Landeshauptstadt: Schlechte Seelen sind vergänglich
Monster-Casting im Filmpark Babelsberg
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Ein dunkler Raum. Nur ab und an flackern rote Lichtschimmer durch die Nebelschwaden, die über den Boden ziehen. Unheimliche Geräusche knarzen und wimmern in den steinernden Wänden. Von irgendwoher dringt ein gellender Schrei hinein und verklingt in der Ferne. Halb versteckt im Nebel leuchten die Augen von Hexen, Zombies und Gruselclowns auf. An langen Tischen sind sie aufgereiht: Nervös dreinblickende Gestalten mit teilweise sehr blassen Gesichtern. Darunter auch eine junge Frau im roten Kleid, die etwas schüchtern in sich zusammengesunken auf ihrem Stuhl sitzt.
Katja nimmt am großen Monster-Casting des Filmpark Babelsberg, das vergangene Woche im Erlebnisrestaurant „Prinz Eisenherz“ stattfand. Schon zum fünften Mal sucht der Filmpark gruselige Monster für die jährlichen Horrornächte im Oktober und November. In fünf Nächten können sich Besucher in verschiedenen Themenbereichen nach Herzenslust gruseln und erschrecken lassen. Um das möglich zu machen, braucht es viele Verkleidungswütige, die sich für fünf Nächte als Zombies, Geister, Hexen oder andere Horrorgestalten verkleiden und Spaß am Erschrecken der Besucher haben. Bis zu 200 Monster sucht die dreiköpfige Jury um Tina Knaus, Susanne Regenberg und Andrej Baranow in diesem Jahr.
Vergangene Woche strömten bereits 60 Bewerber nach Babelsberg. Viele kamen aus Berlin und Brandenburg, einige sogar aus Guben. Kandidatin Katja kommt aus Potsdam. Die 30-Jährige war letztes Jahr als Besucherin bei den Horrornächten dabei und so begeistert, dass sie dieses Jahr selbst als Monster dabei sein möchte. „Ich übernehme jede Rolle, die gesucht wird.“ Drei Minuten haben die Kandidaten Zeit, ihr Grusel-Talent unter Beweis zu stellen. Die einzige Bedingung ist, dass sie in einer Rolle bleiben und diese glaubhaft darstellen, wie „Monstermama“ Tina Knaus anfangs erklärt. „Uns ist es völlig egal, ob ihr ganz laut oder ganz leise seid“, sagt sie. „Hauptsache ihr lasst uns das Blut in den Adern gefrieren.“ Wer überzeugt, darf in die nächste Runde, das sogenannte „Monster-College“, das am 27. und 28. September in der Metropolis-Halle stattfindet. Dort bekommen die Kandidaten dann intensiven Schauspiel- und Maskenbildnerunterricht.
Nun ist aber erst einmal die Vorauswahl zu schaffen: Nach Nummern sortiert, tritt jeder Bewerber vor und schreit, droht oder stirbt mal mehr, mal weniger gruselig. Manche kommen wie Katja ohne Kostüm, andere sind gleich im kompletten Gruseloutfit angereist. So zum Beispiel Nina (20) und Jakob (18), die vor allem durch ihre professionell geschminkten Masken auffallen. Nina stellt „Alice in Madness“ dar. Eine unheimliche Spiegelversion der bekannten „Alice in Wonderland“ von Lewis Carroll, welche die Protagonistin des gleichnamigen Computerspiels ist. Durch ihre blasse Haut in Gesicht und an den Armen schimmern lauter blaue Äderchen, die Nina in mühsamer Kleinstarbeit aufgeschminkt hat und die ihr eine seltsam verrückte Ausstrahlung geben. Unterstützt wird das Ganze noch durch eine gelblich weiße Kontaktlinse im rechten Auge, die das gruselige Outfit perfektioniert und ihren Castingauftritt zu einem Gänsehautmoment macht. „An dieser Rolle kann ich meine Kreativität ausleben“, sagt die Berlinerin stolz. „Gruselig ist sie schon lange nicht mehr für mich, aber ein Heidenspaß.“
Katja wird beim Anblick all der Monster schon etwas nervös, aber sie sieht auch den Vorteil des Wartens. „Es gab jetzt schon so viele Zombies“, sagt sie. „Da bin ich ganz froh, dass ich mich noch nicht auf eine Rolle festgelegt habe.“ Schließlich hat dann auch sie ihren Auftritt – und was für einen. Innerhalb einer Sekunde verwandelt sich die zurückhaltende Versicherungskauffrau in eine unheimliche Kräuterhexe, die dem Publikum ihre selbstgebraute Suppe andrehen will. „Ich muss euch aber warnen“, krächzt sie dabei. „Alle Leute mit schlechter Seele werden daran sterben.“ Und dann verfällt sie in ein Hexengelächter, das klingt, als würde jemand mit einem Fingernagel eine Schultafel entlangkratzen. Nach ihrem Auftritt guckt sie sehr erleichtert. „Ich war so aufgeregt, meine Beine haben gezittert“, sagt sie lachend. „Aber es war sehr cool, ich hoffe, ich bin weiter.“ Ob sie zum Monster-College zugelassen ist, erfährt sie in den nächsten Tagen. Sarah Kugler
Bewerbungen für die Horrornächte sind noch möglich: Einfach eine kreative Mail mit Foto an horror-casting@filmpark.de senden. Teilnehmer müssen mindestens 18 Jahre alt sein und an den fünf Horror-Nächten-Terminen am 18., 24., 25. und 31. Oktober sowie am 1. November plus den Vorbereitungstagen Zeit haben.
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