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Dicke Luft. Die Breite Straße kurz vor der Zeppelinstraße, tausende Autos fahren hier täglich. Auch wegen des regen Verkehrs kämpft Potsdams Stadtverwaltung mit Luftverschmutzung. Über weitere Maßnahmen soll noch in diesem Jahr entschieden werden.

© A. Klaer

Von Henri Kramer: Schadstoff-Alarm für Potsdam

Zu viel Stickstoffoxid und Feinstaub: Landesumweltamt warnt vor Überschreitung der Grenzwerte

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In der Potsdamer Luft schweben mehr Schadstoffe als erlaubt: Die Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickstoffoxid sowie Feinstaub werden in der Landeshauptstadt in diesem Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überschritten. Besonders Babelsberg und Potsdam-West sind betroffen. Das zeigen aktuelle Erhebungen aus dem brandenburgischen Landesumweltamt (LUA).

So liegt nach dem ersten Halbjahr die durchschnittliche Belastung mit dem Stickstoffgas in der Babelsberger Großbeerenstraße bei knapp 44 Mikrogramm pro Kubikmeter, in der Zeppelinstraße in Potsdam-West sogar bei etwas über 46 Mikrogramm. „Damit lässt sich schon jetzt absehen, dass die geltenden Grenzwerte überschritten werden“, sagte Martin Kühne, zuständiger Referatsleiter im LUA, den PNN auf Anfrage. Eine Richtlinie der Europäischen Union (EU) legt seit diesem Jahr fest, dass der Jahresmittelwert von Stickstoffoxid unter 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen muss. Das Gas entsteht etwa in Automotoren als Verbrennungsrückstand, es greift die Schleimhäute an und begünstigt Atemwegserkrankungen.

Zugleich hat das Landesumweltamt an der Großbeeren- und an der Zeppelinstraße schon jetzt eine Feinstaubbelastung registriert, die schon höher liegt als im gesamten Vorjahr. Am Babelsberger Messpunkt wurde in diesem Jahr der geltende Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter bereits an 33 Tagen überschritten – die EU erlaubt seit 2005 aber nur 35 solcher Verstöße. In der Zeppelinstraße ist der Grenzwert schon 31 Mal nicht eingehalten worden. „Allerdings ist so eine Häufung nicht nur ein Problem für Potsdam“, sagte Kühne. Wegen des kalten Winters und dessen speziellen Hochdruckwetterlage hätte es auch in anderen Kommunen Brandenburgs im Vergleich zu den vergangenen Jahren überdurchschnittliche Feinstaubbelastungen gegeben, so der Umweltexperte. Diese Lage habe etwa in der Großbeerenstraße für rund zwei Drittel der Überschreitungen der Feinstaub- Grenzwerte gesorgt. Die mikroskopisch kleinen Feinstaubpartikel schädigen die Atemwege und können Lungenkrebs verursachen.

Die neuen Zahlen konnte in Potsdams Stadtverwaltung gestern niemand kurzfristig kommentieren. Für heute aber ist eine Stellungnahme angekündigt. Bekannt ist, dass Potsdam seit 2007 bereits einen Luftreinhalteplan besitzt, der Maßnahmen beschreibt, die Feinstaub vermeiden helfen sollen. In einer überarbeiteten Version des Papiers sollen bis Ende dieses Jahres mögliche Schritte gegen die Stickstoffoxid-Belastung formuliert werden, hieß es zuletzt. „Auch viele andere Kommunen haben mit der Einhaltung dieser Grenzwerte ein Problem“, so Kühne. Es zeichne sich bundesweit ab, bei der EU eine Fristverlängerung bis 2015 zu erwirken – auch Potsdam werde diese Zeit zur Senkung der Werte benötigen. „Die Stadt hat aber eine echte Chance, diese Ziele zu schaffen“, so der LUA-Experte.

Als mögliche Maßnahmen, um die Schadstoffbelastung in der Luft zu senken, gilt eine Umweltzone wie in Berlin, in der Autos ohne neue Umweltfilter nicht mehr fahren dürfen. Dies hatte die Verwaltung in der Vergangenheit stets abgelehnt. Zur Begründung hieß es, wegen des besonderen Wegenetzes in Potsdam müsse das gesamte Stadtgebiet zur Umweltzone ausgewiesen werden. Als mögliche Alternative hatte die Landeshauptstadt prüfen wollen, ob auf wichtigen Potsdamer Routen wie der Zeppelinstraße künftig generell Tempo 30 gelten soll – das Ergebnis dieser Untersuchung steht allerdings noch aus.

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