Landeshauptstadt: Schiller-Schüler wollen ihr Geld zurück
Erste Verhaftungen im Abi-Ball-Betrug / Stadt bietet Potsdamer Gymnasiasten Hilfe an
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Hoffnung für die Abiturienten des Potsdamer Schiller-Gymnasiums: Im Betrugsfall um die „Easy Abi“-Agentur sind zwei mutmaßliche Betrüger festgenommen worden. Der ehemalige und der jetzige Manager der Berliner Veranstaltungsfirma wurden verhaftet. Sie sollen außer in Potsdam von mehr als 30 Schulen in Berlin und Brandenburg das Geld für Abschlussfeiern kassiert, aber die Bälle dann nicht organisiert haben. Die betrogenen Schüler könnten nun glimpflich davonkommen.
„Die Chancen, dass die Geschädigten etwas von ihrem Geld zurückbekommen, sind deutlich gestiegen“, sagte der Sprecher der Berliner Polizei, Thomas Neuendorf. 360 000 Euro wurden auf den Konten der mutmaßlichen Täter gefunden und „eingefroren“. Wann die Schüler davon etwas wiedersehen, sei nicht klar. Das Geld werde von der Staatsanwaltschaft so lange festgehalten, bis der Betrug nachgewiesen sei. „Das kann Monate dauern“, sagte Neuendorf. Geklärt werden müsse, ob es sich um Gelder der Abiturienten handle oder die angebliche Kaufsumme sei, die Karl Heinz R. an die Vorinhaber Marcel L. und David H. bezahlt habe.
Die Staatsanwaltschaften in Berlin und Hamburg prüfen derzeit, ob es Zusammenhänge zwischen Taten gibt. Dort und in München agierten ebenfalls Firmen unter dem Namen „Easy Abi“, die sich 2010 in „Abistars“ umbenannten. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen Betrugs an drei Schulen.
In Berlin und Brandenburg sind rund 1000 Schüler betroffen, unter anderem auch in Eichwalde, Wandlitz, Zossen und Bernau. Auf dem Berliner Alexanderplatz demonstrierten am Freitag betroffene Berliner Schüler und klapperten mit Spendenbüchsen. Die Potsdamer Schüler des Schiller Gymnasiums – 110 Schüler, dazu 340 Gäste – hatten rund 16 000 Euro für ihren Abi-Ball im Berliner Palais am Funkturm an „Easy Abi“ überwiesen. Pro Person sollte die Party 45 Euro kosten. Sie fällt aus. Fieberhaft versuchen die Schüler Ersatz zu finden. Dabei könnte die Stadt Potsdam helfen: „Wir wollen mit den Schülern ins Gespräch kommen“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz. Die CDU-Landtagsfraktion rief die Landesregierung auf, den Brandenburger Schülern Räume kostenfrei zur Verfügung zu stellen. In der Staatskanzlei zeigte man sich offen, verwies aber auf die Kommunen und Landkreise. Überall sei den betroffenen Schülern bereits Hilfe angeboten worden. Unterstützung anderer Art gibt es von den Betreibern von Tropical Islands. Sie versprechen den Schülern ein „tropisches Trostpflaster“ und laden sie am Sonntag und Montag bei freiem Eintritt ein.
Für Lucia Kürzeder vom Schiller-Gymnasium sind das endlich gute Nachrichten: „Es würde uns freuen, wenn uns die Stadt helfen könnte“, sagte sie. Zwar habe es Gespräche mit Sponsoren gegeben, bislang aber ohne Ergebnis. Kommenden Freitag soll die Feier steigen. Für Lucia war die ganze Sache schon jetzt eine Lehre fürs Leben, sagte sie. „Bevor ich noch einmal einen Vertrag unterschreibe, werde ich den gründlich prüfen“. Nach dem Abi will sie Jura studieren. Tobias Reichelt
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