
© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer
Scheitert Schuberts Suche nach Aubel-Nachfolgerin?: Eine Kandidatin zieht ihre Bewerbung zurück
Der Rathauschef kann bei der Wahl nicht auf die rot-grün-rote Rathauskooperation setzen. Im Hauptausschuss wurde bekannt: Eine der Bewerberinnen wirft hin.
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Für Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ist es eine schlechte Nachricht: Für keine der beiden Kandidatinnen für die Nachfolge der vorzeitig abgetretenen Potsdamer Dezernentin Noosha Aubel zeichnet sich eine Mehrheit ab - eine warf am Mittwoch bereits das Handtuch. Nun droht das gesamte Verfahren zu scheitern.
Am Mittwochvormittag legte sich zunächst die Grünen-Fraktion fest. Nach eingehenden Beratungen habe man sich entschieden, „keine der beiden Bewerberinnen zu unterstützen“, sagte Fraktionschef Gert Zöller den PNN auf Anfrage. Damit kann Schubert nicht auf eine Mehrheit in der rot-grün-roten Rathauskooperation bauen, in der sich auch die Linken bisher bedeckt halten. Nach PNN-Informationen sind Teile der Fraktion ebenfalls skeptisch gegenüber beiden Kandidatinnen.
Zwei Kandidatinnen in der Endauswahl
Die nächste schlechte Botschaft musste Schubert am Mittwochabend im Hauptausschuss verkünden. So hatte er zuvor eine Nachricht der Kandidatin Birgit Beckermann aus dem niedersächsichen Nordhorn erhalten, wonach sie ihre Bewerbung zurückziehe. In dem Verfahren seien ihr Diskretion und Vertraulichkeit zugesichert worden - das sei aber nicht eingehalten worden, teilte sie mit.
So seien die Namen der Kandidatinnen noch vor der Vorstellungsrunde in den Fraktionen bekannt geworden, kritisierte sie die aus ihrer Sicht damit zusammenhängende politische Kultur im Rathaus. „Die hieran beteiligten Personen zeigen ein verantwortungsloses Handeln, das Persönlichkeitsrechte missachtet und bewusst darauf abzielt, Menschen Schaden zuzufügen“, so Beckermann. Dies schade auch der Landeshauptstadt. Auch Schubert kritisierte, dieser Umgang mit Bewerbern scheine in großen Teilen der Republik nicht üblich zu sein. Er sagte auch, es sei nun möglich, dass er den Termin für die Sondersitzung der Stadtverordneten zur Beigeordnetenwahl am 20. März zurücknehmen müsse.
Es geht bei der Besetzung des Postens um die Leitung der wichtigen Riesenbehörde für Bildung, Jugend, Kultur und Sport, um eine Wahlbeamten-Stelle für die nächsten acht Jahre. Dafür hatten sich rund 80 Kandidaten beworben, nach einem Verfahren der Unternehmensberatung Kienbaum waren zwei parteilose Favoritinnen, jeweils etwa Mitte 50, verblieben. Einmal handelt es sich um Caroline Rapp, Geschäftsführerin des Kreisjugendrings in der bayrischen Landeshauptstadt München. Vorher hatte sie bereits leitende Positionen in Stadtverwaltungen inne – auch in München. Dort arbeitete sie bereits eine Zeit lang als Abteilungsleiterin unter der heutigen Potsdamer Sozialbeigeordneten Brigitte Meier (SPD).
Ihre Konkurrentin war Birgit Beckermann, Stadträtin für Bildung, Ordnung und Soziales in Nordhorn, einer 55.000-Einwohner-Kreisstadt im westlichen Niedersachsen. Am Montag hatten sich beide Frauen den mittlerweile zehn Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung einzeln nacheinander vorgestellt, jeweils 20 Minuten lang.
Was wird aus der Sondersitzung am 20. März?
Danach hatte Schubert gehofft, auf eine stabile Mehrheit für eine der beiden Frauen setzen zu können – was sich so nicht erfüllte. Denn auch die beiden großen Oppositionsfraktionen Die Andere und CDU haben bisher keinerlei Präferenzen erkennen lassen. Und bei den Grünen soll es dem Vernehmen nach Verärgerung über den Umstand geben, dass ihr Favorit – ein Mitglied der Ökopartei und der Drittplatzierte im gesamten Bewerbungsverfahren – sich nicht auch den Fraktionen vorstellen durfte. Allerdings wurden der Bewerbung eines Mannes nur wenig Chancen eingeräumt, weil die Mehrheit der Dezernenten schon jetzt männlich ist.
So hat sich nach PNN-Informationen bisher einzig die SPD auf Rapp als Favoritin einigen können – während AfD und Bürgerbündnis eher auf Beckermann setzten. Schubert hatte gehofft, die aus seiner Sicht aussichtsreichste Kandidatin bei der Sondersitzung der Stadtverordneten am 20. März bestätigen zu lassen.
Doch angesichts der Absage der Grünen an beide Frauen ist nun unklar, was Schubert jetzt macht – ob er Rapp aufstellt oder das Verfahren ergebnislos beendet. Dann wären monatelange Vorbereitungen umsonst gewesen. Schon vergangene Beigeordneten-Wahlen in Potsdam hatten sich zum Teil als Vabanquespiel erwiesen.
Die Neubesetzung ist nötig geworden, weil die bisherige Dezernentin Aubel im November 2022 überraschend ihren vorzeitigen Rückzug angekündigt hatte. Sie ist nun Co-Chefin der von Wirtschaftsgrößen finanzierten Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit.
Verbunden war der Abgang der parteilosen Beigeordneten mit Seitenhieben gegen den Führungsstil des Oberbürgermeisters und unverhohlener Frustration, mit eigenen Ideen in der Stadtverwaltung nicht durchgedrungen zu sein. Im Zuge des Abgangs waren allerdings neue Probleme in der Schulentwicklungsplanung öffentlich geworden, mit negativen Schlagzeilen in Bezug auf die Überlastung bei Mitarbeitern im Jugendamt hatte Aubel hingegen schon länger zu kämpfen.
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