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Von Alexander Fröhlich: Schloss in Schrankwand-Optik

Abgeordnete streiten um die Gestaltung des Plenarsaals im neuen Landtag

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Innenstadt - Es sollte ein heller, Licht durchfluteter Saal werden, gewissermaßen das Herz des Potsdamer Stadtschlosses, das als neuer Landtag nach Vorbild des einstigen Knobelsdorffschen Wahrzeichens auf dem Alten Markt errichtet wird. Doch nach heftiger Debatte um die äußere Hülle gibt es nun auch Streit zwischen Landtag und Landesregierung auf der einen und dem Architekten Peter Kulka sowie dem Baukonzern BAM Deutschland AG auf der anderen Seite über immer neue Vorschläge für den Plenarsaal. Inzwischen wird intern die Gefahr gesehen, es könne ein Saal entstehen, der nicht „der vereinbarten architektonischen Qualität“ entspricht, was wiederum beim Architektenwettbewerb unterlegene Mitbieter auf dem Plan rufen könnte. Das jedenfalls befürchten Mitglieder des Landtagspräsidiums und Experten der Regierung, denn Kulkas neue Gestaltungsvarianten nähern sich denen anderer Architekten an. Mehrere mit dem Neubau befasste Parlamentarier, aber auch die Spitze der Landtagsverwaltung äußerten inoffiziell den Eindruck, dass mit dieser abgespeckten Variante Kosten gesenkt werden sollen.

Denn das Land baut das Schloss nicht selbst. Der neue Landtag wird bis 2013 für 120 Millionen Euro in öffentlich-privater Partnerschaft (PPP) von der BAM Deutschland AG errichtet und dann weitere 30 Jahre betrieben. Von der Eröffnung bis 2043 zahlt das Land dann jährlich zehn Millionen Euro an den Konzern, der dann für Heizung, Reinigung, Technik und Bewachung sorgt.

Auf der jüngsten Präsidiumssitzung des Parlaments hatte Kulka mit neuen Entwürfen zur Innengestaltung für eine bessere Akustik und aus ästhetischen Gründen Verwunderung ausgelöst, weil diese vom Siegerentwurf des Architekten erheblich abweichen. Dabei hatte der frühere Finanz- und jetzige Finanzminister Rainer Speer (SPD) vergangenes Jahr noch Bilder eines überaus hellen, nach oben hin zur einer Glaskonstruktion offenen Saal präsentiert. Es waren weiße Wände, silberne Vorsprünge, eine Glaskonstruktion und rote Stühle im Plenarrund vorgesehen, was an die rot-weiße Brandenburg-Fahne erinnern sollte.

Kulka dagegen will nun eine Art Zwischendecke mit ovaler Öffnung und eine dunkle Holzvertäfelung einbauen. Im Landtagspräsidium herrschte deutliche Skepsis, Kulkas Aussagen zur Akustik seien nicht plausibel, hieß es. SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Klara Geywitz und Linke-Fraktionschefin Kerstin Kaiser kritisierten in der internen Präsidiumssitzung vergangene Woche, sie wollen „nicht in einer Sprelacart-Schrankwand“ sitzen, also in einem in der DDR üblichen dunklen Holzimmitat. Weil der BAM-Konzern auf eine zügige Entscheidung in dieser Planungsfrage drängt, will das Präsidium aber nur unter strengen Bedingungen den geänderten Plänen zustimmen. Der Baukonzern wollte sich am Freitag nicht zu dem Vorgang äußern.

Kritik wurde indes auch am zuständigen Finanzminister Helmuth Markov (Linke) und dessen Umgang mit Baukonzern und Architekt laut. Dieser zeige wenig Geschick und verhandle nicht hart genug, hieß es von Beteiligten. „Unter Speer wäre diese neuen Vorschläge gar nicht erst auf unseren Tisch gekommen.“

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