Landeshauptstadt: Schlaatz ohne Leerstand
Plattenbaugebiete verlieren ihr Schmuddel-Image / Sanierung und Wohnumfeldverbesserung
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Plattenbaugebiete verlieren ihr Schmuddel-Image / Sanierung und Wohnumfeldverbesserung Im Jahr 2002 befragten wir die Potsdamer in einer großen PNN-Serie danach, wie wohl sie sich in ihrem Stadtbezirk fühlen. Jetzt, drei Jahre später, wollen wir berichten, was sich in dieser Zeit in den acht Planungsgebieten der Stadt verändert hat und wo weiter der Schuh drückt. Heute: Potsdam-Süd - Teltower Vorstadt, Schlaatz, Waldstadt I und II Vor drei Jahren standen am Schlaatz acht Prozent aller Wohnungen leer, jetzt sind es noch 1,8 Prozent. Ein Drittel der Bewohner, darunter viele Studenten und junge Familien, sind erst nach 2001 zugezogen. Das kommt nicht von ungefähr. „Durch Sanierung und Wohnumfeldverbesserung haben die Plattenbaugebiete sehr gewonnen“, stellt Carsten Hagenau, Koordinator der „Stadtspuren“ fest. In dieser Aktion der Wohnungsunternehmen wurde die in den 60er Jahren erbaute Waldstadt I inzwischen komplett saniert. PNN-Leserin Margarete Rößler wohnt von Anfang an hier und möchte keineswegs wegziehen: „Durch die Sanierung haben wir größere Balkons, schöne neue Fenster und ein modernes Bad erhalten.“ Die Einkaufsmöglichkeiten und die ärztliche Versorgung seien durch die nahe gelegene Waldstadt II ideal, auch einen Friseur und andere kleine Dienstleister gebe es noch. Die Grünfläche am Haus werde vorbildlich gepflegt. Der Verkehrslärm habe freilich zugenommen und abends sei kaum ein Parkplatz zu finden. Die Hausgemeinschaft, wo einer dem anderen hilft, gibt es ebenfalls noch. Kürzlich haben sie deren 40-jähriges Bestehen gefeiert, sehr zur Verwunderung der drei zugezogenen jungen Familien. Was Margarete Rößler stört, ist die mangelnde Sauberkeit. Das ist für die Schlaatzbewohnerin Brigitte Schulzek ebenfalls ein Problem. Es liege an der schlecht funktionierenden Müllabfuhr und auch einigen Bewohnern, in den vergangen Jahren seien sehr viele sozial Schwache einschließlich Asoziale hierher abgeschoben worden. Nach wie vor sehe sie Menschen, die in Mülltonnen nach Ess- und Brauchbaren wühlen. Am Schlaatz gebe es keinerlei kleinen Handwerker und Dienstleister mehr, die eine Kaufhalle sei unzureichend und die Gaststätten „Auerochs“ und „Weide“ sind schon lange dicht. Abends gehe sie nicht mehr auf die Straße. Polizeisprecherin Angelika Christen bestätigt, dass das „subjektive Sicherheitsgefühl“ am Schlaatz beeinträchtigt ist. Das werde aber durch die Kriminalstatistik nicht bestätigt. Die Zahl der Straftaten sei gleich geblieben und entspreche der anderer Wohngebiete. Fast die Hälfte seien sowohl am Schlaatz wie in der Waldstadt Diebstähle, es folgen Sachbeschädigungen und Rohheitsdelikte. Letztere lägen am Schlaatz allerdings über dem Durchschnitt. Diesen Aussagen möchte Heike Thöne vom Entwicklungsträger Stadtkontor nicht ganz folgen. Das Image des Wohnviertels habe sich wesentlich verbessert, dort herrsche jetzt „eine ganz andere, positive Stimmung“. Trotz ihrer Kritik will Familie Schulzek am Schlaatz wohnen bleiben. Das Haus wurde saniert, die Miete liegt günstig, in der Gestaltung der Kinderspielplätze und der Pflege der öffentlichen Grünanlagen gebe es erfreuliche Fortschritte. Diese Linie werde fortgesetzt, kündigt Carsten Hagenau an. So sollen die Innenhöfe stärker zu grünen Treffpunkten der Bewohner gestaltet werden. 800 von den etwa 8000 Bewohnern sind Zuwanderer aus dem Ausland. Sie hätten es schwer sich zu integrieren, räumt Swjetlana Hermann ein, Fremdenhass habe sie jedoch nicht verspürt. Die aus St. Petersburg gekommene Biologin setzt sich im Kulturbund für den am Schlaatz angelegten Integrationsgarten ein, in dem neben Ausländern auch drei deutsche Familien und Kinder der nahe gelegenen Grundschule die Beete bewirtschaften. Für die Waldstadt II stellt Fritz Kriener in einem Brief an die PNN fest, dass durch gut gestaltete neue Spielplätze die Kinder von der Straße geholt wurden. Als mangelhaft empfindet er die Betreuung der Senioren, nach dem ihr Treffpunkt „Zum Teufelssee“ geschlossen wurde. Claudia Dinse, Pressesprecherin der Gewoba, nennt die uneinheitliche Pflege und die nach wie vor bestehende Parkplatznot als Hauptprobleme in der Waldstadt II. Daran werde aber gearbeitet. Die unterschiedlichen Eigentümer haben ein Kooperationskonzept entwickelt, nach dem das Grün künftig einheitlich durch eine Firma betreut werden soll. Darin werden die beim Bau des Viertels (1977 - 1988) erhaltenen Waldinseln einbezogen, deren herangewachsen Bäume inzwischen viele Wohnungen verschatten. Carsten Hagenau sieht mit der Sondierung und Neuordnung der Freiflächen gleichzeitig eine Chance, das Parkproblem zu entschärfen. Der Potsdamer Süden, zu dem ja auch die Teltower Vorstadt mit der Vorzeigesiedlung „Am Brunnen“ gehört, hat sich also seit der PNN-Wohlfühlaktion vor drei Jahren positiv entwickelt und wird als Wohngegend wieder angenommen. Leerstand und Verödung sind nicht mehr zu befürchten. Die nächste Folge „Wohlfühlen in Potsdam 2005“ erscheint am 3. März und beschäftigt sich mit dem Planungsgebiet Am Stern.
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