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Von Nicola Klusemann: Schlapp, abgeschlagen und fiebernd

Grippewelle heftiger als im Vorjahr / Gesundheitsamt: Doppelt so viele Influenza-Fälle / Impfstoff noch ausreichend vorhanden

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Viele Büros in der Potsdamer Stadtverwaltung sind verwaist, auf einigen Stationen des St. Josefs-Krankenhauses fehlt jeder dritte Mitarbeiter, eine Fleischerei in der Innenstadt ist wegen Krankheit geschlossen. Die Grippe- und Erkältungswelle hat Potsdam fest im Griff.

Das deckt sich mit den aktuellen Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Berliner Robert-Koch-Instituts, die gestern stark erhöhte Werte für die Hauptstadt, aber auch benachbarte Bundesländer vermeldete. Potsdam sei mitten in der Grippewelle, bestätigte Gudrun Hennig, Amtsärztin in Potsdams Gesundheitsbehörde. Nach ihrer Einschätzung sei die saisonale Erkrankung heftiger als im Vorjahr. So meldeten Ärzte im gerade vergangenen Januar 24 im Labor nachgewiesene Influenz-Ffälle, „doppelt so viele wie im Vorjahr“, sagt Gudrun Hennig. Das seien zwar keine repräsentativen Zahlen, aber ein Indiz für die Intensität der Grippewelle. Es bestehe keine grundsätzliche Meldepflicht für die „echte“ Grippe, so die Amtsärztin. Angezeigt werden müsse nur der Nachweis anhand eines Rachenabstrichs. Die meisten Hausärzte stellten aber aufgrund der Symptome die Diagnose Virus-Grippe. Deren Zahl werde nicht erfasst.

Einen hohen Krankenstand der Mitarbeiter registriert derzeit Adelheid Lanz, Verwaltungsleiterin des St. Josefs-Krankenhauses. Der Jahresdurchschnitt krankheitsbedingter Ausfälle läge in ihrer Einrichtung zwischen 20 und 22 Prozent. Momentan aber liege etwa ein Drittel des Pflegepersonals selbst krank im Bett. Das sei ein guter Spiegel des derzeitigen Gesundheitszustands der Gesamtbevölkerung, sagte sie. Der Januar sei für das katholische Krankenhaus ein „starker Monat“ gewesen. Die medizinische Einrichtung an der Allee nach Sanssouci sei gut ausgelastet gewesen, mit Glatteisopfern, aber auch Viruserkrankten. Das Klinikum „Ernst von Bergmann“ hingegen nahm nach Auskunft seiner Sprecherin Damaris Hunsmann keinen merklichen Anstieg an Influenza-Patienten wahr. „Die Fallzahl bewegte sich im Durchschnittsbereich“, so Hunsmann.

Anders ist die Lage in der Arztpraxis eines Allgemeinmediziners in der Potsdamer Innenstadt. Hier werden nach Aussage der Sprechstundenhelferin seit zwei Wochen täglich ein Dutzend und mehr Patienten mit grippalen Infekten und Lungenentzündungen vorstellig. Eine echte Grippe sei glücklicherweise selten darunter.

Eine Influenza komme plötzlich – mit Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Fieber und manchmal auch Husten, beschreibt die Ärztin aus dem Gesundheitsamt die Symptome. Von der Gabe von Virustatika wie Tamiflu rate sie ab, sagt Gudrun Hennig. Dieses starke Medikament sei eher für gefährliche Virenkreuzungen wie dem Erreger der Vogelgrippe gedacht. Sie empfehle stattdessen leichte Fiebermittel, Bettruhe, viel zu trinken sowie leichte, vitaminreiche Kost.

Denjenigen, die es noch nicht erwischt hat, wird empfohlen, sich gegen den Grippeerreger impfen zu lassen. Ein großer Ansturm wie in anderen Grippewellejahren sei bisher ausgeblieben, sagt die Verantwortliche für Infektionsschutz. Seit Saisonbeginn im September hätten sich 370 Potsdamerinnen und Potsdamer im Gesundheitsamt impfen lassen. Das sind „Dauerkunden“ – die Zahl der Vorbeuger sei seit Jahren gleich, so die Amtsärztin. Dabei sei schon wenige Tage nach dem Pieks ein gewisser Grundschutz und nach 14 Tagen dann ein Komplettschutz gegen das Virus vorhanden, warb sie für das Impfen. Serum sei jedenfalls noch genug vorhanden. Sie selbst, so Hennig, lasse sich bereits seit über 30 Jahren zu Grippesaisonbeginn immunisieren und sei damit immer „gut gefahren“. Im Gegensatz zu einigen Amtskollegen in der Verwaltung, die derzeit schlapp und abgeschlagen das Bett hüten.

Nicola Klusemann

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