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Landeshauptstadt: Sauberkeit aus einer Hand
Am Schlaatz startet die Wohnungswirtschaft ein Modellprojekt. Die Außenanlagen werden nur noch von einem Dienstleister gepflegt
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Schlaatz - Es geht um Hundekot, Glasscherben auf Gehwegen und Unkraut in den Blumenrabatten. Und es geht um die Frage, wer in dicht bebauten Wohngebieten den Unrat wegräumt und die Grünflächen pflegt. Immer wieder haben Anwohner von Potsdam-West bis Babelsberg bemängelt, dass die Sauberkeit in ihrem Kiez zu wünschen übrig lasse, weil wegen der Vielzahl der Wohnungseigentümer auch viele verschiedene Firmen für Reinigung und Pflege zuständig sind. Mit dem Flickenteppich soll nun Schluss sein: Die kommunale Bauholding Pro Potsdam hat sich nach langen Verhandlungen mit Potsdamer Genossenschaften auf eine Lösung verständigt. Für ein Modellprojekt am Schlaatz wird nun mittels europaweiter Ausschreibung ein gemeinsamer Dienstleister für Gehwegreinigung, Grünpflege und den Winterdienst gesucht.
Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen sagte den PNN auf Anfrage, Anlass für die Initiative sei die nicht zufriedenstellende Situation im Wohngebiet Schlaatz gewesen. „Wegen unterschiedlicher Dienstleister konnte keine einheitliche Pflege und kein effektiver Winterdienst gewährleistet werden.“ In dem für ein Jahr ausgelegten Modellprojekt – es startet im kommenden April – solle nun eigentümer- und grundstücksübergreifend sichergestellt werden, dass „eine einheitliche und qualitativ hochwertigere Grünpflege, Gehwegreinigung und Winterdienstleistung erfolgt“. Damit solle die Attraktivität des Wohnumfeldes verbessert und die Zufriedenheit der Anwohner erhöht werden, sagte Beulshausen. „Das Modellprojekt soll beispielhaft sein und könnte auch auf andere Wohngebiete übertragen werden.“
Dass es ein Problem gibt, bestätigte auch Stadtspuren-Geschäftsführer Carsten Hagenau: In Wohngebieten wie dem Schlaatz seien die Dienstleister der verschiedenen Wohnblockeigentümer zu unterschiedlichen Zeiten gekommen: „Da konnte es passieren, dass ein Rasen nur zu einem Viertel gemäht wurde.“ Zum Verdruss der Mieter: Diese würden nicht unterscheiden, wo in ihrem Wohnumfeld eine Grundstücksgrenze aufhört. Bei einer Zufriedenheitsbefragung der Gewoba im vergangenen Jahr hatten Mieter von Drewitz bis Potsdam-Nord zum Beispiel die Grünflächenpflege und die Sauberkeit etwa der Spielplätze bemängelt. Befragt wurden 16 000 Mieter, rund 2700 antworteten (PNN berichteten). Daher begrüßt auch die Stadtverwaltung den gefundenen Kompromiss. „Es kann die Prozessabläufe vereinfachen, wenn es in verschiedenen Gebieten klare Zuständigkeiten und Reinigungsstrukturen gibt“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow.
Drei Jahre hätten die Vorarbeiten für die neue Lösung gedauert, sagte Hagenau. In seinem Arbeitskreis Stadtspuren sind neben der Pro-Potsdam-Tochter Gewoba unter anderem die Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft PWG 1956 und die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ organisiert. Der Arbeitskreis vereint mehr als 40 Prozent aller Mietwohnungen in Potsdam, in denen mehr als 70 000 Potsdamer leben. Für den Schlaatz können nun 85 Prozent der Wohnblocks gemeinsam bewirtschaftet werden, inklusive städtischer Flächen wie zum Beispiel Spielplätze. Vor einigen Jahren sei ein ähnlicher Versuch noch gescheitert, so Hagenau. Nun aber habe man sich auf einheitliche Standards in Sachen Sauberkeit und Pflege geeinigt, für die finanzielle Beteiligung der einzelnen Vermieter mussten Grundstücke genau ausgemessen werden. Es sei viel Vertrauen notwendig gewesen – und ein erster Testlauf am Schlaatz über anderthalb Jahre, begleitet von der kommunalen Stadtentsorgung Potsdam GmbH. „Das hat sehr viel positive Resonanz gegeben“, so Hagenau. Auch die privaten Vermieter habe man zur Teilnahme an dem Modell im Schlaatz eingeladen – bisher aber ohne Erfolg, so Hagenau: „Unsere Einladung werden wir dennoch wiederholen.“ Für das Modellprojekt können sich Interessenten nun bis zum 19. Dezember bewerben. Laut der im EU-Amtsblatt veröffentlichten Ausschreibung wird der Auftrag an den Bieter mit dem niedrigsten Preis vergeben. Auch Gemeinschaften kleinerer Dienstleister können sich den Angaben nach bewerben.
Hagenau sagte, er könne sich ein solches Modell auch für Drewitz vorstellen. Ähnlich sieht es die SPD, die jüngst der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag auf Ausweitung des geplanten Modellprojekts für weitere Wohnviertel eingebracht hat. In die Pflegekonzepte sollen dabei auch Leistungen Dritter, etwa von Ehrenamtlern, aufgenommen werden. Einer der Initiatoren ist der SPD-Stadtverordnete Marcel Piest. Den PNN sagte er, das Modell sei für die Wohnungswirtschaft schon deshalb interessant, weil mit gleichem finanziellen Aufwand aufgrund der gemeinsamen Koordinierung ein besseres Ergebnis erzielt werden könne. Piest erinnerte zudem daran, dass in die Grünflächengestaltung von Schlaatz und Drewitz erhebliche Mittel geflossen seien. Nun gehe es darum, die Grünanlagen auch entsprechend zu pflegen und zu erhalten.
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