
© A. Klaer
Grundsteinlegung für Kunstgüterdepot: Schatzkammer der Kulturgeschichte
Für das zwölf Millionen Euro teure Kunstgüterdepot der Schlösserstiftung nahe dem Hauptbahnhof wurde der Grundstein gelegt. Es soll den wertvollen Objekten beste klimatische Bedingungen bieten.
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Potsdam - Es ist zweifellos eine ungewohnte Umgebung für Hartmut Dorgerloh. Als der Generaldirektor der Schlösserstiftung an Mittwochvormittag ans Rednerpult tritt, bilden nicht wie gewohnt pittoreske Preußenschlösser die Kulisse, sondern Hochhäuser, Beton und dicke Bewehrungsstähle. Seit gut zwei Monaten wird am neuen Depot für die Kunstgüter der Schlösserstiftung bereits gewerkelt, gestern wurde offiziell der Grundstein für das zwölf Millionen Euro teure Vorhaben gelegt.
Auf dem Grundstück neben den leer stehenden Hallen des früheren Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) in der Friedrich-Engels-Straße lässt die Stiftung nach dem Wissenschafts- und Restaurierungszentrum in der Zimmerstraße bereits ihren zweiten Neubau errichten. Darin sollen nach seiner für Ende 2017 geplanten Fertigstellung Tausende Kunstgüter untergebracht werden, darunter 1700 Gemälde, 700 Bilderrahmen, mehr als 1500 verschiedene Möbelstücke, Textilien, Uhren, Musikinstrumente oder Leuchter. Die meisten davon stammten aus den Beständen des brandenburgisch-preußischen Hofes, aber auch aus Preußenschlössern, die im Krieg zerstört wurden, wie das Berliner und das Potsdamer Stadtschloss, sagte Dorgerloh. „Die Preußenkönige waren pflichtbewusst, die haben ein altes Sofa nicht einfach weggeworfen, sondern ins Depot gebracht“, sagte der Stiftungs-Chef. Daher seien die Objekte, wenn sie auch nicht öffentlich ausgestellt würden, wertvolle Zeugnisse der Hohenzollerngeschichte und damit auch der Historie der Potsdamer Welterbeanlagen. Doch auch Kunstgüter aus Schlössern, die im Zuge der Bodenreform enteignet wurden, werden von der Stiftung verwahrt. Bei diesen forsche man nach den rechtmäßigen Eigentümern, sagte Dorgerloh.
Der Neubau werde in 17 Kammern aufgeteilt
Angesichts der künftig auf gut 5000 Quadratmetern gebündelten Historie geriet Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD) ins Schwärmen: Das neue Haus werde eine „Schatzkammer der Kulturgeschichte“, sagte sie. Für die weitere Erforschung der preußischen Schlösser und Gärten sei der Neubau ein Meilenstein. Auch das Land werde als Wissenschaftsstandort davon profitieren, sagte Münch.
Bislang sind die Kunstwerke auf sieben verschiedene Standorte verteilt, die die Stiftung aus Sicherheitsgründen geheim hält. Gut aufgehoben sind sie dort nicht, oft lagern sie in Dachgeschossen in schwer zugänglichen Räumen, unter schlechten klimatischen und Sicherheitsbedingungen. Damit ist es künftig vorbei. Der Neubau werde in 17 Kammern aufgeteilt, die jeweils auf die Bedürfnisse der dort lagernden Kunstgegenstände zugeschnitten sind und in denen die Raumtemperatur separat geregelt werden könne, erkärte Ayhan Ayrilmaz, Architekturchef der Schlösserstiftung. Zudem sollen fast einen Meter dicke Außenwände dafür sorgen, dass die Temperaturschwankungen im Innern so gering ausfallen, dass nur noch minimal nachgesteuert werden muss. Damit würden die Betriebskosten niedrig gehalten, so Ayrilmaz. Ohnehin sei das Gebäude beinahe ein Haus mit einem Null-Energiebedarf, sagte Architekt Volker Staab, dessen Berliner Büro den Entwurf für den Neubau lieferte.
Rohbau soll noch dieses Jahr fertig werden
Und der lehnt sich optisch an die denkmalgeschützten RAW-Hallen an. Zwar sind die verwendeten Fassadenziegel nicht rot, sondern silbergrau, aber das herausstechendste Merkmal der alten Eisenbahnerbauten, das sogenannte Sheddach mit seiner Sägezahnform findet sich auch am benachbarten Neubau. „Wir freuen uns, damit einen Beitrag zum zeitgenössischen, modernen und anspruchsvollen Bauen in Potsdam leisten zu können“, sagte Dorgerloh. Er hoffe, dass die Stiftung mit dem Neubau vielleicht auch Impulsgeber für eine Sanierung der RAW-Hallen sein werde, erklärte der Stiftungs-Chef, der zu dem Standort auch eine ganz persönliche Beziehung hat. Als Schüler habe er im RAW Unterrichtstage in der sozialistischen Produktion (UTP) gehabt. Dabei erhielten Jugendliche – oft genug erschütternde – Einblicke in den Alltag sozialistischer Produktionsbetriebe.
Noch in diesem Jahr soll der Rohbau des neuen Kunstdepots fertig werden, sagte Architekturchef Ayrilmaz, Ende 2017 soll er fertig sein. 2018 geht dann der Umzug über die Bühne. Bezahlt wird das Projekt aus dem 155 Millionen Euro schweren Masterplan-Topf, den der Bund, Brandenburg und Berlin zur Rettung bedrohter Preußenschlösser aufgelegt haben, der aber auch für wichtige Neubauvorhaben zur Verfügung steht. Perspektivisch soll das Depot noch um einen Anbau ergänzt werden, in dem die Skulpturensammlung der Stiftung untergebracht werden soll. Das Skulpturendepot steht auf der Projektliste für den zweiten Masterplan, der ein Gesamtvolumen von 400 Millionen Euro hat und der ab 2018 gelten soll.
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