Landeshauptstadt: Saubere Verbindung
Potsdams Trams sind schon jetzt sparsam. Künftig soll noch weniger Energie verbraucht werden
Stand:
Potsdams Tram soll noch grüner werden: Der Verkehrsbetrieb (ViP) will seine Straßenbahnen effizienter machen. Dabei soll der Stromverbrauch pro Kilometer aber gleich bleiben. Stattdessen gewinnt der ViP Bremsenergie zurück und erhöht die Spannung in seinen Oberleitungen, um mehr Energie einzusparen. „Den ersten Teil des Programms haben wir bereits abgeschlossen“, erklärt Oliver Glaser, technischer Geschäftsführer des ViP.
Mit seinem Effizienzprogramm übernimmt Potsdam eine Vorreiterrolle in Deutschland. Das bestätigte der Verband der Verkehrsunternehmen (VdV) auf PNN-Anfrage. Potsdam habe konsequent bei allen Neubaumaßnahmen auf das Konzept von sogenannten kleinen Gleichrichter-Unterwerken sowie zweiseitiger Speisung gesetzt, sagte Verbandssprecher Lars Wagner.
Bis zum Jahresbeginn hatte der ViP 19 sogenannte Gleichrichter-Unterwerke im fast 80 Kilometer langen Schienennetz der Potsdamer Straßenbahn eingebaut – das war der erste Schritt. Diese speziellen Umspannwerke speisen den Strom in die Oberleitungen ein, mit dem die Trams angetrieben werden. Im Jahr 1990 gab es nur sechs Stück davon. Nun können die Geräte auch in der umgekehrten Richtung genutzt werden: Die Motoren der Straßenbahnen funktionieren nämlich wie ein Dynamo, wenn die Bahn bremst. Und die dabei gewonnene Energie kann in das Stromnetz zurückgeführt werden.
Nützlich ist das allerdings nur, wenn es für diese Energie auch einen Abnehmer gibt – also eine andere Tram, die in diesem Moment den Strom benötigt. Um den Strom zu verteilen, seien enge Abstände zwischen den Unterwerken nötig, so Glaser. Diese habe man in den letzten Jahren Schritt für Schritt eingerichtet. Alle Neubaustrecken wurden gleich mit modernen Unterwerken eingerichtet. Darüber hinaus wurden sieben weitere Unterwerke in bestehende Strecken eingebaut und die vorhandenen entsprechend umgebaut. Nun könne das System sein volles Potenzial entfalten, so Glaser.
Insgesamt rechnet der ViP mit Einsparungen von gut fünf Prozent der Energiekosten. „Innerhalb von 18 Jahren soll sich die Investition rechnen“, sagte Glaser. Insgesamt sind für das Projekt seit dem Jahr 1998 rund 7,4 Millionen Euro ausgegeben worden. Davon kamen 5,6 Millionen Euro als Fördermittel vom Land Brandenburg.
Die 10,6 Millionen Kilowattstunden Fahrstrom für die Trams sind für den ViP ein großer Posten in seinen Betriebskosten. Im vergangenen Jahr wurden dafür mehr als 1,4 Millionen Euro ausgegeben. Die Kosten wären deutlich höher, wenn das Verkehrsunternehmen nicht von der sogenannten EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien befreit wäre. Außerdem bekommt der ViP als Großkunde Sonderkonditionen. Privathaushalte zahlen etwa das Vierfache pro Kilowattstunde.
Für die Umwelt lohnt sich die Investition schon heute. Pro Fahrgast und Kilomter sind in der Potsdamer Tram 0,5 Kilowattstunden Energie nötig. Im Jahr 2005 wurden noch 20 Prozent mehr gebraucht. Trotz des höheren Energieaufwands für die neuen klimatisierten Bahnen konnte der Verbrauch dank moderner Technik gesenkt werden. Und für das Klima sind die Trams wegen des saubereren Stroms noch schonender geworden: Pro Fahrgast wurden im vergangenen Jahr nach Vip-Angaben 74 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer freigesetzt. Im Jahr 2005 waren es noch 179 Gramm. Zum Vergleich: Ein modernes Kompaktauto setzt heute pro Kilometer zwischen 100 und 120 Gramm Kohlendioxid frei.
Künftig sollen die Unterwerke sogar so umgerüstet werden, dass sie die Energie auch speichern können. Vorbilder dafür gebe es bereits in Hannover und Freiburg, so Glaser. Wann die Speicher in Potsdam eingebaut werden sollen, steht noch nicht fest. Etwas konkreter sieht es hingegen bei der Umstellung der Fahrleitungs-Nennspannung von 600 Volt auf 750 Volt aus. Schon im nächsten Jahr soll es so weit sein. Durch die Umstellung soll es weniger Widerstandsverlust geben. „Für die Effizienz ist das ein Meilenstein“, sagte Glaser. Der Potsdamer Verkehrsbetrieb werde voraussichtlich das erste Verkehrsunternehmen der neuen Bundesländer sein, das diesen Schritt unternimmt, so ein Sprecher des VDV.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: