Stadionfest: Schildbürgerstreiche im „Karli“
Zahlreiche Mängel im sanierten Karl-Liebknecht-Stadion verärgern die Fans des SV Babelsberg 03
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Babelsberg - Eigentlich will der SV Babelsberg 03 am morgigen Sonntag ab 14 Uhr ein fröhliches Fest feiern – kurz vor Ende der langwierigen Sanierung seines „Karli“-Stadions an der Karl-Liebknecht- Straße. Doch wegen zahlreicher Mängel, die nach den Bauarbeiten noch bestehen oder sogar neu entstanden sind, ist die Freude bei den Fans des Vereins getrübt.
Auf PNN-Anfrage hat der Fanbeirat des Drittliga-Vereins jetzt eine Mängelliste „mit Schildbürgerstreichen“ nach der Sanierung vorgelegt. Ein Hauptkritikpunkt: Von vielen Stellen aus würde die Sicht aufs Spielfeld behindert. So sei von den unteren neuen Sitzplätzen im Gästebereich „fast nichts zu sehen“. Dazu seien im Stadion „überall“ die Lautsprecherboxen so angebracht, dass sie den Blick „maximal“ verstellen würden. Als „glatte Fehlplanung“ sehen die Fans die Gestaltung des Vip-Raums für besondere Gäste – hier seien die Fenster „viel zu klein“, um auf das Spielfeld zu blicken. Dagegen seien die Büros der Geschäftstelle mit Panoramafenstern zur Straße hin versehen worden – aus Sicht der Fans eine sinnlose Investition. Dafür hätten gerade Rollstuhlfahrer im Behindertenbereich nur eine „sehr eingeschränkte Sicht auf das Spielfeld“. Dort und auch anderswo seien zudem die Fluchtwege nicht optimal gestaltet. Dazu würden auch Rathaus und Behindertenverband informiert, so der Fanbeirat in seiner Erklärung.
Als „bedauerlich“ schätzt der Beirat die „völlig unnötige Neueinzäunung des Stadiongeländes mit unglaublich hässlichen Zäunen“ ein. Die Informationen zur Geschichte des Stadions, die sich noch an der früheren Zaunanlage befanden, seien entfernt. Überdies sei der Einlassbereich des „Karli“ durch unnötige Zwischenzäune, Abgrenzungen und Sicherheitstore „verunstaltet“ worden. Das würde dem Charme des Stadions schaden – auch weil durch die Sperrung eines Durchgangs die „gewohnte Bewegungsfreiheit“ eingeschränkt sei.
Als unerledigte Aufgabe sieht der Beirat beispielsweise eine Lücke an der Rückwand zwischen Tribüne und Ostblock, durch die es auch nach der Sanierung regelmäßig ins Stadion regnen würde. Zu noch offenen Baustellen zählen die Fans auch die Außenanlagen sowie den „stets matschigen Weg“ zwischen neuem Kunstrasenplatz und den Fanblöcken.
Positiv sehen die Fans dagegen den Neubau des Ostblocks – so sei das Stadion atmosphärisch „noch enger“ geworden. Kaum ein anderes Stadion ermögliche es, das Geschehen so dicht vom Spielfeldrand zu erleben. Auch die neuen blauen Sitzschalen und die Herrichtung des Kunstrasenplatzes seien ein „Gewinn“.
Doch bleibe angesichts der verbauten Mittel aus dem Konjunkturpaket in Höhe von acht Millionen Euro und der möglichen Folgekosten durch die Mängel ein „herber Beigeschmack“ – zumal viele Fehler aus Sicht des Beirats hätten vermieden werden können, „wenn die Fans frühzeitig in die Planungen einbezogen worden wären“. Die Fehler werden dabei der bis zu diesem Frühsommer amtierenden und in Affären verstrickten Babelsberg- 03-Führungsriege um Ex-Vorstand Rainer Speer und Ex-Aufsichtsratschef Peter Paffhausen angelastet. „Warum keine erfahrene Firma mit der Bauplanung beauftragt wurde, ist uns schleierhaft“, moniert der Fanbeirat. Objektplaner war die Kock & Lünz Ingenieursgesellschaft, verantwortlich vor Ort auch eine Firma der Thymian- Gruppe – beide Unternehmen durch viele Geschäfte mit den Stadtwerke um ihren früheren Chef Paffhausen verbunden.
Baubeginn im „Karli“ war im Mai 2010. Die Arbeiten sollen am 31. Oktober beendet sein, sagt der neue SVB-Geschäftsführer Klaus Brüggemann. „Solange das Bauvorhaben nicht komplett abgeschlossen ist, werden wir uns zu Details nicht äußern.“ Intern soll nach PNN-Informationen jedoch schon feststehen, dass die neue Vereinsspitze erhebliche Nachbesserungen von den Stadionsanierern verlangen will. Die Fans wird das freuen.
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