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Schwieriges Unterfangen: Die Suche nach einem Betreiber für den mit 100 Millionen Euro sanierten Kulturstandort Schiffbauergasse will die Stadt jetzt beenden. Dann will sie ein zentrales Management für das Areal erneut ausschreiben – möglichweise inklusive des Waschhauses (rechts im Bild).

© Andreas Klaer

POTSDAM-KULTUR: Schiffbauergasse wird neu vergeben

An der Schiffbauergasse geht es wieder einmal zurück auf Los: Die Suche nach einem Betreiber für den mit 100 Millionen Euro sanierten Kultur- und Gewerbestandort muss ganz von vorn beginnen.

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Das schlagen das Kulturamt und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in einem Antrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung am 2. Mai vor. Demnach soll das vor einem Jahr im April begonnene europaweite Ausschreibungsverfahren gestoppt werden. Damit sollte für die Kulturträger vor Ort ein schon seit Jahren gefordertes Standortmanagement aus einer Hand aufgebaut werden.

Daraus wird vorerst nichts. Die Stadtverwaltung begründet ihren Schritt mit der Situation im Waschhaus. Nach den negativen Ergebnissen der Evaluierung von dessen Arbeit wird nun geprüft, „ob und inwieweit“ das soziokulturelle Zentrum zusammen mit den Management- und Marketingaufgaben für die Schiffbauergasse ausgeschrieben werden könne, heißt es in dem neuen Antrag. Bis Mitte des Jahres soll dies untersucht werden. Sollte das Waschhaus mit ausgeschrieben werden, wäre das aber eine Erweiterung der ursprünglichen Ausschreibung, argumentiert die Stadt weiter – daher müsse nun ein komplett neues Vergabeverfahren angegangen werden. Ein Problem dabei deutet die Stadtverwaltung in ihrem Vorschlag für die Stadtverordneten bereits an: Eine Beendigung des Vertrags mit den Waschhaus-Betreibern sei frühestens Ende 2013 möglich. Zudem gilt das Verhältnis zwischen der Stadtverwaltung und der Waschhaus-Betreibergesellschaft schon länger als angespannt. Noch verzwickter wird die Situation, weil das Waschhaus ab Sommer einen neuen Geschäftsführer braucht. Dieser hätte aber angesichts der neuen Pläne der Stadt nur noch rund eineinhalb Jahre echte Planungssicherheit für seine Arbeit.

Für die Schiffbauergasse geht mit der Entscheidung der Stadtverwaltung die Suche nach einem Standortmanagement aus einer Hand einmal mehr in eine neue Runde – und das, obwohl die Kulturträger vor Ort schon seit mehreren Jahren eine zentrale Stelle fordern. Sie hoffen, das Management könne helfen, die bei Einweihung der Schiffbauergasse jährlich geplanten 500 000 Besucher auf das Areal locken zu können. Bislang sind es 150 000 Gäste weniger pro Jahr. Der Auftrag der jetzt gestoppten Ausschreibung sollte denn auch hoch dotiert sein: Allein für dieses Jahr plante die Stadt Ausgaben in Höhe von knapp 590 000 Euro. Konkret sollte die Gewinner-Firma mindestens drei Jahre lang unter anderem die „Interessen“ der Einrichtungen in der Schiffbauergasse bündeln, Flächen im Areal „zentral vermarkten“ und auch selbst Veranstaltungen durchführen.

Doch im vergangenen Dezember hieß es von der Stadt bereits, das Vergabeverfahren sei auf Eis gelegt. Begründet wurde dies mit „offenen Fragen“ zur Schinkelhalle in der Schiffbauergasse. Zum Hintergrund: Schon während der Ausschreibung hatte sich der Wunsch der Stadt als problematisch erwiesen, dass ein neuer Betreiber auch diese leere und wegen baulicher Hürden und aus Denkmalschutzgründen schwierig zu bespielenden Halle für 890 000 Euro erwirbt. Nach PNN-Informationen hatte es dazu im Rathaus Streit um ein Verkehrswertgutachten für die Schinkelhalle gegeben, das der zuständige kommunale Sanierungsträger in Auftrag gegeben hatte – pikanterweise eine Tochter der städtischen Bauholding Pro Potsdam, die zusammen mit dem Babelsberger Stadtkontor zu den letzten beiden verbliebenen Bewerbern für die Schiffbauergasse vor dem Stopp der Ausschreibung gehörte.

Angesichts der neuen Entwicklungen forderte die Chefin des Kulturausschusses, Karin Schröter (Linke), am Montag auf PNN-Anfrage, die Betreibersuche einzustellen und das „Trauerspiel“ zu beenden. Vielmehr solle die Stadt das Management des Kulturstandorts in die eigenen Hände nehmen. Einst hatte es die Stadt schon mit einem Standortbeauftragten versucht: Doch Martin Schmidt-Roßleben scheiterte auch, weil er letztlich weder Geld noch konkrete Weisungsrechte hatte – etwa gegenüber dem für bauliche Aspekte zuständigen Sanierungsträger.

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