zeit wegen ihres Medizinstudiums nur sehr eingeschränkt trainieren kann. Trotzdem zeigte sie sich gleichwertig und unterlag schließlich vor allem durch fragwürdige Kampfrichterentscheidungen. „Sie gestaltete die Angriffe, ihre Gegnerin landete nicht einen einzigen guten Wurf“, so der Trainer. Auch Franziska Konitz und Stefanie Schulz fanden nicht zu ihrem Kampf – den einzigen Siegpunkt für die Potsdamer Mannschaft konnte Claudia Malzahn verbuchen. Kirchner: „Leipzig war dort, wo wir beim letzten Mal waren. Zu Hause und obendrein hoch motiviert.“ Auch Neumünster als zweiten Gegner – sie wurden am Ende Dritter – mussten sich die UJKC-Judoka mit 3:4 geschlagen geben. Hier konnte Toni Becker diesmal zwar punkten, doch Claudia Malzahn unterlag der Deutschen Vizemeisterin Bianca Geerdts, gegen die sie bislang noch nie verloren hatte. Heide Wollert gestaltete ihren Kampf wiederum siegreich. Neumünster hat zwar drei Nationalkader in seinen Reihen – als Entschuldigung will Kirchner dies jedoch nicht anerkennen. Und überhaupt stellt sich nach dem mageren Abschneiden seines Teams die Frage nach der Arbeit in den Köpfen. „Ich muss einige erfolgsverwöhnte Damen jetzt wohl auf den Boden der Realität zurück holen“, weiß er und bestätigt: „Inzwischen hat sich bei uns ein bestimmtes Sättigungsgefühl eingeschlichen.“ Henner Mallwitz

Henner Mallwitz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })