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Landeshauptstadt: Schiffsgaststätte am Kai

Dazu wird der Lastkahn „Aviso“ auf der Werft in Parey zur „John Barnett“ ausgebaut

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Dazu wird der Lastkahn „Aviso“ auf der Werft in Parey zur „John Barnett“ ausgebaut Berliner Vorstadt - Am Kai der Schiffbauergasse wird im November wieder ein Schiff anlegen, um mit seinem Bordrestaurant die Mitarbeiter des Softwareunternehmens Oracle zu versorgen. Täglich zwischen 11 und 17 Uhr ist es aber auch als Gaststätte öffentlich zugänglich. Das erfuhren die PNN von Petra Huse und Clemens Lambrecht, den Inhabern des Potsdamer Weinkontors. Sie hatten die von Oracle gegenüber der Stadt geforderte Mittagsversorgung übernommen. Im vorigen Winterhalbjahr mieteten sie dazu von der Weißen Flotte die „Charlottenhof“, die in der Saison aber wieder für den Ausflugsverkehr gebraucht wurde. Die Mitarbeiter des Unternehmens wurden in diesem Zeitraum im Stammlokal, dem Weinkontor, versorgt. Die Schiffsgaststätte kann vorerst nur provisorisch an dem sanierungsbedürftigen Kai betrieben werden. Die Instandsetzung der Kaimauer und die Festigung des Seebodens waren bereits für den Sommer vorgesehen, ist aber bisher noch nicht begonnen worden. Wie Regina Thielemann, Sprecherin der Stadtverwaltung, auf Anfrage erklärte, wurden die Arbeiten aufgeschoben, weil noch nicht über alle dafür beim Land beantragten Förderbescheide entschieden wurde. Petra Huse und Clemens Lambrecht wollen am Standort Schiffbauergasse die Gaststätte künftig mit einem eigenen Schiff betreiben. In Spandau haben sie das alte Motorgüterschiff „Aviso“, Baujahr 1886, gekauft. Um als Restaurant zu dienen, muss der Kahn im Wortsinn einschneidende Veränderungen über sich ergehen lassen. Aus dem 65 Meter langen Schiffskörper werden in der Mitte 19 Meter herausgetrennt, denn erst so erreicht er ein Maß, mit dem er den Blick über das Wasser nicht verstellt. Immerhin bleibt den neuen Eignern genügend Raum, um auf dem verkürzten Schiff ihre Vorstellungen zu verwirklichen. Durch das Steuerhäuschen, dem sich eine „Kapitänslounge“ für 20 Personen anschließt, erreicht der Gast an der abgerundeten Theke vorbei das Restaurant mit knapp 100 Plätzen. Es ist in einen Raum, in dem à la carte serviert wird, und einen zweiten für Feiern und Festlichkeiten geteilt. Zum Heck schließen sich Küche, Lager und die anderen Wirtschaftsräume an. Die beiden aktiven Wassersportler Huse und Lambrecht verabscheuen „maritimen Kitsch“. Sichtbar machen wollen sie jedoch den Ankerkasten im Bug und Teile der Konstruktion und der Maschinerie. „Wir möchten die Erfahrung vermitteln, dass dieses Schiff ein Arbeitsschiff war“, erklärt Petra Huse. Mit der von ihm gepflegten Küche, in die er Gerichte seiner badischen Heimat, beispielsweise Maultaschen, einbringt, hat Clemens Lambrecht im Weinkontor viel Anklang gefunden. Ausbauen möchte er das maritime Angebot, ohne die „John Barnett“ in ein Fischrestaurant zu verwandeln. Den Fisch wird er von der nahe gelegenen Fischerei an der Burgstraße beziehen. Die Öffnungszeiten werden dann verlängert, lautstarken Schiffertanz wird es allerdings nicht geben. Das Restaurant soll den Namen „John Barnett“ erhalten. Damit erweisen die beiden dem Standort Schiffbauergasse ihre Reverenz. Der Engländer John Barnett Humphrey hatte 1816 in Spandau das erste preußische Dampfschiff, die „Prinzessin Charlotte von Preußen“, gebaut und war mit seiner Werft ein Jahr später nach Potsdam umgezogen. Hier entstand damals das seinerzeit größte preußische Dampfschiff, die „Blücher“. Im Restaurant wird auf diese geschichtlichen Zusammenhänge hingewiesen, ein Museum soll es aber nicht werden. Ausgeführt wird der Schiffsumbau von der Elbewerft in Parey. Der städtische Beauftragte für den „integrierten Kultur- und Gewerbestandort Schiffbauergasse“, Martin Schmidt-Roßleben, sieht in dem Restaurantschiff eine Attraktion innerhalb der vielfältigen Gaststättenlandschaft, die er für den Standort anstrebt. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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