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Sport: SC Potsdam im Spagat

Ohne Einhaltung angeblich finanzieller Zusagen der Stadt seien Angebote nur schwer zu halten

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Die Potsdamer Stadtverwaltung weist Vorwürfe zurück, die Stadt habe Zusagen bei der finanziellen Unterstützung des SC Potsdam (SCP) nicht eingehalten. Diese hatte Peter Rieger, Geschäftsführer von Brandenburgs größtem Sportverein, erhoben, nachdem der SCP fünf seiner Top-Leichtathleten die Verträge gekündigt hatte. Der Verein könne für 2015 nicht gewährleisten, dass vereinbarte finanzielle Zuwendungen für die Kaderathleten gezahlt werden und hat daher die Verträge vorsorglich aufgehoben. In diesem Zusammenhang hatte Geschäftsführer Peter Rieger erklärt, dass die Stadt finanzielle Zusagen nicht einhalte.

„Die Stadt hat alle ihre Zusagen eingehalten und fördert den Sport mit kostenlosen Trainingsstätten für die Vereine und zusätzlichem Geld für Übungsleiter, Vereinsleben und Veranstaltungen. Die Kritik, die Stadt müsse mehr Verantwortung tragen, ist ungerechtfertigt“, sagte Rathaussprecher Stefan Schulz gegenüber den PNN.

Im zu Ende gehenden Jahr hat der SC Potsdam nach Angaben des städtischen Fachbereiches Schule und Sport Fördermittel von insgesamt 114 450 Euro erhalten. Darin enthalten waren zusätzliche Mittel in Höhe von 34 000 Euro, die die Stadt aufgrund der Hallenschließungen am Luftschiffhafen zahlte. Mit dem Geld sollte der Mehraufwand an Fahrtkosten zu alternativen Trainingsstätten oder auch für Trainingslager kompensiert werden. Das Geld war nicht als Ausgleich für weggefallene Mitgliedsbeiträge gedacht, die der SC Potsdam nach einer Austrittswelle zu verzeichnen hatte, nachdem die Sporthallen auf dem Luftschiffhafen-Gelände geschlossen werden mussten.

Die Zusagen, auf die sich der SC Potsdam indes beruft, stehen im Zusammenhang mit dem Aufstieg und Verbleib der Volleyballerinnen in die erste Bundesliga, wo der SCP seit vier Jahren spielt. Es hätte damals von Stadt und Land vielfältige Signale gegeben, dabei zu helfen, Erstliga-Volleyball zu einem Potsdamer Aushängeschild zu machen. Tatsächlich unterstützt wird das Bundesliga-Team mit jährlich 30 000 Euro aus dem Topf der sogenannten Sportstadtmittel. Weitere Zuschüsse für den Bundesliga-Spielbetrieb der Volleyballerinnen gibt es nicht. Die Aufwendungen indes sind weitaus höher – der Jahres-Etat liegt bei etwa 450 000 Euro.

Lange Zeit bekam der SC Potsdam den finanziellen Spagat hin und konnte seine Angebote sowohl für den Breiten- als auch für den Leistungssport aufrechterhalten – bei Letzterem immer wieder mit Abstrichen. Von einem eigenen Bob-Team hat sich der Verein inzwischen verabschiedet, in der Leichtathletik ist es nie gelungen, an die früheren Erfolge Potsdamer Sportler anzuknüpfen. Mit den weggefallenen oder gestoppten Beitragszahlungen aufgrund der Hallenschließungen sei ein Austarieren aber nicht mehr möglich gewesen. Eine geplante Beitragserhöhung, um sich an die generelle Teuerungsrate anzupassen, wurde verschoben, weil es aufgrund der Sportstättenmisere nicht zu vermitteln war. Diese machte auch das Werben um neue Mitglieder schwierig. Inzwischen entspannt sich die Lage, ruhende Mitglieder sind wieder aktiv, es gibt Neueintritte. Aktuell zählt der SCP 3321 Mitglieder – vor der Hallenmisere waren es 3 544. Aber das eigentlich Ziel, in absehbarer Zeit 3 800 Mitglieder zu haben, dauert länger.

Geschäftsführer Rieger hofft, dass die fünf Athleten – die Speerwerfer Sarah Mayer und Dominic Strauß, Diskuswerfer Marcus Münch sowie die beiden Dreispringer Max Pietza und Felix Wenzel – trotz der vorsorglich gekündigten Verträge in Potsdam bleiben. „Wir bemühen uns, die Situation zu ändern“, sagt er. An seinen beiden Meetings, um die Leichtathletik mehr in den Fokus zu rücken, hält der SC Potsdam fest. Am 3. Februar soll es in der MBS-Arena erstmals ein internationalen Kugelstoß-Meeting geben, bei dem Weltmeister David Storl nach einer Knieverletzung sein Comeback gibt. Auch das internationale Stabhochsprungmeeting im Stern-Center ist wieder geplant. „Solche Veranstaltungen brauchen wir, um die Leichtathletik zu entwickeln und ihr zu helfen“, so Rieger. Peter Könnicke

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