Landeshauptstadt: Scheine statt Geschenke
Das Ehepaar Schopka sammelte auf Geburtstagsparty für Innenausbau des Lepsius-Hauses
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Nauener Vorstadt - 140 Jahre sind sie alt geworden – freilich beide zusammen und innerhalb von drei Wochen. Für Waltraut und Hans-Joachim Schopka war das Jubiläum Grund für eine dreitägige Feier mit vielen Freunden. Um diesen Potsdam zu zeigen, unternahmen sie auch eine Stadtrundfahrt mit einem Doppeldeckerbus, der sie nicht nur zum Schloss Sanssouci führte, sondern auch zum Lepsius-Haus in der Großen Weinmeisterstraße. Das Paar, das einst gemeinsam die Dortuschule besuchte und schon ab 1954 „miteinander ging“, ist gut befreundet mit Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz, dem Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins Lepsius-Haus-Potsdam. So kam die Idee, die Gäste der Schopkas zu bitten, statt Geburtstagsgeschenk zu kaufen für den Innenausbau des einst vom international bekannten Zeugen des Genozids an den Armeniern, dem Potsdamer Pfarrer Johannes Lepsius, bewohnten Hauses spenden.
1500 Euro kamen so zusammen, die das Ehepaar Schopka gestern an den Vorstandsvorsitzenden Schulz und dem Vereinsgeschäftsführer Peter Leinemann übergaben. Es ist nur eine kleine Summe, so Hans-Joachim Schopka, doch Generalsuperintendent Schulz widersprach: 1500 Euro, „das ist schon richtiges Geld“. Zudem sei die symbolische Bedeutung der Sammlung der Schopkas sehr groß, denn sie verdeutliche bürgerschaftliches Engagement. Nur wenn deutlich werde, dass das Vorhaben einer internationalen Forschungs- und Gedenkstätte im Lepsius-Haus von den Potsdamern mit Wohlwollen und mit Stolz getragen werde, werde es gelingen, „die große Summe“, die noch fehle, auch zusammen zu tragen. Schulz zufolge herrsche im Innern der äußerlich sanierten Villa „völlige Baufreiheit“. Es gebe keine Fußböden, Decken oder Türen. Gebraucht würden noch 400 000 bis 500 000 Euro, so Schulz. Armenien selbst sei arm und könne aus Haushaltsmitteln nichts beitragen. Doch es lebten viele reiche Armenier in der Diaspora, die spenden könnten. „Nur wir haben den Richtigen noch nicht gefunden“, erklärte Leinemann.
Waltraut und Hans-Joachim Schopka waren am 12. August 1961, einen Tag vor dem Mauerbau, von Potsdam nach West-Berlin geflüchtet. Wie Waltraut Schopka erzählt, wollte sie eigentlich am Abend noch einmal zurück nach Potsdam fahren, „um die Wäsche aufzuhängen“. Doch dann sei es schon zu dunkel gewesen und so wurde das Vorhaben, noch einmal an ihren Heimatort zurückzufahren, auf den nächsten Tag verschoben. Am nächsten Morgen hörten sie, dass die DDR die Grenzen geschlossen hat. Sie lebten fortan in Frankfurt/Main, Stuttgart und München. Im Jahr 2000 kehrten sie nach Potsdam zurück. „Wir haben gemerkt, wir gehören hier her“, sagt der Medizin-Physiker. Guido Berg
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