Landeshauptstadt: Schlangen wie zu DDR-Zeiten
Ostpro in Babelsberg zog Käufer in Scharen an
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In der Metropolis-Halle wird übers Wochenende unüberhörbar gesächselt. Zur zweiten Ostproduktemesse hatten sich zwar Anbieter aus allen neuen Bundesländern eingefunden, aber die Sachsen, Thüringer und Sachsen-Anhaltiner zeigten besonderen Eifer. Die Mecklenburger waren immerhin mit Fisch, Schlachtspezialitäten und Fiberglasmöbeln vertreten. Potsdam als Gastgeberstadt schien mit dem Angebot der Metropolishalle als Veranstaltungsort völlig ausgelastet. Wenigstens Werder lockte mit Ölmühlenprodukten und Wriezen mit Senf. Natürlich fehlten auch die Spreewaldgurken nicht. Dass der Osten nicht an der Oder aufhört, bewiesen die Polen mit einem Käsestand und der Vertrieb russischer Spezialitäten. Manches, was auf der Ostpro landete, konnte seine Ostherkunft allerdings nur schwer beweisen – wie Pfannen aus dem Sauerland oder Bügelmaschinen aus der Schweiz. Das etwas schwache Argument war: Der Vertrieb sitze im Osten. Aber es scheint ohnehin zusammenzuwachsen, was vor 20 Jahren zusammengeschweißt wurde. Auch der Geschmack. 85 Aussteller hatten sich zur zweiten Ostpro in der Metropolishalle eingefunden, 15 mehr als im Vorjahr zur Vorweihnachtszeit, war von Veranstalterin Ramona Oteiza zu erfahren. Die Besucherzahl von 2008 wurde wieder erreicht. Über 20 000 Besucher kamen, sahen und kauften.
Für Ramona Oteiza, die seit 1991 Ostproduktemessen in den neuen Bundesländern und in Berlin veranstaltet, war eine große Halle die Voraussetzung für eine Veranstaltung auch in Potsdam. Ein Zeltaufbau im Lustgarten sei für eine Lebensmittelmesse nicht geeignet, sagt sie. Und so bekam Potsdam seine Ostpro spät, aber sofort nach Eröffnung der Metropolishalle im November 2008. Die Händler nahmen den Veranstaltungsort gern an und sind laut eigener Aussage sehr zufrieden mit Publikum und Umsätzen.
Auch wenn gar nicht mehr alles so schmeckt wie einst vor dem Mauerfall. Zum Beispiel die Hallorenkugeln. „Die waren fester“, sagt Ingrid Lampe aus Brandenburg an der Havel. Sie ist eigens wegen der Messe nach Potsdam gekommen und wählt gezielt eine Schachtel aus der Angebotsvielfalt aus. „Die gab es früher natürlich auch nicht“, sagt sie. Petra Kubec freut sich dagegen, dass die Filzlatschen mit dem Karo-Design noch immer beliebt sind. „Die bringen wir von einer anderen Firma mit“, erklärt sie. Selbst macht die Firma „Gubhut“ aus Guben Mützen und Hüte nach Maß in Größe, Form und Farbe. So manche Bestellung nimmt sie von der Messe mit nach Hause. Die giftig grüne und rote Brause kommt dagegen von der Landbrennerei Fahner aus Thüringen und ist seit fünf Jahren wieder bei Kindern heiß begehrt. Das Rennen aber macht eindeutig Sonja-Plastic aus Wolkenstein (Erzgebirge). An den Produkten dieses 1925 gegründeten Familienbetriebes scheiden sich nicht einmal die Geister. Die quietschbunten Plastikeierbecher gehen weg wie die warmen Semmeln. Und: „Nur hier habe ich endlich das Kaffeesieb gefunden, dass ich schon lange suche“, outet sich ein Westberliner und die Schlange am Stand der Sonja-Plastic- Freunde wächst und wächst. dif
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