Landeshauptstadt: Scharfenberg ausgequetscht
Am Leibniz-Gymnasium wollen zwei Jugendliche die Schülerzeitung wieder aufleben lassen
Stand:
Jonas Woitynek und Michel Bonath wollen wieder „Therapie?!“ machen. So heißt die Schülerzeitung am Leibniz-Gymnasium, die schon seit mehr als einem Jahr nicht erschienen ist. Die beiden 15- und 16-Jährigen sind gerade dabei, das zu ändern. „So eine Zeitung soll ein Sprachrohr für die Schüler sein. Es sollen auch Dinge einfließen, die im Schulstress vorbeirauschen, wie der Bildungsstreik oder politische Themen“, sagt Michel Bonath.
Zu einem solchen Termin für die „Therapie?!“ waren er und Jonas am Dienstagmittag. Im Bürgerhaus Sternzeichen trafen Schüler aus ihrem Gymnasium auf Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der Potsdamer Linken und zugleich Landtagsabgeordneter. Der Politiker sollte Fragen aus fünf Kategorien beantworten. Dafür hatten die Schüler ein „Demokratie-Roulette“ aufgebaut, dessen Drehmoment für die zufällige Auswahl der vorgefertigten Fragen sorgte. So musste der Linke-Politiker über Kriminalität und den Schutz davor reden. Dabei stellte er klar: „Dafür muss man die Polizei unterhalten.“ In diesem Moment sagte er nicht, dass die rot-rote Landesregierung darüber nachdenkt, im Land Brandenburg 2500 Polizeistellen zu streichen.
Die Schüler wollten von Scharfenberg auch wissen, wie der Politiker die Senkung der Schulzeit nebst Abi von 13 auf zwölf Jahre bewertet. Sie selbst seien davon direkt betroffen. „Ich habe Angst vor den zusammengewürfelten Klassen“, so ein Schüler. Scharfenberg nahm diese Sorgen auf: „Ich bin eher für 13 Jahre.“ Zwar würde auch in anderen Bundesländern an Gymnasien ein Zwölf-Klassen-System bestehen, so Scharfenberg – jedoch bedeute die Umstellung auch, dass nun weniger Lehrer benötigt würden. So recht überzeugt nach dem Auftritt wirkten Woitynek und Bonath aber nicht. „Beim Thema Schulzeit ist er uns ausgewichen“, so Woitynek. Dennoch wird der Text über Scharfenberg in die aktuelle Ausgabe wandern – möglichst im Januar, neben einem Interview mit dem Leiter des Leibniz-Gymnasiums, einer Buchvorstellung und anderen Themen. Michel Bonath sagt: „So eine Zeitung ist eine nette Abwechslung, wenn man in der Schule etwas hat, das man lesen möchte und nicht das, was der Lehrer einem sagt.“ Henri Kramer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: